Sex Work and Human Rights

Forschungsprojekt Korea

Hinweis

Bulb RPK 430Ich bitte um Ihr Verständnis, dass das Forschungsprojekt Korea derzeit keine weiteren Übersetzungen bereitstellen kann. Für deutsche Beiträge zum Thema Sexarbeit empfehle ich Ihnen die Webseite des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) und des Projekts Voice4Sexworkers von Sexarbeiter*innen in Deutschland. In Zukunft werden auf dieser Seite nur kurze Hinweise zu Artikeln hinzugefügt werden, die sich mit Südkorea beschäftigen. Aufgrund der Umstellung des Farbschemas dieses Blogs sind Verknüpfungen (Links) leider nicht durchgehend blau hervorgehoben, sondern nur unterstrichen.


23. September 2014 – Save My Seoul? Rettet uns vor den Rettern!

Demnächst: Zweifelhafter Dokumentarfilm über “Sex Trafficking”. Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

21. September 2014 – Minsterium startet Kampagne, um Prostitution abzuschaffen

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

30. Juni 2014 – “Camptown Prostitutes” verklagen südkoreanische Regierung auf Entschädigung

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

22. Juni 2014 – Armuts-Pornografie – Eine Antwort auf Lucy Williamson, BBC-Korrespondentin in Seoul

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

29. März 2014 – Koreanische Sexarbeiter*innen-Organisation Giant Girls verurteilt Hexenjagd der Park-Regierung

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

25. März 2014 – Auf Wiedersehen, Forschungsprojekt Korea! Hallo, Forschungsprojekt Deutschland!

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

24. März – Letztes Update

Letztes Update jetzt erhältlich! Wenn Sie gerne das letzte Update des Forschungsprojekts Korea erhalten möchten, hinterlassen Sie bitte einen Kommentar oder senden eine Email an yongsagisa [at] gmail.com.

21. März 2014 – SPIEGEL-Kritik erreicht Südkorea

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

14. März 2014 – Selbst- und Fremdbestimmung in der Sexarbeit

Vorträge an der Humboldt Universität zu Berlin

Im März 2013 hatte ich die Ehre einen Vortrag zu halten auf einem Symposium an der Humboldt Universität zu Berlin. Der Vortrag trug den Titel “Sexualverbrechen” oder “Sexuelle Selbstbestimmung”? und behandelte Prostitutionsdiskurse in Südkorea und deren negative Auswirkungen auf Sexarbeiterinnen. Dieser Vortrag war Teil einer Session des Symposiums unter dem Titel „Selbst- und Fremdbestimmung in der Sexarbeit“.

Die zweite Vortragende war Noémi Katona, die einen Vortrag hielt mit dem Titel „Zwang, Geld und Intimität: ungarische Sexarbeiterinnen und ihre Zuhälter/Freunde in der Kurfürstenstraße“. Im Februar 2014 wurden die Podcasts von den Organisator*innen zur Verfügung gestellt und ich freue mich, hiermit eine leicht aktualisierte Version meiner Präsentation kombiniert mit dem Podcast veröffentlichen zu können.

Klicken Sie hier, um Noémi Katonas Vortrag anzuhören und hier, um die Diskussion im Anschluss an unsere beiden Vortrage anzuhören. Für alle weiteren Podcasts klicken Sie bitte hier. Bitte beachten Sie, dass wir auf die leider minderwertige Tonqualität keinen Einfluss hatten.

„Menschenhandel im 21. Jahrhundert“

Ungeachtet der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die dem „Menschenhandel“ gewidmet wird, bleibt die Definition des Phänomens jedoch schwierig und umstritten. Am 22. und 23. März 2013 fand das Symposium „Verletzte Leben – verwehrte Rechte. Menschenhandel im 21. Jahrhundert“ an der Humboldt Universität zu Berlin statt. Neben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis präsentierten Nachwuchforscherinnen und -forscher ihre Arbeit in Vorträgen und Workshops. Unterstützt wurde das Symposium von der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft e.V. (Verein der Freunde, der Ehemaligen und der Förderer).

Verletzte Leben - Verwehrte Rechte - Programme Deutsch

28. Januar 2014 – Janice Raymond und das südkoreanische Modell

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

10. Januar 2014 – Wirkungslos und dringend reformbedürftig: Südkoreas Anti-Sexhandelgesetz

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

24.Dezember 2013 – „Ich bin ein Mensch und habe eine eigene Stimme.“

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

21.Dezember 2013 – „Ich bin weder eine Nutte, noch eine Prostituierte oder eine Schlampe. Ich bin eine Sexarbeiterin.“

Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.


13. Dezember 2013 – „Das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt“

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© 2013 Felicitas Schirow
℗ 2013 blumlein records – Andrew Levine

Höhepunkte und Bilder vom Symposium über das deutsche Prostitutionsgesetz am 9. Dezember 2013 in der Berliner Urania. Die Verstanstaltung wurde organisiert von Felicitas Schirow, die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Recht, Kriminologie, Soziologie, und Sozialwissenschaften, sowie eine Expertin from Berliner Landeskriminalamt (LKA) und zwei frauenpolitische Sprecherinnen von der Linken und den Grünen einlud (siehe unten). Mein Vortragsmanuskript können Sie hier abrufen.

© 2013 Felicitas Schirow
℗ 2013 blumlein records – Andrew Levine

Organisatorin

Felicitas Schirow Seit 1997 Besitzerin des Bordells „Café Pssst!“ im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist. Das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts vom 1. Dezember 2000, das den Widerruf von Schirows Gaststättenerlaubnis für rechtswidrig erklärte, gilt als Präzedenzfall und Initialzündung für das spätere Zustandekommen des am 1. Januar 2002 in Deutschland in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes.

Vortragende

Percy MacLean Ehem. Vorsitzender Richter der Berliner Verwaltungsgerichts, ehem. Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Träger der Carl-von-Ossietzky-Medallie der Internationalen Liga für Menschenrechte (2004)

Heike Rudat Leiterin des Dezernats Organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität (inkl. Rotlichtkriminalität) des Landeskriminalamts Berlin (LKA)

Prof. Dr. emer. Monika Frommel Kriminologin, ehem. Direktorin des Instituts für Sanktionsrecht und Kriminologie an der Universität Kiel

Ilona Hengst Sozialarbeiterin mit 25 Jahren Berufserfahrung in der Arbeit mit Sexarbeiterinnen, ehem. Mitarbeiterin der Bezirksämter Schöneberg, Charlottenburg, Wilmersdorf und Steglitz.

Gesine Agena Frauenpolitische Sprecherin und Vorstandsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen

Evrim Sommer Frauenpolitische Sprecherin und Mitglied der Fraktion der Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus

Christiane Howe Soziologin am Institute für Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin

Matthias Lehmann Forscher, angehender Doktorand der juristischen Fakultät der Queens Universität Belfast


12. Dezember 2013 – Vortrag in der Urania

Symposium at the Urania © Andrew Levine

Symposium at the Urania © Andrew Levine

„Daten und Fakten zur Prostitution, die vielleicht überraschen“

Am 9. Dezember fand in der Berliner Urania eine Veranstaltung statt unter dem Titel “Das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt! – Daten und Fakten statt Schwarz(er)-Weiß-Denken”. Ziel der Veranstaltung war es, Politikerinnen und Politikern, den von einer möglichen Änderung des Prostitutionsgesetzes Betroffenen und der allgemeinen Öffentlichkeit die Gelegenheit zu geben, sich umfassend zu informieren. Organisiert wurde die Veranstaltung von Felicitas Schirow, die seit 1997 Besitzerin des Bordells „Café Pssst!“ im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist. Das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts vom 1. Dezember 2000, das den Widerruf von Schirows Gaststättenerlaubnis für rechtswidrig erklärte, gilt als Präzedenzfall und Initialzündung für das spätere Zustandekommen des am 1. Januar 2002 in Deutschland in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes.

Zu den geladenen Expertinnen und Experten gehörten Percy MacLean, ehemaliger vorsitzender Richter am Berliner Verwaltungsgericht und Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte, Heike Rudat, Leiterin des Dezernats Organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität (inkl. Rotlichtkriminalität) des Landeskriminalamts Berlin, Ilona Hengst, Sozialarbeiterin und ehemalige Mitarbeiterin mehrerer Berliner Bezirksämter, die Kriminologin Dr. Monika Frommel, ehemalige Direktorin des Instituts für Sanktionenrecht und Kriminologie an der Universität Kiel, Evrim Sommer, frauenpolitische Sprecherin der Links-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, und die Soziologin Christiane Howe von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Neben dieser beeindruckenden Runde hatte auch ich die Ehre Platz zu nehmen, um mit einem Fokus auf Europa und die asiatisch-pazifische Region über die Auswirkungen von Prostitutionsgesetzen und Gesetzen zur Bekämpfung des Menschenhandels auf die Menschenrechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu berichten.

Mein Vortrag behandelte unter anderem die Menschenrechtsverletzungen bei den kürzlichen Razzien im Londoner Stadtteil Soho, sowie Erkenntnisse aus dem Bericht der Vereinten Nationen mit dem Titel „Sexarbeit and Recht im Asiatisch-Pazifischen Raum“, und die nachweislichen negativen Folgen des viel diskutierten Sexkaufverbots in Schweden.

Vortragsmanuskript

Da nach der Veranstaltung mehrere Gäste mit der Bitte um eine Kopie meines Vortragsmanuskripts an mich herantraten, stelle ich es hiermit zur Verfügung. Bitte klicken Sie hier, um das Manuskript als PDF-Datei aufzurufen.

copyrightBitte beachten Sie: dieses Vortragsmanuskript darf nicht zitiert oder anderweitig veröffentlicht werden ohne meine ausdrückliche Genehmigung. Obwohl der Text z.T. die Namen von Autorinnen und Autoren sowie Titel der zitierten Quellen nennt, enthält er keine Verknüpfungen oder einen für akademische Artikel üblichen Anhang mit Quellenangaben. Sollten Sie diesen Text zitieren wollen oder Schwierigkeiten haben, die entsprechenden Quellen zu lokalisieren, kontaktieren sie mich bitte per Email an yongsagisa[at]gmail[punkt]com.


8. Dezember 2013 – Einladung in die Urania

Das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt

Einladung zur Doppelveranstaltung zum Thema
Prostitutionsgesetz am 9.12. in der Berliner Urania

Ich möchte Sie herzlich zur Veranstaltung “Das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt!” am 9. Dezember in der Berliner Urania einladen. (Sollten Sie nicht in Berlin wohnen: die Veranstaltung wird komplett aufgezeichnet. Die Aufnahmen werden zu einem späteren Zeitpunkt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.)

Aufgrund der derzeitigen politischen Situation bietet diese Veranstaltung sowohl der allgemeinen Öffentlichkeit als auch den von einer möglichen Gesetzesänderung Betroffenen die Gelegenheit, sich umfassend zu informieren. Lesen Sie dazu bitte die detaillierte Info-Broschüre [PDF], die u.a. die Referentinnen und Referenten aus den Bereichen Justiz, Polizei, Soziales und Wissenschaft auflistet, zu denen auch ich die Ehre habe dazuzuzählen.

ProstG Urania„Das habe ich mir ja ganz anders vorgestellt!“
9. Dezember 2013 – 18:00 Uhr
Humboldt-Saal, Urania Berlin
An der Urania 17, 10787 Berlin

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie am Montag zu einer oder beiden Veranstaltungen in der Urania kommen würden, um sich über die komplexen Themen, die auch Teil der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD waren, genauer zu informieren. Ohne meinem Vortrag zu sehr vorgreifen zu wollen, empfehle ich Ihnen dazu auch meinen neuesten Beitrag Eine Mogelpackung der Zwangskoalition – Menschenhandel und Prostitution im Koalitionsvertrag.

Auf diesem Blog finden Sie auch weitere neue Beiträge zum Thema, sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache, darunter Videos der Protest-Aktion gegen Alice Schwarzer, die bei der Präsentation ihres Buchs „Prostitution – Ein deutscher Skandal“ in der Urania aufgenommen wurden und Ihnen einen interessanten Einblick in diese Veranstaltung ermöglichen.

Zuletzt möchte ich Sie auf den Appell für die Stärkung der Rechte und für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit hinweisen. Er wurde vom im Oktober neu gegründeten Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) gestartet und ist bisher von nahezu 1.500 Menschen und Organisationen unterzeichnet worden, darunter von einer Vielzahl von Beratungsstellen, sowohl für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter als auch für Opfer von Menschenhandel, und der Deutschen AIDS-Hilfe. Mitglieder des deutschen Bundestages und weitere Politikerinnen und Politiker gehören ebenso zu den Unterzeichnenden, wie eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, und anderen Privatpersonen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie den Appell, den auch ich unterstütze, aufmerksam lesen und hoffentlich ihrer Unterstützung für würdig erachten würden. Auf ein Treffen mit Ihnen am Montag in der Urania freue ich mich.

Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Lehmann

Weitere Links zu sozialen Medien, die Veranstaltung betreffend:

Facebook Veranstaltungsseite

Facebook Seite

Tumblr Blog (mit Pressespiegel)

Twitter

4. Dezember 2013 – Kommentare in internationalen Medien

Japan Times OpinionDie Japan Times veröffentlichte am 27. November 2013 meinen Brief an die Redaktion, in der ich auf einen Artikel antwortete, dessen Titel suggerierte, dass die deutsche Öffentlichkeit an der Legalisierung der Prostitution zweifele, und der sich auf Angaben Alice Schwarzers und der Redaktion des EMMA-Magazins bei einer Pressekonferenz im Haus des Vereins der ausländischen Presse in Deutschland stützte.

The ObserverDarüber hinaus kommentierte ich einen Artikel mit einem ähnlichen Titel in der englischen Wochenendzeitung The Observer, verfasst vom Korrespondenten des Guardians und Observers in Berlin, Philip Oltermann. Es freut mich mitzuteilen, dass Herr Oltermann zugab, dass seine ohne Absicht gewählten Worte falsch interpretiert werden könnten, und zwei von mir bemängelte Passagen in der Online-Ausgabe korrigieren ließ.

Ich bitte um Verständnis, dass dieser Eintrag aus Zeitgründen vorerst nicht übersetzt werden kann. Bitte lesen Sie den Beitrag im englischen Original.

26. November 2013 – Eine Mogelpackung der Zwangskoalition

Koalitionsvertrag CDU CSU SPD [1]

Menschenhandel und Prostitution im Koalitionsvertrag

Da die Bekämpfung von „Zwangsprostitution“ bzw. Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung* seit geraumer Zeit viel Beachtung in den Medien und der breiten Öffentlichkeit erhält, ist das Thema nun auch Bestandteil des Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD.

Zuvor war die Union mit ihrem Gesetz zur Bekämpfung des Menschenhandels und Kontrolle von Prostitutionsstätten im Bundesrat gescheitert, da es „dem Ziel, den Menschenhandel einzudämmen beziehungsweise zu bekämpfen sowie die erforderliche Überwachung von Prostitutionsstätten zu ermöglichen, nicht gerecht“ wurde und der grundsätzlichen Kritik von Fachleuten nicht Rechnung trug.

Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und deutet an, dass die Union nicht gewillt ist, das Gesetz wie vom Bundesrat empfohlen grundlegend zu überarbeiten, wohingegen die SPD, die das Prostitutionsgesetz im Jahr 2002 gemeinsam mit den Grünen verabschiedete, ihren Widerstand aufgegeben zu haben und die Pläne der Union zu unterstützen scheint, nachdem sie noch im September im Bundesrat dagegen votiert hatte.

Der Koalitionsvertrag beinhaltet folgende Passage zum Thema „Menschenhandel, Prostitutionsstätten“.

Wir wollen Frauen vor Menschenhandel und Zwangsprostitution besser schützen und die Täter konsequenter bestrafen. Künftig sollen Verurteilungen nicht mehr daran scheitern, dass das Opfer nicht aussagt. Für die Opfer werden wir unter Berücksichtigung ihres Beitrags zur Aufklärung, ihrer Mitwirkung im Strafverfahren sowie ihrer persönlichen Situation das Aufenthaltsrecht verbessern sowie eine intensive Unterstützung, Betreuung und Beratung gewährleisten.

Zudem werden wir das Prostitutionsgesetz im Hinblick auf die Regulierung der Prostitution umfassend überarbeiten und ordnungsbehördliche Kontrollmöglichkeiten gesetzlich verbessern. Wir werden nicht nur gegen die Menschenhändler, sondern auch gegen diejenigen, die wissentlich und willentlich die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ausnutzen und diese zu sexuellen Handlungen missbrauchen, vorgehen. Wir werden die Ausbeutung der Arbeitskraft stärker in den Fokus der Bekämpfung des Menschenhandels nehmen.

Was auf den ersten Blick wirken mag wie die Einhaltung des Versprechens Angela Merkels, sich das Thema „nochmal ganz besonders zu Herzen“ zu nehmen, birgt in Wahrheit eine Vielzahl von Mängeln, die im Folgenden erläutert werden werden.

1. Geschlechtsspezifische Voreingenommenheit („gender bias“)

„Wir wollen Frauen vor Menschenhandel und Zwangsprostitution besser schützen“

Männliche und transsexuelle Sexarbeiter_innen finden keine Erwähnung, obwohl insbesondere letztere überproportional von gewalttätigen Übergriffen betroffen sind.

Mehr als häufig sind Trans*-Frauen darauf angewiesen, Sexarbeit zu machen, weil der Arbeitsmarkt ihnen sonst kaum Gelegenheiten gibt, ihre eigene Existenz zu sichern. Gerade die Migrantinnen haben es auf dem Straßenstrich schwer, weil sie sich bei Gewalt-Fällen schwieriger an die Polizei wenden können und insgesamt noch weniger gesehen oder gehört werden als andere Trans*-Frauen. [Quelle: Gays & Lesbians aus der Türkei, GLADT e.V.]

2a. Kein unbeschränktes Aufenthaltsrecht für Menschenhandelsopfer

„Für die Opfer werden wir unter Berücksichtigung ihres Beitrags zur Aufklärung, ihrer Mitwirkung im Strafverfahren sowie ihrer persönlichen Situation das Aufenthaltsrecht verbessern sowie eine intensive Unterstützung, Betreuung und Beratung gewährleisten.“

Einer der wenigen Punkte, bei denen sich die Befürworter_innen und Gegner_innen der Prostitution einig sind, ist, Opfern sexueller Ausbeutung unabhängig ihrer Aussagen vor Gericht gegen Menschenhändler ein unbeschränktes Aufenthaltsrecht zu gewährleisten. Zitat aus der Anrufung des Vermittlungsausschusses durch den Bundesrat:

Ein weiterer wichtiger Baustein zur effektiven Bekämpfung des Menschenhandels ist die Stärkung der Opfer von Menschenhandel. Diesen Teilaspekt klammert das Gesetz aus. Die Ausgestaltung dieses Aufenthaltsrechts muss den besonderen Erfordernissen der Situation Rechnung tragen, in der sich die Betroffenen befinden. So dürfen etwa aufenthaltsrechtliche Beschränkungen nicht an der Teilnahme an Zeugenschutzprogrammen hindern.

Obwohl die vorliegende Version des Koalitionsvertrags das Aufenthaltsrecht nun nicht mehr gänzlich ausklammert, ist die Formulierung dennoch derart vage gehalten, dass hier keine wirksame Verbesserung für Menschenhandelsopfer zu erwarten ist. Wie die Lücken im Bereich der Opferentschädigung geschlossen werden sollen, bleibt ebenfalls offen, denn die Finanzier- und Machbarkeit der intensiven Unterstützung, Betreuung und Beratung, die gewährleistet werden soll, bleibt unerwähnt.

2b. Irrelevanz der Aussagen von Menschenhandelsopfern

„Künftig sollen Verurteilungen nicht mehr daran scheitern, dass das Opfer nicht aussagt.“

Einer der gefährlichsten Pläne ist, die Aussagen von vermeintlichen oder tatsächlichen Menschenhandelsopfern bei der Strafverfolgung ignorieren zu wollen. Auch wenn die Frustration der Strafverfolgungsbeamten über die schwierige Beweislage verständlich ist, kann es nicht die Antwort sein, die Aussagen bzw. Nichtaussagen von Menschenhandelsopfern zu missachten.

Dies würde bedeuten, dass die Aussagen von Strafverfolgungsbeamten und Dritten schwerer wögen als die der Betroffenen selbst. Angesichts der ausländerfeindlichen Hypothese von Prostitutionsgegner_innen, dass allein die Armut im Herkunftsland ein Beleg für „Zwang“ gegenüber Prostitutionsmigrantinnen sei, ist hier zu befürchten, dass Kriminalbeamte vom Schlage Helmut Sporers von der Kriminalpolzei in Augsburg sich über die Aussagen von Sexarbeiterinnen schlicht hinwegsetzen würden. Sporer, der u.a. ein Meldegesetz für Prostituierte und die Wiedereinführung medizinischer Pflichtuntersuchungen fordert, teilt die nicht belegte Ansicht Alice Schwarzers, dass rund 90 Prozent der Frauen in der Prostitution „unter Zwang, unfreiwillig, aus Notlagen heraus oder scheinfreiwillig“ arbeiten. Dieser Aussage nach zu urteilen spricht Sporer 90 Prozent aller Sexarbeiterinnen in Deutschland die Fähigkeit zur freien Willensentscheidung ab. Gepaart mit den Plänen, die Aussagen vermeintlicher Menschenhandelsopfer in Zukunft ignorieren zu wollen, birgt diese Geisteshaltung große Gefahr für die Lage von selbstbestimmt arbeitenden Sexarbeiter_innen.

3. Falschdarstellung der Kontrolle von Prostitutionsstätten

„Zudem werden wir das Prostitutionsgesetz im Hinblick auf die Regulierung der Prostitution umfassend überarbeiten und ordnungsbehördliche Kontrollmöglichkeiten gesetzlich verbessern.“

Entgegen anders lautenden Behauptungen aus der Union und Teilen der SPD gibt es bereits jetzt umfassende Kontrollmöglichkeiten, die auch ausgiebig genutzt werden. Im Land Berlin kann die Steuerfahndung gemeinsam mit der Kriminalpolizei jederzeit und anlasslos jedes Bordell kontrollieren, wie die Einsatzleiter der AG Rotlicht der Kriminalpolizei Berlin bestätigen. Von Stuttgart berichtete Sozialarbeiterin Sabine Constabel in der kürzlichen Podiumsdiskussion mit Alice Schwarzer in Berlin, dass dort jede Sexarbeiterin kontrolliert und erfasst würde. Das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen wiederum wies im Lagebild Menschenhandel 2012 auf die hohe Kontrolldichte in NRW hin, der übrigens eine rückläufige Anzahl der Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gegenüberstand. Die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auf die Situation von Menschenhandelsopfern sei nicht erkennbar sei, so der Bericht.

Demnach trifft die Behauptung, dass die Polizei einen Mangel an Kontrollmöglichkeiten hätte, in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen nicht zu. Vielmehr blieben die Kontrollmöglichkeiten der Polizei, die auf Länderebene unterschiedlich geregelt sind, vom Prostitutionsgesetz unangetastet. Wenn Prostitutionsgegner_innen das Gegenteil behaupten, sind sie entweder schlecht informiert oder leugnen dies absichtlich, wohingegen Politiker_innen das Thema ausnutzen, um vor ihren Bürger_innen eine gute Figur abzugeben.

4. Behinderung des Kampfs gegen „Zwangsprostitution“

„Wir werden nicht nur gegen die Menschenhändler, sondern auch gegen diejenigen, die wissentlich und willentlich die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ausnutzen und diese zu sexuellen Handlungen missbrauchen, vorgehen.“

Wie oben erwähnt, ist die Frustration über die schwierige Beweislage bei der Strafverfolgung von Menschenhändlern genauso verständlich wie die generelle Absicht löblich ist, diejenigen zu bestrafen, die wissentlich die Zwangslage von Menschenhandelsopfern ausnutzen. In der Praxis ist dieses Wissen jedoch schwer bis gar nicht nachzuweisen und eine weitere Erklärungen dazu bleibt der Passus des Koalitionsvertrags schuldig.

Es steht zu befürchten, dass Kund_innen die Kooperation mit der Polizei scheuen werden, sollte Unsicherheit darüber herrschen, ob sie selbst belangt werden könnten, wenn sie einen Verdacht melden würden. Wie schon in meinem vorigen Beitrag sei hier Pye Jacobsson zitiert, Sexarbeiterin und Sprecherin für Rose Alliance, einer Organisation von und für Sex- und Erotikarbeiter_innen in Schweden.

In der Sexindustrie gibt es Menschen, die missbraucht werden, die leiden, die Opfer von Menschenhandel sind usw. Aber der übliche Weg über den die Polizei von diesen erfährt ist nicht von Sexarbeiterinnen, sondern von Kunden. Denn es gibt durchaus Kunden, die keine Arschlöcher sind, die sagen, ‚das kommt mir komisch war‘, und die rufen bei der Polizei an. Und natürlich rufen sie jetzt nicht mehr die Polizei an, denn wenn sie die Polizei anrufen, werden sie eines Verbrechens angeklagt. (Um das Interview anzusehen, klicken Sie bitte hier.)

5. Mangelhafte Definitionen

„Wir werden die Ausbeutung der Arbeitskraft stärker in den Fokus der Bekämpfung des Menschenhandels nehmen.“

Da der Passus den Titel „Menschenhandel, Prostitutionsstätten“ trägt, scheint sich der Koalitionsvertrag hier nicht auf die Ausbeutung der Arbeitskraft im Allgemeinen, sondern ausschließlich auf Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung zu beziehen. Es ist anzunehmen, dass dieser Satz eine Anspielung auf sogenannte Flatrate-Bordelle ist, zu denen Undine de Rivière, Sexarbeiterin und Sprecherin des Berufsverbandes für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) folgendes erklärt.

Wir sind generell für den Erhalt der Vielfalt von Arbeitsstätten und Arbeitsweisen in der Sexarbeit. Ich kenne Frauen, die genau so arbeiten möchten – weil sie selbst keine Kundenakquise machen wollen, weil sie das feste Tageshonorar schätzen, weil die Einnahmen dort häufig nicht schlechter, manchmal sogar besser sind. Und, um mal deutlich zu werden: Diese Flatrate-Geschichte hört sich erst einmal, sagen wir, überfordernd an. Aber sie ist vor allem eine Werbegeschichte. Das Flatrate-Konzept lebt nicht zuletzt von männlicher Selbstüberschätzung. Das sind Kunden, die einmal zahlen, zehn Mal wollen und dann zwei Mal können. Aber natürlich gibt es Frauen, die davon überfordert sind, die solche Arbeitsbedingungen nicht möchten und schrecklich finden.

Die genauen Vorhaben einer möglichen schwarz-roten Regierungskoalition, eine Regulierung oder ein Verbot von Flatrate-Bordellen betreffend, bleiben wie so vieles in diesem Abschnitt des Koalitionsvertrags unklar.

Fazit: Eine Mogelpackung der Zwangskoalition

Wie schon das im Bundesrat gescheiterte schwarz-gelbe Gesetz zur Bekämpfung von Menschenhandel und Kontrolle von Prostitutionsstätten verfehlen es die Pläne der angehenden Zwangskoalitionäre von Union und SPD, eine wirksame Bekämpfung des Menschenhandels sowie einen effektiven Opferschutz und ein unbeschränktes Bleiberecht für Menschenhandelsopfer auf den Weg zu bringen. Zudem fehlt es erneut an Definitionen, Definitionen, Definitionen.

Die Finanzierung der geplanten Maßnahmen bleibt ebenso offen wie die Frage des Nachweises der wissentlichen und willentlichen Ausnutzung der Zwangslage von Menschenhandelsopfern und „Zwangsprostitutierten“. Besonders bedenklich ist das Vorhaben, die Aussagen von vermeintlichen Menschenhandelsopfern in Strafverfahren nicht weiter berücksichtigen zu wollen, da es der Bevormundung von selbstbestimmt arbeitenden Sexarbeiter_innen und Migrant_innen Tür und Tor öffnen würde. Angesichts der Forderung eines Helmut Sporers, medizinische Pflichtuntersuchungen für Sexarbeiter_innen wieder einzuführen, scheint der Weg zur verpflichtenden Teilnahme an „Rehabilitationsmaßnahmen“ für Sexarbeiter_innen nicht mehr weit zu sein.

Diese Mogelpackung der CDU/CSU und SPD lässt eine grundlegende Fehleinschätzung der Sachverhalte erkennen, deren Ursache in der anhaltenden Missachtung der Meinungen von Expert_innen, Sexarbeiter_innen und anderen Betroffenen liegt. Dem Koalitionsvertrag nach zu urteilen ist eines gewiss: mit diesen Plänen wird es weder eine wirksame Bekämpfung des Menschenhandels, noch einen wirksamen Schutz für Menschenhandelsopfer geben. Stattdessen steht eine Erosion der Rechte von Sexarbeiter_innen und Migrant_innen zu befürchten.

Das Schlusswort gebührt Undine de Rivière, Sexarbeiterin und Pressesprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD).

Als wäre der parlamentarische Schnellschuss kurz vor der Sommerpause nicht genug gewesen, droht nun schon wieder ein Sammelsurium an diskriminierender und kontraproduktiver Symbolpolitik, die schnellstmöglich den durch Sensationsmedien und Hetzkampagnen geschürten öffentlichen Druck befriedigen soll. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate wird die Chance vertan, sachlich, überlegt und zusammen mit den Betroffenen an funktionierenden Lösungen für die wirklichen Probleme innerhalb der Branche zu arbeiten.


*Zwangsprostitution

Der Begriff „Zwangsprostitution“ ist hier jeweils in Anführungszeichen gesetzt, da er umstritten ist.

„Zwangsprostitution gibt es nicht. Prostitution ist eine freiwillig erbrachte sexuelle Dienstleistung, die einen einvernehmlichen Vertrag zwischen erwachsenen Geschäftspartner/innen voraussetzt. Ohne dieses Einvernehmen handelt es sich nicht um Prostitution, sondern um erzwungene Sexualität und damit um sexualisierte Gewalt.“ – Presseerklärung der Bundesweiten AG Recht und Prostitution vom 14. März 2005


26. November 2013 – Das Verbieten des Kaufs sexueller Dienstleistungen

Human Trafficking Bill Northern Ireland Snapshot Clause 6 - RPK

Eine Einführung für Laien

Die englische Version dieses Beitrags wurde Anfang November veröffentlicht, nachdem die Frist für das Einreichen von Beiträgen zu einem Gesetzesvorschlag in Nordirland abgelaufen war, der u.a. den Kauf sexueller Dienstleistungen unter Strafe stellen würde. Da ein solches Verbot der Prostitution auch in Deutschland derzeit wieder heiß diskutiert wird, möchte ich denen, die mit dem Thema nicht vertraut sind, einen Überblick ermöglichen. Diese Einführung ist insbesondere für diejenigen gedacht, die eine Bestrafung der „Freier“ als einen Schritt in die richtige Richtung betrachten, um Menschen, die in der Sexindustrie tätig sind, zu schützen.

In ihrem Bericht “Das schwedische Sexkaufverbot: Beanspruchte Erfolge und dokumentierte Effekte“ beschreiben Susanne Dodillet and Petra Östergren das sogenannte „Schwedische Modell“ wie folgt.

Das „Schwedische Modell“

Das „Schwedische Model“ besteht aus mehreren Gesetzen und Verordnungen. Die drei wichtigsten Regelungen, die Prostitution zwischen Erwachsenen kriminalisieren oder verhindern sollen, sind das Kuppeleigesetz, der Kündigungszwang für Mietverträge von zur Prostitution genutzten Wohnungen und Zimmern, und das Sexkaufverbot. (Seite 3)

Als Folge dieser Gesetze dürfen in Schweden keine Bordelle betrieben werden und Prostituierte können weder Wohnungen noch Hotelzimmer für ihre Tätigkeit mieten. Sie dürfen einander nicht bei der Beschaffung von KundInnen oder als AufpasserInnen helfen und keine Reklame machen. Prostituierte dürfen mit anderen Worten nicht zusammenarbeiten, sie dürfen einander keine KundInnen empfehlen, können nicht in der Wohnung arbeiten, die sie mieten oder mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin bewohnen (da es wahrscheinlich ist, dass der Partner oder die Partnerin vom Erlös der Prostitution profitiert und sich somit strafbar macht). (Seite 4)

Ein anderer einzigartiger Aspekt des Sexkaufverbots ist die Beharrlichkeit, mit der für das Gesetz als „Schwedisches Modell“ geworben wird. Von Anfang an war der Export des Verbots in andere Länder ein ausdrückliches Ziel. Sowohl Regierungen, Behörden, politische AkteurInnen als auch NGOs haben beachtliche Summen und viel Zeit darauf verwendet, es international zu bewerben. Länder, die erwägen, ihre Prostitutionspolitik zu reformieren, blicken interessiert nach Schweden. (Seite 2)

Zwei dieser Länder sind Deutschland und Frankreich.

Kontroversen über geplante Änderungen der Prostitutionsgesetze in Deutschland und Frankreich

#PROstitutionIn Deutschland finden derzeit Appelle für und gegen Prostitution viel Beachtung in den Medien. Der Appell FÜR Prostitution, gestartet vom Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD), ruft zur Stärkung der Rechte und Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit auf. Der Appell, der inzwischen von über 1.000 Menschen und Organisationen unterzeichnet wurde, ist eine Antwort auf den Appell gegen Prostitution, den die Feministin und Prostitutionsgegnerin Alice Schwarzer vor der Veröffentlichung ihres neuen Buchs „Prostitution – Ein deutscher Skandal“ startete.

Prostitution ist in Deutschland legal und auf kommunaler Ebene reguliert. Nach ihrem kürzlichen Sieg bei den Bundestagswahlen plant die Union jedoch, Deutschlands liberales Prostitutionsgesetz zu kippen, sobald die neue Regierungskoalition steht. Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) sprach sich für eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes aus, um Menschenhandel und Zwangsprostitution effektiver zu bekämpfen, doch ihre Unterschrift unter Schwarzers Appell rückt ihre Motive genauer ins Licht: die „Ächtung und Bestrafung der Freier“ und die „Abschaffung des Systems Prostitution“. Die Pläne Böhmers und ihrer Partei treffen jedoch auf Widerstand bei den Mitte-links-Parteien, und der Versuch der schwarz-gelben Regierungskoalition, im letzten Moment ein Gesetz zur stärkeren Regulierung einzuführen, scheiterte im Bundesrat. Um diese Änderungen dennoch durchzuboxen, plant die Union nun, sie mit in den Koalitionsvertrag mit den Sozialdemokraten aufzunehmen, und es muss sich erst noch zeigen, ob Letztere das Gesetz verteidigen werden, das sie 2002 gemeinsam mit den Grünen verabschiedeten.

[Bitte lesen Sie dazu meinen Beitrag Eine Mogelpackung der Zwangskoalition: Menschenhandel und Prostitution im Koalitionsvertrag vom 26. November 2013.]

Le manifeste des 343 salaudsIn Frankreich verursachten 343 Intellektuelle eine Kontroverse mit der Unterzeichnung ihrer Erklärung, die das Recht verteidigt, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen. Veröffentlicht wurde das „Manifest der 343 Dreckskerle“, das sowohl bei Aktivist_innen für die Rechte von Sexarbeiter_innen als auch bei Prostitutionsgegner_innen für Empörung sorgte, unmittelbar vor einer Parlamentsdebatte über ein Gesetz, das den Kauf von Sex verbieten und Geldstrafen für Zuwiderhandelnde in Höhe von 1.500 Euro einführen würde bzw. dem doppelten Betrag im Wiederholungsfall.

Obwohl Prostitution selbst in Frankreich nicht illegal ist, sind eine Reihe damit verbundener Aktivitäten verboten, darunter das Anbieten sexueller Dienstleistungen, Zuhälterei, das Betreiben eines Bordells, sowie von Einkünften der Prostitution anderer zu leben. Die französische Frauenministerin und Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem rührt die Trommel für die Abschaffung der Prostitution in Frankreich. Wie Schwarzer in Deutschland ist sie nicht daran interessiert, die Rechte von Sexarbeiter_innen zu verbessern, sondern daran, „Prostitution verschwinden zu sehen“, ein Langzeitziel, das sie hofft, nicht nur in Frankreich, sondern mit der Hilfe Großbritanniens in ganz Europa zu verwirklichen.

Gesetzesvorschlag gegen Menschenhandel in Nordirland

Wie in Frankreich ist Prostitution selbst in Großbritannien nicht illegal, aber die oben aufgeführten Aktivitäten, die damit verbunden sind, sowie das sog. Kerb-crawling, das Entlangfahren mit dem Auto an Straßen in Rotlichtbezirken, sind auch hier verboten. Darüber hinaus können und werden von der Polizei Verwarnungen gegen asoziales Verhalten (ASBOs) genutzt, um Platzverweise gegen Sexarbeiter_innen oder ihre Kund_innen auszusprechen; dafür reichen Beweise aus, die auf Hörensagen basieren. Während „der Kauf sexueller Dienstleistungen einer Prostituierten, die unter Zwang steht“ in England, Wales und Nordirland unter Strafe steht, ist es nach schottischem Recht irrelevant, ob Dritte aus der sexuellen Nötigung Anderer Einkünfte erzielen. Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen sind im Sexual Offences (Scotland) Act von 2009 entsprechend definiert. Vier Anläufe, das Bezahlen für sexuelle Dienstleistungen in Schottland unter Strafe zu stellen, sind gescheitert, der jüngste davon im Juni 2013, als über 80% des schottischen Parlaments gegen den Vorschlag Rhoda Grants votierten, die die Kunden von Sexarbeiterinnen kriminalisieren wollte.

Northern Ireland AssemblyDie beiden letzten Versuche wurden von öffentlichen Konsultationsvorgängen des schottischen Parlaments begleitet, bei denen umfassende Beweise eingebracht wurden in Hinblick auf die negativen Auswirkungen einer Kriminalisierung des im gegenseitigen Einvernehmen geschehenen Kaufs sexueller Dienstleistungen. Nichtsdestotrotz erwägt nun auch das nordirische Parlament die Einführung des „Schwedischen Modells“.

Die 19 Klauseln des Gesetzesentwurf gegen Menschenhandel und Ausbeutung (Weitere Vorschriften und Unterstützung für Opfer) beinhalten die folgenden Ziele:

  • Die Einführung neuer Definitionen in Bezug auf Menschenhandelsdelikte
  • Die Gewährleistung wirksamer Hilfeleistungen und Unterstützung für Menschenhandelsopfer
  • Die Gewährleistung zusätzlicher Schutzmaßnahmen für Opfer und Zeugen im Verlaufe von Ermittlungen und Gerichtsverfahren
  • Die Veröffentlichung eines jährlichen Strategiepapiers durch das Justizministerium, um das Bewusstsein zu erhöhen und Menschenhandel zu verringern, sowie die Beauftragung eines Berichterstatters für Nordirland

Die 6. Klausel der Gesetzesentwurfs zielt jedoch darauf ab, „den Kauf sexueller Dienstleistungen als neuen Straftatbestand zu schaffen, um die Nachfrage nach Menschenhandelsopfern zu reduzieren und Ausbeutung zu bekämpfen“. Beabsichtigt wird, die Sexual Offences (Northern Ireland) Order 2008 wie folgt zu ändern:

(2) Für Artikel 64A (Kauf sexueller Dienstleistungen einer Prostituierten, die unter Zwang steht etc.) ersetzen — “64A Kauf sexueller Dienstleistungen einer Person”

Der Gesetzesvorschlag versucht demnach, das Element des Zwangs zu streichen und jeglichen Kauf sexueller Dienstleistungen unter Strafe zu stellen, ungeachtet des Einverständnisses der daran beteiligten Personen.

Nach meiner Eingabe an das schottische Parlament, sandte ich diesmal wissenschaftliche Beweise an den Justizausschuss des nordirischen Parlaments und Lord Morrow, der den Gesetzesvorschlag einbrachte, um erneut auf die negativen Auswirkungen hinzuweisen, die ein Verbot des im gegenseitigen Einvernehmen geschehenen Kaufs sexueller Dienstleistungen hinzuweisen, nicht allein, wo Sexarbeiter_innen betroffen sind, sondern auch hinsichtlich des erklärten Ziels, Menschenhandel und Ausbeutung zu verringern.

Das Scheitern des „Schwedischen Modells“

Die folgenden Absätze sind Auszüge der wissenschaftlichen Beweise, die ich in meinem Schreiben an Lord Morrow und den Justizausschuss des nordirischen Parlaments sandte.

Dodillet und Östergren, die die beanspruchten Erfolge und dokumentierten Effekte des schwedischen Sexkaufverbots untersuchten, das – wie Ihr Gesetzesvorschlag – den Kauf sexueller Dienstleistungen kriminalisiert, beschrieben die negativen Auswirkungen des sogenannten „Schwedischen Modells“ wie folgt.

Die häufigste und vielleicht schwerwiegendste Beschwerde von den Prostituierten selbst ist, dass sie eine verstärkte Sigmatisierung erleben, seit das Sexkaufverbot in Kraft getreten ist. Manche argumentieren auch, das Verbot sei ein Verstoß gegen ihre Menschenrechte und viele sagen, sie fühlten sich weder fair noch respektvoll behandelt: sie würden nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet. Prostituierte beschweren sich zudem über die Tatsache, nicht in den Gesetzgebungsprozess einbezogen worden zu sein. Da Prostituierte den Eindruck haben, ihre rechtliche und gesellschaftliche Situation nicht beeinflussen zu können, fühlen sie sich machtlos. Und da das Verbot auf der Idee aufbaut, Frauen, die Sex verkaufen, seien Opfer, schwach und ausgebeutet, klagen sie, das Gesetz propagiere stereotype Vorurteile über Prostituierte.

Das Socialstyrelsen [Nationaler Rat für Gesundheit und Wohlfahrt] berichtet, aufgrund des Sexkaufverbots hätten Prostituierte weniger Vertrauen in Behörden, Polizei und das Justizsystem. Die Hälfte der Befragten in der Studie von RFSL geben an, die gegenwärtige Gesetzgebung halte Menschen davon ab, Hilfe zu suchen. Anstatt in der Polizei eine schützende Instanz zu sehen, fühlten sich Prostituierte von ihr gejagt. Prostituierte klagten außerdem über die unsichere Gesetzeslage – sie werden von den Gerichten als Zeuginnen geladen, haben jedoch weder die Rechte einer bzw eines Angeklagten noch eines Opfers. Andere berichteten von einer größeren Abhängigkeit von Dritten. Da es heute schwieriger sei, einen direkten Kundenkontakt herzustellen, sei man auf die Dienste von AgentInnen/ ZuhälterInnen/HelferInnen angewiesen, um Kunden zu finden. (Seite 21-22)

Petite Jasmine Header Facebook Cover Photo [RPK]

Was den Schutz von Sexarbeiterinnen anbetrifft, kann das „Schwedische Modell“ daher als totaler Misserfolg betrachtet werden, wie die Umstände der Ermordung Eva-Marree Smith Kullanders (Petite Jasmine) so tragisch veranschaulichten. Doch nicht genug damit, dass sich das Gesetz negativ auf die Gesundheit und Sicherheit von Sexarbeiterinnen auswirkt und sie bei der Kontaktaufnahme mit Kunden abhängiger von Dritten macht; das Gesetz erreicht zudem ebenso wenig das Ziel, Menschenhandel einzudämmen.

Was die KundInnen betrifft, scheinen diese weniger gewillt, in Prozessen gegen potentielle MenschenhändlerInnen und ZuhälterInnen als Zeugen auszusagen, da sie nun selbst eines Verbrechens schuldig sind. Freier können sich schlechter gegen Erpressungen und Diebstähle wehren, da ihr Verhalten kriminell ist. Das Stigma, das mit dem Kauf sexueller Dienste verknüpft ist, hat zur Folge, dass Menschen ihre Arbeit verlieren, auch wenn sie nur verdächtigt werden, Freier zu sein. (Seite 21)

[Um den Bericht im englischen Original in ganzer Länge zu lesen, klicken Sie bitte hier. Die deutsche Version wurde im Sammelband „Linzer Schriften zur Frauenforschung: SexWork(s), verbieten – erlauben – schützen?“ veröffentlicht.]

Pye Jacobsson, Sexarbeiterin und Sprecherin für Rose Alliance, einer Organisation von und für Sex- und Erotikarbeiter_innen in Schweden, erklärt die Auswirkungen des schwedischen Sexkaufverbots folgendermaßen.

In der Sexindustrie gibt es Menschen, die missbraucht werden, die leiden, die Opfer von Menschenhandel sind usw. Aber der übliche Weg über den die Polizei von diesen erfährt ist nicht von Sexarbeiterinnen, sondern von Kunden. Denn es gibt durchaus Kunden, die keine Arschlöcher sind, die sagen, ‚das kommt mir komisch war‘, und die rufen bei der Polizei an. Und natürlich rufen sie jetzt nicht mehr die Polizei an, denn wenn sie die Polizei anrufen, werden sie eines Verbrechens angeklagt. (Um das Interview anzusehen, klicken Sie bitte hier.)

Laut Dr. Basil Donovan, Hauptverfasser des Berichts „Die Sexindustrie in Neusüdwales“, sind „jegliche Bemühungen, Verbote oder die Lizenzierung von Sexarbeit wieder einzuführen, […] ein Schritt zurück“.

Gerichtsbezirke, die versuchen Sexarbeit zu verbieten oder lizenzieren verlieren immer den Überblick, denn die Industrie rutscht dann ins Abseits. Prostitutionsgesetze sind die besten Verbündeten von Ausbeuter_innen. Im Gegensatz dazu haben Gesundheits- und Gemeindemitarbeiter_innen in NSW umfassenden Zugang zur Sexindustrie und Kontrollmöglichkeiten. Dieser Zugang hat zur gesündesten Sexindustrie geführt, die je dokumentiert wurde.

In meinem Brief an Lord Morrow drückte ich meine Zweifel aus, dass er beim Verfassen seines Gesetzesentwurfs einen solch umfassenden Zugang hatte zu Menschen, die in der Sexindustrie arbeiten.

Seine Äußerungen, nachdem Kriminalhauptkomissar Philip Marshall andeutete, dass „eine breitere gesellschaftliche Debatte und ein Verständnis darüber, was Prostitution tatsächlich sei, nötig sei, bevor wir überlegen, welcher Weg der richtige sein könnte“, lässt darauf schließen, dass er nicht einmal den Menschenhandelsexpert_innen der nordirischen Polizei zuzuhören wünscht.

Fazit (Auszug)

Sexarbeiter_innen haben ein ernsthaftes Interesse daran, Verbrechen in ihrem Arbeitsumfeld zu bekämpfen und Leid zu vermindern. Angesichts der Herausforderungen, denen sowohl Sexarbeiter_innen im Besonderen, als auch die Gesellschaft im Allgemeinen gegenüberstehen, ist es enttäuschend, dass Zeit, Mühen und Steuergelder dafür verwendet wurden, einen Gesetzesvorschlag zu entwerfen, der es versäumt, die tatsächlichen Probleme in der Sexindustrie zu addressieren.

Ich bin kein britischer Staatsbürger und ich hoffe, Sie werden mir meinen Wissensmangel über den interparlamentarischen Informationsaustausch der entsprechenden Parlamente des Vereinigten Königreichs nachsehen. In Deutschland findet ein Informationsaustausch zwischen den Bundessländern auf diversen Ebenen statt, insbesondere im Bundesrat, dem Oberhaus des deutschen Parlaments. Obwohl ich nicht andeuten möchte, dass dieser Austausch jederzeit problemlos vonstatten geht, überrascht es mich, dass Sie offenbar keinerlei Notiz von den zwei gescheiterten Versuchen genommen haben, den Kauf sexueller Dienstleistungen im benachbarten Schottland zu kriminalisieren, während derer Experten jeglicher Coleur Nachweise erbrachten, die zu den Niederlagen dieser Gesetzesentwürfe führten.

Gewiss könnte das Geld Ihrer Steuerzahler_innen und Ihre eigene Zeit besser genutzt werden als Gesetzesvorschläge zu entwerfen und zu bewerten, die eine Reihe von Expert_innen, darunter auch aus Schweden, als Gefährdung der Rechte eben jener Menschen beurteilen, denen der Gesetzesvorschlag beabsichtigt zu helfen, und ich möchte hier mit einem Zitat von Daniela Danna abschließen.

Diejenigen, die behaupten, die Rechte von Frauen zu verteidigen, indem sie Prostitution verbieten, weigern sich in Wahrheit, denen zuzuhören, die sich zur Prostitution entscheiden und in dieser Tätigkeit viele positive Aspekte sehen, eine Dienstleistung anbieten, und mit ihren Kund_innen, die sexuellen und menschlichen Kontakt suchen, auf vielen Ebenen – nicht nur auf einer sexuellen – in Beziehung treten.

Mit freundlichen Grüßen,

Matthias Lehmann
Berlin, den 1. November 2013

Bitte klicken Sie hier, um meine gesamte Eingabe an den Justizausschuss im englischen Original zu lesen.


Während es wenig wahrscheinlich scheint, dass Lord Morrow gewillt ist, Beweise zu hören, die seinen Überzeugungen zuwider laufen, bleibt zu hoffen, dass Andere die vielen Sexarbeiter_innen, Akademiker_innen, Organisationen und Privatpersonen beachten, die den Kampf gegen die Kriminalisierung der Sexarbeit fortsetzen.
 

Bill stagesDie Ausschussphase endete am 12. November 2013. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte der Webseite des nordirischen Parlaments oder folgen sie den Updates des Forschungsprojekts Korea.


Bitte beachten Sie: die obigen Beschreibungen der Prostitutionsgesetzgebungen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind nicht erschöpfend. Die Absicht dieses Artikels ist es, denen, die weniger mit dem Thema der aktuellen Prostitutionsgesetze vertraut sind, einen Einstieg zu bieten. Wenn Sie Fragen haben oder Kommentare abgeben möchten, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion am Ende dieser Webseite.

Der Link zu Alice Schwarzers Appell ist hier nur zu Informationszwecken eingestellt. Ich befürworte keineswegs die Ansichten, die darin ausgedrückt werden. Ich möchte Sie vielmehr anregen, den Appell FÜR Prostitution – für die Stärkung der Rechte und die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit – zu unterzeichnen, den der neu gegründete Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen gestartet hat und der inzwischen von über 1.000 Menschen und Organisationen unterzeichnet wurde, darunter Expert_innen aus der Sozial- und Rechtswissenschaft, sowie Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter_innen von Beratungsstellen für Prostituierte oder Menschenhandelsopfer und natürlich Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Den Appell FÜR Prostitution finden Sie hier.

Ich bedanke mich herzlich bei Susanne Dodillet und Petra Östergren, die mir die deutsche Version ihres o.g. Artikels zur Verfügung stellten.


15. November 2013 – Videos der Protest-Aktion gegen Alice Schwarzer

Sexarbeiterin kritisiert Schwarzers Betrachtung der Frau als Ware

„Ich will nur sagen, was mich stört, ist die Betrachtung der Frau als Ware. Ich bin Dienstleisterin. Natürlich sind soziale Notlagen Hintergrund. Was mich stört ist die Betrachtung kontextfrei, dass wir nicht sagen: A muss es festes Einkommen geben, Frauen aus der Armut holen; das ist doch der Hintergrund. Und dann sagen, Dienstleistungen würdigen und das älteste der Frauengewerbe auch so aufwerten und Rahmenbedingungen schaffen, dass Frauen nicht weder individuell noch gesellschaftlich als Kinder betrachtet werden, sondern als selbständige, denkende Subjekte.“

(Durch die mindere Tonqualität ist diese Wortmeldung teils etwas schwer verständlich.)

Dieses Video wurde von mir bei der Vorstellung von Anti-Prostitutions-Aktivistin Alice Schwarzers Buch “Prostitution – Ein deutscher Skandal” am 14.11.2013 in der Berliner Urania aufgenommen.

Die beiden folgenden Videos wurden von anderen Gästen aufgenommen. Das erste Video zeigt Sexarbeiterinnen, die daran behindert wurden, neben der Bühne ein Transparent mit der Aufschrift “Mein Beruf gehört mir!” zu entrollen. Das zweite Video hält die Beiträge einer bulgarischen Sexarbeiterin und von Tanja Gangarova von der Deutschen AIDS-Hilfe fest sowie Alice Schwarzers und Sabine Constabels Reaktionen darauf. Lesen Sie dazu auch eine von mir verfasste Einleitung und die wortgetreue Niederschrift.

Protest gegen Alice Schwarzer in Berlin

Podiumsdiskussion mit Alice Schwarzer zum Thema Prostitution

Einleitung und Niederschrift

Nachdem Sabine Constabel von jungen osteuropäischen Frauen erzählte, von denen die meisten ungebildet seien und von denen viele in Deutschland bereits krank ankämen aufgrund schlechter medizinischer Versorgung in ihren Heimatländern, meldete sich eine bulgarische Sexarbeiterin zu Wort:

„3 Jahre arbeite ich im Laufhaus in Berlin, 4 Jahre vorher Artemis, 6 Jahre in anderem Laden. Ich hab noch nie eine Bulgarin getroffen, welche von sie sprechen, wo sie krank waren. … 2 Frauen haben Schutz gesucht, die haben [die Polizei kontaktiert]. Wo treffen Sie diese Frauen?“

Bevor Constabel antworten kann, interveniert Alice Schwarzer: „Das ist doch einfach grotesk und dermaßen unglaubwürdig. Also, wir wissen jetzt einfach, 90 bis 95% der Frauen sind in schweren Notlagen und müssen sich… [Zwischenruf: „Wo sind die Zahlen?“]…können und müssen sich in Deutschland unter menschenunwürdigen Umständen prostituieren. Da gibt es anscheinend ein paar Prozent sehr fröhlicher Prostituierter, bitteschön, unbenommen. Wie werden nicht hinter Ihnen herstiefeln und Ihnen das verbieten. So, es gibt hier um ein anderes Problem. Bitte, wer will noch was sagen? Ach so, Entschuldigung. Sabine Constabel wollte etwas…“

Sabine Constabel: „Ich finde, es war ‘ne klare Frage, ich kann drauf antworten. Die Frage war ja wie ich die treffe oder wie ich auf die komm‘. Das ist ziemlich einfach. Also, wir haben Sprachmittlerinnen, Bulgarinnen, und die Bulgarinnen gehen in die Bordelle, die Bulgarinnen machen den Kontakt in die Modellwohnungen, sie sind auf der Straße, sind da ziemlich schnell bekannt unter den Frauen, und das Problem sind immer die Frauen, die nicht Deutsch sprechen oder nicht genügend Deutsch sprechen, und die kommen dann letztendlich über die Sprachmittlerinnen. Die rufen die an, haben die Telefonnummer, und kommen dann so in die Beratung.

Alice Schwarzer: „Okay, der Herr hat sich schon länger gemeldet. Wenn man ihm… Er kämpft sich grad zum Mikro. Da ist er auch schon.“

Tanja Gangarova (Fachreferentin Migration, Deutsche AIDS-Hilfe) „Ja, guten Abend…“

Alice Schwarzer: „Ich würde sagen, noch zwei, drei Fragen, dann…“

Tanja Gangarova: „Also, ich würde nur gerne zwei, drei Kommentare abgeben. Mein Name ist Tanja Gangarova, ich bin Sozialwissenschaftlerin und ich leite die Bereiche Migration und Sexarbeit und Internationales bei dem Bundesverband der deutschen AIDS-Hilfe. Wir sind ein Verband, was mittlerweile aus 130 Organisationen besteht, und im Namen dessen stehe ich heute da, weil wir grundsätzlich den Appell gegen Prostitution ablehnen, und ich sag‘ Ihnen dazu, hier findet auch heute eine ganz gefährliche Vermengung von Sexarbeit und Menschenhandel statt. [Applaus] Aus unserer Sicht kann eine konstruktive Kommunikation erst dann geschehen, wenn [es] eine klare Trennung zwischen diesen zwei Bereichen gibt. Für den Menschenhandel gibt es in Deutschland, nicht nur in der Sexarbeit, auch in jedem anderen gesellschaftlichen Zusammenhang das Strafrecht, und das ist auch gut so. Nicht nur Sexarbeiterinnen, auch Sexarbeiter, denn Sie vergessen das auch noch [Applaus] entscheiden sich selbständig, selbst wenn sie aus prekären Situationen kommen, denn ich komme selber aus Bulgarien, sind sie handelnde Subjekte.“

Alice Schwarzer versucht zu unterbrechen, aber Tanja Gangarova fügt an: „Letzter Kommentar. Ich habe international in diversen Ländern gearbeitet und ich kann Ihnen aus der Präventionsperspektive sagen, dass Verbote und Kriminalisierung haben noch nie dazu geführt, dass es keine Sexarbeit mehr gibt. [Applaus]

Alice Schwarzer: „Wir haben schon verstanden. Frau Constabel möchte…“

Tanja Gangarova: „Ich würde sehr gerne sagen auch etwas zu dem schwedischen Modell, weil das ist alles Quatsch. Das schwedische Modell hat dazu geführt, dass Prostitution nicht mehr sichtbar ist auf der Straße. [Rest nicht hörbar, Gangarova weist darauf hin, dass sich die Situation für Sexarbeiterinnen nicht verbessert hat.] [Tosender Applaus]

Alice Schwarzer: „Also, ich darf Ihnen sagen, dass die EMMA gerade mit der schwedischen Botschaft im Frühjahr einen Kongress plant, und da lassen wir mal die Leute kommen und werden sie genau befragen, und sie können es berichten.

Auf Unruhe im Publikum reagiert Alice Schwarzer mit der Bemerkung: „Ideologie sticht Realität, ‘ne? Ihr wollt das einfach nicht hören.“ [Gelächter von Schwarzers Gegner_innen, Applaus von ihren Unterstützer_innen] „Ich erlebe das nicht zum ersten Mal.“

BseD Postcard

14. Juli 2013- Internationaler Protesttag gegen Gewalt und Morde an Sexarbeiter_innen | Aufruf vom ICRSE

[Wordpress] ICRSE Protest 19. Juli
Das Internationale Komitee für die Rechte von Sexarbeiter_innen in Europa (ICRSE) ruft alle seine Mitglieder-Organisationen, Einzelpersonen, Sexarbeiter_innen und Verbündeten auf, um zusammenzustehen und gemeinsam gegen die jüngsten Morde an Jasmine und Dora, die heftige Attacke gegen Ela, und gegen Gewalt gegen Sexarbeiter_innen in Europa und weltweit zu protestieren.

GEWALT GEGEN SEXARBEITER*INNEN MUSS AUFHÖREN!

Türkei und Schweden waren in dieser Woche die Bühne von gewalttätigen Morden an Sexarbeiter_innen – aber die Gewalt ist konstant. In Italien wurden seit Anfang des Jahres drei Sexarbeiter_innen ermordet. In Frankreich wurden Kassandra und Karima ermordet bzw. begangen Selbstmord.

Wir rufen alle unsere Freunde und Familien auf, um gegen systemische transphobe Morde und Gewalt in der Türkei und weltweit zu protestieren. Dora, eine transsexuelle Sexarbeiterin wurde diese Woche getötet; Ela, eine weitere transsexuelle Sexarbeiterin angeschossen; einen ihrer Arme wird sie nicht mehr benutzen können. Dora ist das 31. transgender Opfer von gewalttätigen und tödlichen Angriffen in der Türkei seit 2008.

Wir rufen alle unsere Freunde und Familien auf, um gegen das schwedische Modell zu protestieren, das dafür sorgte, dass Jasmine die Kinder weggenommen wurden und das Sorgerecht ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann zugesprochen wurde, der sie schließlich ermordete. Sozialarbeiter_innen und der schwedische Staat weigerten sich, Jasmine zuzuhören. Warum einer Sexarbeiterin zuhören, die nicht weiß, was gut für sie ist? Dieses kriminelle System kostete Jasmine ihr Leben.

In jedem Land, in Europa und auf der ganzen Welt, werden Sexarbeiter_innen ermordet, weil unser Leben als weniger wert angesehen wird als das anderer. Wir werden nicht als gleichberechtigte Bürger_innen angesehen und diese staatliche Diskriminierung rechtfertigt für viele das Stigma und die Gewalt, unter der wir leiden. Es ist an der Zeit, NEIN zu sagen.

NEIN zu jeglicher Gewalt gegen Sexarbeiter*innen zu sagen!
NEIN dazu, das man uns zum Schweigen bringen möchte!
NEIN zum Wegnehmen unserer Kinder!
KEINE weiteren Angriffe, Vergewaltigungen und Morde!

Am Freitag, den 19. Juli, werden in vielen Ländern auf der ganzen Welt Proteste stattfinden. Wir ermutigen ICRSE Mitglieder und alle Organisationen und Einzelpersonen Demonstrationen, Proteste und Aktionen vor türkischen, schwedischen und italienischen Botschaften oder vor anderen symbolischen Orten zu organisieren.

ICRSE wird auf der Facebook-Event-Seite stetig neue Informationenen über die Proteste zur Verfügung stellen, wie z.B. eine ICRSE Pressemitteilung, Fotos, welche Ihr möglicherweise braucht usw. Wenn Ihr in irgendeiner Weise Hilfe benötigt oder Fragen habt, postet diese auf der Seite, damit andere Euch helfen können.

In Solidarität,
Luca Stevenson,
Koordinator des ICRSE

Protest vor den Nordischen Botschaften in Berlin

Eine Protestaktion vor den nordischen Botschaften in Berlin ist in Vorbereitung. Sie wird zeitgleich mit Protestaktionen in anderen Ländern stattfinden. Informationen darüber können Sie über Facebook erhalten, wo inzwischen eine deutsche Event-Seite eingerichtet wurde. Sollten Sie kein Facebook-Nutzer sein, hinterlassen Sie einen Kommentar unter diesem Beitrag oder senden Sie eine Email an info[At-Zeichen]sexwork-deutschland[Punkt]de.

Freitag, 19. Juli 2013 – 15 Uhr @ Nordische Botschaften Berlin

Nordische Botschaften Berlin - Manfred Brückels - Wikimedia CommonsNordische Botschaften Berlin – Foto: Manfred Brückels (Wikimedia Commons)


11. Juli 2013 – Update #2 zu Rhoda Grants Konsultationsprozess

Rück die Antworten raus, Rhoda!Bild modifiziert von Matthias Lehmann (Research Project Korea)*

Es gibt eine weitere, unfassbare Entwicklung, den Konsultationsprozess Rhoda Grants betreffend. Nicht genug damit, dass zunächst Antworten unterschlagen wurden, die Frau Grants Gesetzesentwurf, den Kauf von Sex in Schottland unter Strafe zu stellen, ablehnten, und dass ihre Reaktion auf das Scheitern, von anderen politischen Parteien Unterstützung dafür zu erhalten, von ihrer Webseite gelöscht wurde. Nun wurden auch alle Antworten, die im Rahmen der Konsultation eingesandt wurden, gelöscht!

Twitter LogoBitte tweeten Sie an @RhodaGrant, um sie daran zu erinnern, dass sie IM DIENST DER ÖFFENTLICHKEIT steht, und fordern Sie die Wiederveröffentlichung ALLER Antworten!

Heute morgen habe ich eine Anfrage an das schottische Parlament geschickt, um im Rahmen des Freedom of Information Acts alle Antworten zugesandt zu bekommen. Der Erhalt meiner Anfrage wurde mir inzwischen bestätigt. Sollte meine Anfrage erfolgreich sein, werde ich die Antworten SCOT-PEP und der Sex Workers Open University zur Verfügung stellen.

Weitere Beiträge zum Thema

Update zu Rhoda Grants Konsultationsprozess

„Ein selbstverschuldeter Wissensmangel” – Mein Beitrag zu Rhoda Grants Konsultationsprozess

*Ich möchte niemanden anregen, Frau Grant zu verunglimpfen, doch meiner Ansicht nach rechtfertigen ihre Ignoranz der Thematik und die Verachtung, die sie Sexarbeiter_innen und anderen, die ihren Gesetzesentwurf ablehnen, durchweg entgegenbringt, die Angelegenheit mit Humor zu betrachten und sich über Frau Grant lustig zu machen. Leider hat sie es sich wohl verdient.


5. Juli 2013 – Update zur Spendenaktion für eine wichtige Übersetzung

Korean Supreme Court ⓒ 2012 Supreme Court of KoreaOberster Gerichtshof Südkoreas ⓒ 2012 Supreme Court of Korea
Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern

Vor kurzem starteten wir eine kleine Spendenaktion, um eine wichtige Übersetzung zu finanzieren und ich freue mich, mitteilen zu können, dass wir 88% des Spendenziels erreichten. Die Übersetzung wurde am 30. Juni abgeschlossen und alle Spenden wurden verwendet, um die Übersetzerin und eine Lektorin zu bezahlen, um dieses sehr sensible Thema angemessen zu behandeln. Die koreanische Version des Artikels wurde inzwischen an Journalisten in Südkorea weitergeleitet in der Hoffnung, dass der Artikel in einer koreanischen Zeitung veröffentlicht wird. Wir werden ein Update veröffentlichen, sobald wir weitere Neuigkeiten haben.

Ich möchte mich sehr herzlich bei allen Spender_innen für ihre großzügigen Spenden bedanken. Es war insgesamt ein recht kleiner Kreis von Spender_innen, aber wir haben unser Spendenziel dennoch beinahe erreicht. Ich war besonders erfreut, dass auch einige Sexarbeiter_innen unsere Aktion unterstützt haben, sei es mit einer Spende oder damit, unsere Spendenaktion auf ihren Twitter oder Facebook-Seiten zu teilen.

Wie wichtig es ist, Behauptungen der Medien über Sexarbeit etwas entgegenzusetzen, beweisen die kürzlichen Ereignisse in Deutschland, wo die Regierungskoalition nach einem Jahr vieler tendenziöser Medienberichte das “Gesetz zur Bekämpfung des Menschenhandels und Überwachung von Prostitutionsstätten“ durch den Bundestag peitschte, obwohl es von Sachverständigen einhellig abgelehnt worden war. Glücklicherweise hat in Schottland die Vernunft gesiegt, und ich hoffe, dass unser Artikel dazu beitragen wird, dass es ein positives Ergebnis für Sexarbeiter_innen in Südkorea geben wird, sobald die Überprüfung des koreanischen Anti-Prostitutionsgesetzes durch das Verfassungsgericht vollendet ist.


28. Juni 2013 – Update zu Rhoda Grants Konsultationsprozess

Kriminalisierung des Kaufs von Sex in Schottland abgelehnt!

Scottish Parliament ConsultationRhoda Grant, Mitglied des schottischen Parliaments, erhielt keine parteiübergreifende Unterstützung für ihren Gesetzesvorschlag, die Kunden von Sexarbeiter_innen in Schottland zu kriminalisieren.

“Wir, die Sexarbeiter_innen von SCOT-PEP möchten uns SEHR bedanken bei allen, die uns über die vergangenen Monate hinweg unterstützt haben. Wir sind ekstatisch!!! Lasst und hoffen, dass die Diskussionen fortgesetzt werden und wir gemeinsam auf ein Rechtssystem und soziales Umfeld hinarbeiten können, die die Menschenrechte und Würde von Sexarbeiter_innen beschützt, unterstützt und respektiert.“

Rhoda Grant, Abgeordnete des schottischen Parliaments in den Highlands und Islands für die schottische Labour Partei, kommentierte ihr Scheitern, von anderen politischen Parteien Unterstützung für ihren Gesetzesvorschlags zu erhalten, mit den folgenden Worten:

“Ich bin enttäuscht, dass das Gesetz aufgrund des Mangels an parteiübergreifenden Unterstützung durchgefallen ist, denn es gab solch eine überwältigende Unterstützung von verschiedensten Personen und Organisationen, die an meinem Konsultationsprozess teilgenommen haben. Ich werde weiterhin darauf drängen Gesetze einzuführen, die die Nachfrage in der (Sex-) Industrie bekämpfen, und die von der Gesellschaft im Stich Gelassenen unterstützen werden.“

Rhoda Grant - Disappointment Tweet

Rhoda Grants Stellungnahme erschien zunächst auf ihrer Webseite, wurde später aber wieder gelöscht. Bitten klicken Sie hier, um ein Bildschirmfoto der Webseite zu sehen, wie sie am 28. Juni 2013 um 14 Uhr 36 deutscher Zeit dargestellt wurde.

Kontroversen um den Konsultationsprozess

Apropos Scheitern: Ende Mai veröffentlichte Rhoda Grant endlich eine Zusammenfassung der Antworten auf ihren Gesetzesvorschlag, ließ dabei jedoch mehrere Eingaben von Gegner_innen ihres Vorschlags aus, darunter auch meine. Rhoda Grant gab technischen Problemen die Schuld. Wenn diese auch später behoben wurden, nachdem ich mich gemeinsam mit anderen Teilnehmer_innen bei Rhoda Grant beschwert hatten, wurden seltsamerweise keinerlei Antworten von Befürworter_innen Opfer dieser technischen Probleme.

Bitte klicken Sie hier, um die Pressemitteilung der schottischen Sexarbeiter_innen-Organisation SCOT-PEP zu lesen, die diese als Antwort auf Frau Grants Zusammenfassung veröffentlichte.

Infolge einer weiteren Kontroverse um den Konsultationsprozess sah sich Amnesty International gezwungen, die Haltung der Organisation zur Kriminalisierung der Sexarbeit klarzustellen, da die Paisley-Gruppe von Amnesty ohne Absprache eine Antwort eingereicht hatte, die Rhoda Grants Gesetzesvorschlag unterstützte, und mit der sowohl die Paisley-Gruppe auf ihrer Facebook-Seite, die inzwischen gelöscht wurde, den Eindruck zu erwecken versuchten, dass Amnesty International die Frau Grants Vorschlag befürworte. In Wahrheit führt die Organisation derzeit zu diesem Thema ein Forschungsprojekt durch, dessen Ergebnisse für den Herbst 2013 erwartet werden.

Wendy Lyon Amnesty IntlIn einer weiteren Pressemitteilung nach Rhoda Grants Niederlage kommentierte SCOT-PEP:

“Die Abgeordnete Rhoda Grant hat keinerlei Verantwortung gezeigt im Umgang mit den vielen Antworten auf ihren Konsultationsprozess und ihre Beweise falsch dargestellt. Eine Akademikerin, deren Eingabe von Frau Grant „zitiert“ wurde, sah sich gezwungen, ihre Ablehnung des Gesetzesentwurfs zu verdeutlichen und Frau Grants verfälschter Darstellung ihrer Eingabe zu widersprechen. Amnesty International UK sahen sich gezwungen, ihre Ablehnung der Kriminalisierung zu bekräftigen, nachdem Frau Grant die Haltung der Organisation in ihrer Zusammenfassung falsch dargestellt hatte.

SCOT-PEP wird sich weiterhin für eine vernünftige Debatte über Sexarbeit in Schottland einsetzen, die einen sinnvollen Dialog mit Sexarbeiter_innen selbst beinhalten muss, um zu erforschen, wie Schottland ihre Gesundheit und Menschenrechte sicherstellen kann. SCOT-PEP ist davon überzeigt, dass dies nur innerhalb eines menschenrechtlichen Ansatzes möglich ist, der Sexarbeit, Sexarbeiter_innen, Kunden, Manager und andere, die in einer Beziehung zu Sexarbeiter_innen stehen, vollständig entkriminalisiert.”

Andere Reaktionen

SWOU LogoLuca Stevenson, Koordinator des Internationalen Kommittees für die Rechte von Sexarbeiter_innen in Europe (ICRSE) und Mitbegründer der Sex Worker Open University (SWOU) in Großbritanien kommentierte: „Sexarbeiter_innen in Schottland und Europa sind hocherfreut über die Nachricht, dass der Gesetzesvorschlag keine parteiübergreifende Unterstützung gefunden hat. Mitglieder der Sex Worker Open University, in Zusammenarbeit mit SCOT-PEP und mit der Unterstützung vieler Aktivisten, haben unermüdlich gearbeitet, um ein Festival für die Rechte von Sexarbeiter_innen im April in Glasgow zu organisieren, damit Sexarbeiter_innen sich dort Gehör verschaffen konnten, denn sie wären von diesem Gesetz betroffen gewesen: Verlust der Einkommens, Razzien der Polizei, größere Schwierigkeiten beim Überprüfen von Kunden, und eine stärkere Stigmatisierung wären nur einige der Auswirkungen der Kriminalisierung unserer Kunden gewesen. Wir sind sehr stolz auf das, was wir erreicht haben, und wir hoffen, dass dieser Sieg unsere Mitstreiter inspirieren wird, um solche Gesetze auch in anderen Ländern zu bekämpfen.“

Pye JacobssonNachdem sie erfuhr, dass der Gesetzesvorschlag keine parteiübergreifende Unterstützung erhalten hatte, kommentierte Pye Jacobsson, Koordinatorin und internationale Sprecherin der schwedischen Sexarbeiter_innen-Organisation Rose Alliance: „Für uns in Schweden ist jedes Land, dass das verdammte schwedische Modell nicht einführt, so wichtig! Die Politiker_innen reden alle über dessen Erfolg, wie viele Länder es einführen usw. usw., daher gibt uns diese Nachricht neuen Kraft!“

Matthias LehmannMatthias Lehmann commented: “Am Tag, nachdem die Regierungskoalition ein juristisch nicht durchdachtes Gesetz zur Bekämpfung des Menschenhandels und Überwachung von Prostitutionsstätten durchs Parlament peitschte, obwohl es von Sachverständigen aller Spektren einhellig abgelehnt worden war, ist es ermutigend zu sehen, dass in Schottland die Vernunft gesiegt hat. Ich möchte allen Sexarbeiter_innen in Schottland zu diesem großartigen Erfolg gratulieren! Es ist auch eine tolle Nachricht für koreanische Sexarbeiter_innen, die heute, am 29. Juni, den koreanischen Tag der Sexarbeiter_innen feiern.”

@whorephobia@whorephobia kommentierte: “Diese Gesetz hat gezeigt, wie wenig den Prostitutionsgegner_innen die Frauen am Herzen liegen, von denen sie behaupten, dass sie ihnen helfen wollen. Jeder einzelne Beweis zeigt, dass die Kriminalisierung von Kunden Sexarbeiter_innen gefährdet. Aber für sie, mit ihren moralischen Bedenken die Sexarbeit betreffend, ist das ein Preis, den sie bereit sind zu bezahlen. Ihnen sind tote Frauen lieber als selbstbestimme Frauen. Heute ist ein ruhmreicher Tag!

Melanie MayMelanie May, eine deutsche Sexarbeiterin und Mitglied bei Sexwork Deutschland, einem momentan in Gründung befindlichen deutschlandweiten Zusammenschluss von Sexarbeiter_innen, kommentierte: „Ich freue mich mit den Kolleg_innen in Schottland über diesen Erfolg. Leider haben wir europaweit zu kämpfen, und auch hier in Deutschland wird die Lage immer ernster für uns. Da macht so ein Urteil Hoffnung und, ich muss gestehen, ein klein wenig neidisch zugleich. Ich wünsche allen viel Kraft und Erfolg für den weiteren Weg!“

SCOT-PEP Logo darkKat*, eine schottische Sexarbeiterin, sagte: “So viele Beweise haben gezeigt, dass Sexarbeit zu kriminalisieren uns verwundbarer macht. Dort wo Kunden kriminalisiert werden, sehen sich Sexarbeiter_innen mehr Gewalt von Polizei und Kunden ausgesetzt, und wir haben keine Stellen, an die wir uns wenden können, um sie anzuzeigen. Selbst die schwedische Regierung hat eingestanden, dass ihr Gesetz, die Kunden zu kriminalisieren, das Stigma verstärkt. Es ist das Stigma, das uns verwundbarer macht; es bedeutet, dass uns die Polizei nicht glaubt oder nicht zuhört, und Menschen, die sich als Kunden ausgeben, wissen das und so werden wir leicht zu ihrer Zielscheibe. Ich bin so erleichtert, dass dieser Vorschlag fehlgeschlagen ist. Es hätte die strukturelle Gewalt und das Stigma, dem wir ausgesetzt sind, verschlimmert.

SCOT-PEP Logo darkEine anonyme Sexarbeiterin* in Schottland sagte: “Es ist eine schwierige Zeit gewesen seit Frau Grant Trish Godmans Arbeit übernommen hat, aber wenn ich zurückdenke, stelle ich fest, dass ich ihr sehr dankbar bin. Die Gefahr einer möglichen Kriminalisierung hat geholfen, viele Sexarbeiter_innen zusammenzubringen; in einer Gesellschaft, in der wir durch Stigmatisierung ausgegrenzt werden, habe ich nun viele Freunde und das bedeutet mir sehr viel. Egal welche Motive sie hatte, Frau Grant hat uns geholfen, aus unserer Isolation auszubrechen, Verbündete zu finden und gemeinsam stärker zu werden. Wir haben es gelernt, unsere Meinung zu verteidigen, und nun können wir mehr erreichen. Es war eine schwierige Zeit, aber sie war es absolut wert.”

SCOT-PEP Logo darkAlice*, eine Sexarbeiterin in Schottland, sagte: “Der nächste Schritt ist die Entkriminalisierung. Die Entkriminalisierung in New South Wales and Neuseeland hat wieder und wieder gezeigt, dass, um Missbrauch, Ausbeutung und Menschenhandel zu bekämpfen, und um Kondombenutzung effektiv zu fördern und damit nachhaltig AIDS vorzubeugen, und um Sexarbeiter_innen zu stärken und dafür zu sorgen, dass ihnen ein Zugang zur Justiz und soziale Rechte als Arbeiter_innen zuteil werden. Was soll daran schlecht sein? Neuseeland war schon immer an der vordersten Front, wenn es um die Rechte der Frauen ging – es war das weltweit erste Land, das Frauen das Wahlrecht gab – und es ist noch immer ein global anerkannte treibende Kraft, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, wie ihr mutiges und erfolgreiches Gesetz beweist.“

Coyote RIBella Robinson, Gründerin der Sexarbeiter_innen-Organisation Coyote Rhode Island, kommentierte (Auszug): “Keine Regierung hat Prostitution je erfolgreich kontrollieren können. Warum glauben sie, dass sie sie regulieren können? Ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass all diese Regulierungen am Ende benutzt werden, um uns zu schikanieren und um Erotik-Gewerbe und Sexarbeiter_innen zu diskrimieren. Nichts höre ich darüber, wie sich all diese Regelungen auf unabhängige Sexarbeiter_innen auswirken würden. Nichts höre ich darüber, welche langfristigen Hilfeleistungen für Opfer, wenn sie denn welche finden, angeboten werden. Es wird nicht einmal diskutiert, warum so viele Menschen in die Sexindustrie drängen. Mit keiner Silbe wird erwähnt, dass es direkt etwas mi ARMUT zu tun hat, und ob eine Person nun von einem Zuhälter bedroht wird oder von einem Vermieter, der droht, sie rauszuschmeißen, wenn man die Miete nicht zahlen kann, das ist im Grunde das gleiche. Warum wird IGNORIERT, dass sozialer Wohnungsbau und eine Krankenversicherung notwenig sind, um Schaden zu vermindern, genauso wie Menschen Gehälter zu zahlen, von denen sie auch wirklich leben können? Nichts hört man davon, dass die Polizei spezielles Training erhält oder dass korrupte Polizisten, die Sexarbeiterinnen ausbeuten und vergewaltigen, strafverfolgt werden. Sie ignorieren einfach alle Beweise, damit Sexarbeiter_innen beraubt, vergewaltigt, bedroht und ermordet werden können. Und was ist mit all den sogenannten Anti-Menschenhandelsgruppen, die in Wirklichkeit nichts weiter sind als Prostitutionsgegner_innen, die alle Prostituierten auf dieser Erde vernichten wollen als wären wir Kakerlaken? Mit ihrer Haltung, dass „die kriegen, was sie verdienen, FÖRDERN diese Gruppen GEWALT gegen Sexarbeiter_innen. Menschen zu kriminalisieren und an den Pranger zu stellen hält niemanden davon ab, sex zu kaufen oder anzubieten. Da die Opfer in der Sexindustrie in der Minderheit sind, lasst uns zurückkommen zu einer LÖSUNG, um die Mehrheit der Sexarbeiter_innen zu beschützen ihnen zu erlauben, Gewalttaten anzuzeigen, und ihnen die gleichen Arbeits-, Bürger-, und Menschenrechte zuzustehen, die allen anderen auch zustehen. Um das alles aus den Mündern von 11 Sexarbeiter_innen in den USA zu hören, sehen Sie bitte den Film American Courtesans.“

Frans van RossumFrans van Rossum, ein ehemaliger Sexarbeiter und langjähriger Mitstreiter von Sexarbeiter_innen in den Niederlanden, wo er migrantischen Sexarbeiter_innen als Rechtsbeistand hilft, kommentierte: „Was für eine Erleichterung. Sexarbeiter_innen brauchen dies überall, weil die Gesellschaft Sexarbeiterdringend _innen braucht, vielleicht sogar dringender als je zuvor. Das sind großartige Nachrichten für Europa, nachdem der schändlichen und peinlichen Niederlage in dieser Woche im Deutschen Bundestag, und in den Niederlanden sieht es auch nicht besser aus, denn dort wird die rechtlichen Freiheit der Sexarbeit Stück für Stück ausgehölt mit einer sorgfältigen, akribisch geplanten Strategie der Stigmatisierung. Das Parlament ist bisher (noch) nicht an Bord und widersteht dem Ganzen, aber Stadtverwaltungen beißen langsam an. Der Sieg im schottischen Parlament war sehr nötig. Was für eine Erleichterung! Liebe Grüße an alle Sexarbeiter_innen in Schottland und allen anderen Gegenden auf der Erde. Ihr seid großartige Menschen und eine Wucht!”

*Zitiert von der SCOT-PEPs Pressemitteilung

Was denken Sie über den Erfolg der Sexarbeiter_innen in Schottland? Bitte hinterlassen Sie hier einen Kommentar und ich werde ihn dem Artikel hinzufügen.


28. Juni 2013 – Sexarbeiter_innen gegen Menschenhandel

In der vergangen Nacht peitschte die Regierungskoalition das “Gesetz zur Bekämpfung des Menschenhandels und Überwachung von Prostitutionsstätten“ durch den Bundestag, obwohl es von Sachverständigen einhellig abgelehnt worden war. Die neue Ära wurde am gestrigen Abend bereits vor der Abstimmung mit einer groß angelegten Razzia im Frankfurter Bahnhofsviertel eingeläutet.

We don't need to be saved - Research Project Korea - All Rights Reserved

Am vergangenen Montag nahm ich an einer Protestaktion gegen das Gesetz teil, die vom momentan in Gründung befindlichen deutschlandweiten Zusammenschluss von Sexarbeiter_innen Sexwork Deutschland organisiert wurde. Danach wohnte ich gemeinsam mit den Teilnehmer_innen der Sitzung des Rechtsausschusses bei, der Sachverständige vieler Spektren eingeladen hatte, die, trotzdem sie sich beim Thema Sexarbeit diametral entgegenstehen, einig waren, dass der Gesetzesvorschlag der CDU/CSU und FDP einen unnötigen Schnellschuss darstellte.

Da in den Medien fast ausschließlich verzerrt über Sexarbeit berichtet wird und Sexarbeiter_innen selten Gelegenheit gegeben wird, ihre Positionen ausführlich darzustellen, sei an dieser Stelle ein Auszug der Pressemitteilung von Sexwork Deutschland zitiert, der das Gesetz in Gänze ablehnt und eine Trennung der Rechtsgebiete Menschenhandel und Sexarbeit fordert.

Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung bzw. zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft ist ein Straftatbestand, der nicht hingenommen werden darf. Er gehört verurteilt, und dafür reichen die bestehenden Gesetze.

Nicht ausreichend sind allerdings die Opferschutzregelungen und für deren Ausweitung (wie z. B. in europäischen Nachbarländern bereits gegeben) setzen wir uns ein.

Sexarbeit ist Arbeit. Sexarbeiter_innen genießen immer noch nicht die gleichen Rechte wie andere Berufstätige. Das im Jahre 2002 in Kraft getretene Prostitutionsgesetz muss endlich erweitert werden, wozu auch klare und einheitliche Regelungen für die unterschiedlichen Prostitutionsstätten in ganz Deutschland gehören.

Wir sprechen uns gegen Sondergesetze aus und fordern endlich eine Gleichstellung der Sexarbeit mit anderen Erwerbstätigkeiten und die Entkriminalisierung unserer Branche.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den Hintergründen zur Aktion vom 24.6.2012 vor dem Bundestag. Ein Foto-Album von der Aktion vor dem Bundestag finden Sie hier.

Ich empfehle Ihnen, die oben verlinkte Pressemitteilung des Bundestages zu lesen:

Sachverständige lehnen Gesetzentwurf der Regierung zur Kontrolle der Prostitution ab

Nachtrag: Am 5. Juli veröffentlichte die Deutsche AIDS-Hilfe einen Gastbeitrag von Stephanie Klee, die auch zu den oben genannten Sachverständigen bei einer Anhörung des Rechtsausschusses im Bundestag gehörte. Ihr Beitrag Politisch eine Farce, menschlich eine Tragödie ist eine exzellente Analyse der Problematik des neuen Gesetzes.


22. Juni – Kleine Spendenaktion für wichtige Übersetzung

Warum wir diese Übersetzung brauchen

Ende Mai veröffentlichte DER SPIEGEL eine Titelgeschichte – sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache – über das angebliche Scheitern des deutschen Prostitutionsgesetzes und beschuldigte den Staat, Menschenhandel zu fördern. Der Bericht, der ethische und journalistische Grundsätze verletzt, wird seither von Prostitutionsgegner_innen und Politiker_innen in vielen Ländern als „Beweis“ benutzt, dass das deutsche Prostitutionsgesetz zu einem Anstieg des Menschenhandels in Deutschland geführt hätte, obwohl offizielle Statistiken der Regierung und des Bundeskriminalamtes dieser Behauptung widersprechen.

Eine südkoreanische Sexarbeiterin machte mich darauf aufmerksam, dass zuletzt mehrere große Tageszeitungen in Südkorea Artikel über den Bericht des SPIEGELs veröffentlichten, die die Gefahr bergen, die derzeitige Überprüfung des koreanischen Anti-Prostitutionsgesetzes beim Obersten Gerichtshof negativ zu beeinflussen. Wir haben daher eine Übersetzerin beauftragt, die ausführliche Analyse des SPIEGEL-Berichts von Sonja Dolinsek und mir zu übersetzen, um ihn der koreanischen Öffentlichkeit zugängig zu machen. Bitte klicken Sie hier für die deutsche Version oder hier für die leicht modifizierte und kürzere englische Version.

Forschungsprojekt Korea benötigt Ihre Unterstützung!

Um die Kosten für diese Übersetzung zu decken, bitten wir derzeit um kleine Spenden. Unser Spendenziel sind €300. Der übliche Preis für Übersetzungen aus dem Englischen ins Koreanische sind €0.15 pro Wort, aber da wir ein Not-for-Profit-Projekt sind, peilen wir an, ca. 70% dieses Werts zu zahlen. Alle Spenden, ob groß oder klein, sind herzlich willkommen. Wir haben bisher 75% des Spendenziels erreicht. Bitte beachten Sie: das Forschungsprojekt Korea veröffentlicht keinen Rechenschaftsbericht. Alle Spenden geschehen auf Vertrauensbasis. Alle Spenden dieser Aktion werden für die Übersetzung verwendet.

Das Forschungsprojekt Korea ist ein unabhängiges Projekt und keiner Universität oder Organisation angehörig. Es wird ausschließlich durch private Spenden finanziert. Jede Unterstützung, sei es durch Kommentare oder Spenden, ist herzlich willkommen. Forschungsprojekt Korea veröffentlicht keinen Rechenschaftsbericht. Alle Spenden geschehen auf Vertrauensbasis.

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6. Juni – Postkarten-Kampagne für Ye Haiyan

Update! Ye Haiyan wurde am 12. Juni freigelassen. Die South China Morning Post veröffentlichte am 30. Juni diesen Artikel über Ye Haiyan.

Anfang Juni starteten chinesische Aktivist_innen eine Postkarten-Kampagne, um die Sexarbeit-Aktivistin Ye Haiyan zu unterstützen, die wenige Tage, nachdem sie gegen das Versagen der Behörden bei der Bekämpfung von Kindesmissbrauch prostestiert hatte, festgenommen wurde. Ich nahm an dieser Kampagne teil und bald darauf wurde mein Foto auf der Weibo-Seite, dem chinesischen Pendant zu Twitter, einer der Aktivist_innen veröffentlicht.

Um mehr über diesen Fall zu erfahren, klicken Sie bitte hier für die ausführlichere, englische Version dieses Beitrags. Um ein Album mit Fotos von Unterstützer_innen Ye Haiyans zu sehen, klicken Sie bitte hier. (Sie benötigen kein eigenes Facebook-Konto, um diese Fotos anzusehen.)

Ye Haiyan Campaign - Research Project Korea

Artikel über Ye Haiyans Festnahme (in englischer Sprache)

The Guardian | Chinese police refuse to release activist who campaigned against child abuse

South China Morning Post | School sexual abuse protester Ye Haiyan beaten up in her own home Shanghaiist | Sex-worker activist Ye Haiyan imprisoned after chasing off three intruders Photos accompanying the above article in Chinese can be found here.

Global Times | Police hold activist Ye Haiyan for 13 days, reject release request

Forschungsprojekt Korea, 6. Juni 2013


2. Juni ☂ Internationaler Hurentag

Huren stehen nicht im Regen! Sexarbeiter_innen fordern ihre Rechte ein am internationalen Hurentag in Berlin

“Seit 1975 feiert die Sexarbeiter_innenbewegungden 2. Juni als internationalen Gedenktag, erinnert an Diskriminierung und den langen Weg zu mehr Akzeptanz undRechtssicherheit für unseren Berufsstand. An diesem Tag besetzten 150französische Prostituierte die St. Nizier Kirche in Lyon, um auf ihre Lebens-undArbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Der Streik weitete sich auf Paris,Marseille, Montpellier und Grenoble aus. Durch diesen Protest erfuhr dieÖffentlichkeit erstmals von Diskriminierung, Ausbeutung, Gewalt und polizeilichenSchikanen, die denkriminalisierten Alltag von Huren und ihren Partnern prägten.” – Pressemitteilung von Hydra e.V.

Sexarbeiter*innen fordern:

  • Das Recht auf Strasse und Innenstadt statt Verdrängung in abgelegene Industriegebiete.
  • Das Recht auf Arbeit und gesellschaftliche Akzeptanz statt moralisierender Verbotsmentalität.
  • Das Recht auf Arbeit für migrantische Sexarbeiter*innen statt Razzien und Abschiebungen.
  • Die Normalisierung der Sexarbeit statt Meldepflicht, Konzessionierung und Regulierung durch das Strafrecht.
  • Die umfassende Anerkennung selbstbestimmter Sexarbeit statt einseitiger Opferdiskurse über Menschenhandel.
  • Sexuelle Selbstbestimmung statt höheren Altersgrenzen und Kondomzwang für Prostituierte.
  • Die konsequente Umsetzung und sinnvolle Weiterentwicklung der geltenden Gesetzgebung statt einer schrittweisen Rückkehr zur Kriminalisierung der Sexarbeit.
  • Respekt und Wertschätzung statt Diskriminierung und Stigma.

Quelle: Flyer zum Hurentag 2013

Klicken Sie auf das nachstehende Bild, um weitere Fotos auf Facebook anzusehen. (Ein eigenes Facebook-Konto ist nicht notwendig.)

Not my occupation is the problem but your moral standards. ©2013 Research Project Korea

Hinweis: Das Video und die Fotos wurden auf Anfrage von Hydra e.V., einer Beratungsstelle für Sexarbeiter_innen und mit dem Einverständnis aller darin abgebildeten Personen aufgenommen.

Ton: Binaural Diaries “Rain on umbrella” (Creative Commons License) Video: © 2013 Research Project Korea
Forschungsprojekt Korea, 3. Juni 2013


31. Mai 2013 – “Bordell Deutschland” – Journalismus auf Lücke

Wie lückenhafter Journalismus dazu beiträgt, dass in Deutschland eine sachlich fundierte Auseindersetzung zum Thema „Menschenhandel“ ausbleibt.

Der Spiegel 22.2013 Mock Cover - Matthias LehmannIch möchte Sie gerne auf einen Artikel von Sonja Dolinsek* aufmerksam machen, für den ich als Lektor verantwortlich zeichnete. In seiner aktuellen Ausgabe titelt DER SPIEGEL „Bordell Deutschland – Wie der Staat Menschenhandel und Prostitution fördert“. Diese schwerwiegende Anschuldigung und das Versagen des deutschen Prostitutionsgesetzes (ProstG) sollte die dazugehörige Titelgeschichte belegen.

Der rote Regenschirm ist das Symbol der Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter_innen. Die Abbildung ist kein echter Spiegel-Titel. (Graphik: Matthias Lehmann)

Im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahl ist der Bericht des SPIEGELs ein weiterer Höhepunkt in einer Reihe von Berichten in Print- und Online-Medien sowie von Talk Shows und Kriminalfilmen, die in den vergangenen Monaten gesendet wurden, welche darauf abzielen, das deutsche Prostitutionsgesetz und die ehemalige Bundesregierung, die es verabschiedete, zu diskreditieren.

Der Bericht des SPIEGELs lässt jedoch zahlreiche relevante Aspekte außer Acht, die die Prävention und Strafverfolgung von Menschenhandel betreffen, wie zum Beispiel den Opferschutz. Darüber hinaus versäumt es der Bericht, dringend notwendige Tatsachenbeweise in die breitere globale Debatte über Menschenhandel einzubringen. DER SPIEGEL trägt damit zu einer auf einzelne Bereiche beschränkten und eingeengten Debatte über Menschenhandel bei, und zu einer verfälschten Debatte über Sexarbeit.

DER SPIEGEL sieht sich einer heftigen Gegenreaktion von Sexarbeiter_innen, Akademikern, Juristen und der breiten Öffentlichkeit ausgesetzt, nicht nur ob der präsentierten Fakten, sondern auch was die Methoden seiner Journalist_innen anbetrifft, insbesondere die Behandlung einer Sexarbeiterin, die für den Beitrag interviewt wurde. In einem Versuch, den Schaden zu begrenzen, veröffentlichte der Spiegel eine trotzige Gegendarstellung, die jedoch fehlschlug.

Bitte klicken Sie hier, um den Artikel zu lesen, der sich sehr ausführlich mit der globalen Menschenhandelsdebatte und den „Fakten“ des SPIEGEL-Berichts auseinandersetzt.

Die Gegendarstellung der Sexarbeiterin Carmen können Sie hier nachlesen, und die Gegendarstellung des SPIEGELs finden Sie hier. Die Analyse des Juristin Thomas Stadler finden Sie hier. In den jeweiligen Kommentaren können Sie weitere aufschlussreiche Beiträge zum Thema finden.

* Sonja Dolinsek ist Gründerin des Blogs „Menschenhandel Heute“, eines Online-Magazins zum Thema Menschenhandel.

Forschungsprojekt Korea, 31. Mai 2013

3. April 2013 – Arbeiten? Arbeiten!

Die Vorstellungen von Sexarbeit ist bei vielen Menschen von den Darstellungen der Medien oder von Prostitutionsgegner/innen bestimmt und haben meist wenig Bezug zur Realität. Daher ist es mir eine besondere Ehre, Ihnen eine Fotoserie von Yeoni Kim präsentieren zu können, einer südkoreanischen Sexarbeiterin und Aktivistin bei Giant Girls, dem Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter/innen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Frau Kim auf das Herzlichste dafür bedanken, dass sie ihre Fotos und ihr Statement zur Verfügung gestellt hat, um Menschen – in ihren eigenen Worten – „Sexarbeiter/innen näher zu bringen“.

copyrightBitte beachten Sie, dass die Fotos und das Statement urheberrechtlich geschützt sind und nicht unter einer Creative Commons License lizensiert sind. Das Copyright liegt bei Yeoni Kim. Bitte teilen Sie den Link zu diesem Blogeintrag mit anderen, aber unterlassen Sie bitte das Herunterladen und Publizieren der Fotos andernorts und aus dem Kontext gerissen. Ich möchte andere Blogger/innen auch bitten, diesen Eintrag nicht zu re-bloggen. Sollten Sie Yeoni Kims Arbeit mit Ihren Leser/innen teilen wollen, benutzen Sie bitte das Titelbild und verlinken Sie zu diesem Blog.

Working, Working - Yeoni Kim - All Rights Reserved

Statement der Künstlerin

Die Realität ist, dass man, wenn man kein Kunde, keine Sexarbeiterin oder kein/e Mittler/in ist, nur schwer Zugang zu den Arbeitsbereichen von Sexarbeiterinnen erlangen kann.

성노동자들이 어떠한 환경에서 어떻게 일을 하고 있는지, 구매자나 성노동자, 중개업자가 아니면 우리는 쉽게 접근할 수가 없는 것이 현실이다.

Das Geschäft, das uns die Erlaubnis gab, diese Fotos aufzunehmen, gehört zur Kategorie ‘Hyugetel’, die üblicherweise an Schildern zu erkennen sind, auf denen „College Girl Massage“ oder „Gentlemen’s Massage“ geschrieben steht.

사진 촬영을 허가한 이 업장은 ‘휴게텔’이라 분류되는 업장이며 보통 ‘여대생 마사지’, ‘남성전용 마사지’라는 간판을 달고 있다.

Der Ablauf beginnt damit, den Kunden zu waschen, Gel auf dem nackten Körper des Kunden zu verteilen, und sich dann gegen den schlüpfrigen Körper zu reiben. Das wird auch „den Körper reiten“ genannt. Nachdem das „Reiten des Körpers“ vollzogen ist, wird der Kunde gewaschen und abgetrocknet, und dann gebeten, sich auf das Bett legen. Es folgen Zärtlichkeiten und Petting vom Hals abwärts bis zu den Knien, sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite des Kunden.

손님을 씻기고, 알몸으로 손님의 몸에 젤을 발라 미끌미끌하게 부벼 주는 일명 ‘바디 타기’ 후, 다시 손님을 씻기고, 수건으로 닦아주고 침대에 뉘여 목부터 무릎까지 등판과 앞을 전부 애무한다.

Der Geschlechtsverkehr ist die letzte Stufe. Wenn der Kunde ejakuliert, wird das Kondom entfernt, der Kunde nochmals gewaschen, angezogen und verabschiedet. Die Fotos fassen den Ablauf zusammen.

그 다음 섹스가 이루어지고, 사정 후 콘돔을 정리하고 손님을 다시 씻기고 옷을 입혀 내보내는 이 과정들을 몇몇의 사진들로 축약해 보았다.

Viele Teile des Ablaufs sind in den Fotos ausgelassen worden, da es schwierig war, den Grad der Intimität nachzustellen. Die Fotos wurden aufgenommen, um verständlich zu machen, dass Sexarbeit mehr ist als „dazuliegen und die Beine zu öffnen“, und um vielleicht der Öffentlichkeit Sexarbeiter/innen näherzubringen.

노출의 강조를 어떻게 해야 할 지 고민이 되어 일하는 모습들을 생략한 부분이 많지만, 이 사진들을 통해 아주 조금은 성노동자들과 가까워지고 그들의 노동이 단지 ‘다리 벌리고 누워있는 것’ 이상임을 이해할 수 있기를 바라는 마음으로 찍어보았다.

Yeoni Kim / 김연희

Bitte klicken Sie auf das Titelbild um die Bilder als Diaschau anzusehen. Drücken Sie Escape, um die Diaschau wieder zu verlassen.


22. März 2013 – “Sexualverbrechen” oder “Sexuelle Selbstbestimmung”?

Verletzte Leben - Verwehrte Rechte - Programme Deutsch

Ankündigung

An diesem Samstag, den 23. März, werde ich einen Vortrag im Rahmen des zweitägigen Symposiums „Verletzte Leben -Verwehrte Rechte. Menschenhandel im 21. Jahrhundert“ an der Humboldt Universität zu Berlin halten. Mein Vortrag trägt den Titel „Sexualverbrechen“ oder „Sexuelle Selbstbestimmung“? und behandelt aktuelle Prostitutionsdiskurse in Südkorea und ihre negativen Auswirkungen auf die Situation von Sexarbeiter/innen.

Mein Vortrag wird um 12 Uhr beginnen in einer Session des Symposiums unter dem Titel „Selbst- und Fremdbestimmung in der Sexarbeit“. Die zweite Vortragende ist Noémi Katona, die einen Vortrag halten wird mit dem Titel „Zwang, Geld und Intimität: ungarische Sexarbeiterinnen und ihre Zuhälter/Freunde in der Kurfürstenstraße“. Podcasts dieser und anderer Vorträge werden im April bereitgestellt werden.

RPK Bulb Verletzte LebenMatthias Lehmann „Sexualverbrechen“ oder „Sexuelle Selbstbestimmung“? 23. März 2012 – 12:00 Uhr Festsaal der Humboldt-Universität zu Berlin Luisenstraße 56, 10117 Berlin

„Verletzte Leben -Verwehrte Rechte. Menschenhandel im 21. Jahrhundert“

Ungeachtet der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die dem “Menschenhandel” gewidmet wird, bleibt die Definition des Phänomens jedoch schwierig und umstritten. Am Freitag, den 22. März und Samstag, den 23. März 2013 wird das studentische Symposium „Verletzte Leben – verwehrte Rechte. Menschenhandel im 21. Jahrhundert“ im Festsaal der Humboldt-Universität zu Berlin in der Luisenstraße 56 in Berlin-Mitte (Google Maps Stadtplan) stattfinden. Neben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis werden Nachwuchforscherinnen und -forscher ihre Arbeit in Vorträgen und Workshop präsentieren. Das Symposium richtet sich über Fachpublikum hinaus an alle Interessierte, die mehr über das Thema erfahren möchten.

HUG-LOGODas Symposium wird durch die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft. Verein der Freunde, der Ehemaligen und der Förderer e.V. unterstützt. Bitte klicken Sie hier um die Webseite des Symposiums zu besuchen.

„Sexualverbrechen“ oder „Sexuelle Selbstbestimmung“?

Im Jahr 2004 wurde in Südkorea das Gesetzes gegen den Sexhandel verabschiedet. Es unterscheidet sich von seinem Vorbild, dem so genannten schwedischen Modell, insofern, als dass es nicht nur den Kauf sexueller Dienstleistungen kriminalisiert, sondern auch das Anbieten solcher Leistungen, und damit Sexarbeiter/innen selbst. 2011 wurde das Gesetz weiter verschärft, trotz lautstarker Proteste von Sexarbeiter/innen, bei denen einzelne sogar mit ihrer Selbstverbrennung drohten.

Das zuständige Ministerium erkennt Vertreter/innen der zwei Organisationen, die Sexarbeiter/innen in Südkorea vertreten, offiziell nicht an, und die Berichterstattung der Medien ist zumeist einseitig. Den Prostitutionsdiskurs dominieren daher andere, die dabei gezielt Taktiken einsetzen, um die Glaubwürdigkeit etwaiger Kritiker oder Zweifler von vorneherein zu untergraben. Dazu gehören vor allem die Vermischung von selbstbestimmter Sexarbeit mit Zwangsprostitution, Menschenhandel, Sexualverbrechen und Nationalismus. Durch diese Art des Prostitutionsdiskurses bleiben real existierende Missstände in Südkoreas Sexindustrie und die Diskriminierung von Sexarbeiter/innen in der südkoreanischen Gesellschaft ungelöste Probleme.

Matthias Lehmann verbrachte 12 Monate in Südkorea, während derer er sowohl Veranstaltungen von Prostitutionsgegnerinnen besuchte als auch Interviews mit Sexarbeit-Aktivistinnen durchführte, mit denen er weiterhin in engem Kontakt steht. Das Ergebnis ist eine Analyse des aktuellen Prostitutionsdiskurses in Südkorea und seiner negativen Auswirkungen auf die Situation von Sexarbeiter/innen.

Angesichts aktueller Strömungen in anderen Ländern die Kriminalisierung von Sexarbeit betreffend, ist Südkorea ein bedeutendes Beispiel, um sowohl die negativen Auswirkungen von Anti-Prostitutionsgesetzen auf die Menschenrechtslage von Sexarbeiter/innen aufzuzeigen, als auch ihre Unwirksamkeit bei der Bekämpfung des Menschenhandels.


3. März 2013 ☂ Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen

Foto: NeonRights by Matt Lemon Photography*

3. März ☂ Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen

Der 3. März gilt als der Internationale Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen. Der Gedenktag wurde im Jahr 2001 vom Durbar Mahila Samanwaya Komitee (DMSC) ins Leben gerufen, einem Sexarbeiter/innen-Kollektiv in Indien. Über 25,000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter versammelten sich zu dem Gründungsfestival, und seither wird der Gedenktag von Sexarbeiter/innen und allen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen, international feierlich begangen.

Es gibt noch weitere Gedenktage, die das Ziel verfolgen, die Aufmerksamkeit auf die vielerorts ungenügenden Menschenrechte von Sexarbeiter/innen zu lenken und auf die Stigmatisierung, Diskriminierung und die Gewalt hinzuweisen, denen sie sich oft ausgesetzt sehen. Zwei dieser Gedenktage sind der Tag der Koreanischen Sexarbeiter/innen und der Internationale Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Sexarbeiter/innen.

29. Juni ☂ Tag der Koreanischen Sexarbeiter/innen

An diesem Tag wurde der Nationale Tag der Solidarität der Sexarbeiter/innen ausgerufen, nachdem im Jahr 2004 das Sondergesetz gegen den Sexhandel [welches aus einem Gesetz zur Vorbeugung and einem Strafgesetz besteht] verabschiedet wurde. Seither wird an diesem Tag all der Sexarbeiter/innen gedacht, die über die Jahre hinweg zum Kampf gegen die Diskriminierung beigetragen haben.

Hyeri & Matthias at GG's Sex Workers' Day Party

17. Dezember ☂ Internationaler Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Sexarbeiter/innen

Ausgerufen von Dr. Annie Sprinkle und SWOP-Gründerin Robyn Few um auf die epidemische Gewalt gegen Sexarbeiter/innen hinzuweisen, die in allen Teilen der Welt verübt wird. SWOP-USA begang den 17. Dezember als Gedenktag und Mahnwache für die Opfer des Green River Killers in Seattle, Washington, der zwischen 1982 und 1998 mindestens 71 Frauen ermordete, von denen die meisten Sexarbeiterinnen waren.

End Violence Against Sex Workers - Research Project Korea

*Der rote Regenschirm

Der Rote Regenschirm als Symbol für die Solidarität mit Sexarbeiter/innen kam zum ersten Mal bei der 49. Biennale in Venedig im Jahr 2001 zum Einsatz. Italienische Sexarbeiter/innen marschierten durch die Strassen Venedigs als Teil des “Prostituierten-Pavillons” und der CODE:RED Kunstinstallation des slowenischen Künstlers Tadej Pogacar. Der Marsch der roten Regenschirme machte auf die schlechten Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam, denen Sexarbeiter/innen ausgesetzt sind. Vier Jahre später wurde der rote Regenschirm vom Internationalen Komitee für die Rechte von SexarbeiterInnen in Europa (ICRSE) als Symbol für den Widerstand gegen Diskriminierung übernommen. Seither gilt der rote Regenschirm als internationale Ikone für die Rechte von Sexarbeiter/innen auf der ganzen Welt. Er symbolisiert sowohl den Schutz vor Misshandlungen und Intoleranz, denen Sexarbeiter/innen überall ausgesetzt sind, als auch ihre Stärke.

Bitte klicken Sie hier, um den gesamten englischen Eintrag zu lesen.


1. März 2013 – Prostitutionsgesetz: Kein Anstieg der Zwangsprostitution

Volker Beck (Foto: Mathias Schindler)„Die These, ein liberales Prostitutionsgesetz führe zu mehr Menschenhandel, ist widerlegt. Im Gegenteil: Seit der Liberalisierung gab es mehr polizeiliche Aktivität und dennoch deutlich weniger Tatverdächtige, Verurteilte und Opfer. Das spricht eher dafür, dass die Herauslösung der Prostitution aus dem kriminellen Milieu zunehmend gelingt.“ – Volker Beck, MdB

Aus aktuellem Anlass möchte ich auf die Kleine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung vom 6. Februar hinweisen, betreffs der „Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auf die Entwicklung beim Menschenhandel“, und auf die Antwort der Bundesregierung vom 22. Februar. Nachfolgend können Sie beide Dokumente als pdf-Dateien einsehen.

Bitte klicken Sie hier für die Kleine Anfrage der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Ekin Deligöz, Britta Haßelmann, Ingrid Hönlinger, Memet Kilic, Dr. Konstantin von Notz, Tabea Rößner, Arfst Wagner (Schleswig) und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Bitte klicken Sie hier für die Antwort der Bundesregierung. Ich bedanke mich herzlich beim Büro von Volker Beck für die umgehende Bereitstellung dieses Dokuments.

Das Prostitutionsgesetz (ProstG) können Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nachlesen.

Die Mitteldeutsche Zeitung veröffentlichte gestern einen Artikel zum Thema. Bitte klicken Sie auf das unten stehende Bild, um den Artikel in voller Länge zu lesen.

MZ - Prostitutionsgesetz


28. Februar 2013 – 15.000 Besucher, Tendenz steigend

15.000 Besucher

Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass der Blog des Forschungsprojekts Korea vor kurzem die Zahl von 15.000 Besuchern überschritten hat.Die Besucher kamen aus insgesamt 121 Ländern, die Mehrheit von ihnen aus Nordamerika (3.482), Südkorea (3.146), Deutschland (1.958), Großbritannien (740), Indien (683), und Australien (574). Insgesamt 488 Benutzer folgen diesem Projekt via Facebook und Twitter.

Am populärsten war der Brief einer südkoreanischen Sexarbeiterin (17. Januar 2013), der bislang über 1.000 Mal abgerufen wurde. Ebenfalls viel Interesse weckte der Beitrag Sex, Lügen und Prostitutionsgegner/innen (31. Oktober 2012). Letzterer löste eine lebhafte Diskussion aus mit über 90 Kommentaren von Prostitutionsgegnerin Rebecca Mott, der Sexarbeiter-Aktivistin Norma Jean Almdovar, Präsidentin von ISWFACE und COYOTE LA, Tracey Tully vom Asiatisch-Pazifischen Netzwerk von SexarbeiterInnen (APNSW), und Forscherin Wendy Lyon (Feminist Ire), um nur einige zu nennen. Obwohl die Diskussion nun seit einigen Monaten ruht, bietet Sie Ihnen noch immer einen interessanten Einblick in diesen umstrittenen Diskurs. Einen solchen Einblick gewährt Ihnen auch meine Antwort auf Rhoda Grants Konsultationsprozess, die ich im Dezember unter dem Titel Ein selbstverschuldeter Wissensmangel (15. Dezember) veröffentlichte. Schließlich möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf die Aktualisierung der Seite Über das Projekt hinweisen, die zum Ziel hat, Fragen zu beantworten, wie sie z.B. die Sexarbeiter/innen-Organisation Maggie’s: The Toronto Sex Workers Action Project auflistet in ihrem Hinweis an Forscher, Studenten, Journalisten und Künstler, die nicht Sexarbeiter/innen sind.

Ich möchte mich gerne bei Ihnen bedanken für Ihr Interesse, das Weiterleiten meiner Updates, und Ihre Kommentare hier auf dem Blog, auf meiner Facebook-Seite und auf Twitter. Wenn Sie mein Projekt erst kürzlich kennengelernt haben, lesen Sie doch einige weitere der vorherigen Einträge.

Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Einträge weiterhin läsen, teilten und auf sie antworteten.

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin, Matthias Lehmann

From Seoul to Berlin - Matt Lemon Photography

Links: Brandenburger Tor in Berlin | Rechts: Sungnyemun (Tor der erhabenen Feierlichkeiten) in Seoul


15. Februar 2013 – Ist Sexarbeit akzeptabel?

Dieses Video ist ein Auszug aus der koreanischen Talk-Show WITH, in der soziale und wirtschaftliche Themen diskutiert werden aus den Perspektiven von Frauen. Das Thema dieser Ausgabe war die verfassungsrechtliche Prüfung des koreanischen Gesetzes gegen den Sexhandel. Die Moderatorin ist Seung Yeon Oh, Professorin an der Korea Universität. In diesem Video spricht sie mit Yeoni Kim, einer Sexarbeiterin und Aktivistin, die der Organisation Giant Girls, Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter/innen, angehört. Um einem größeren Publikum zu ermöglichen, aus erster Hand etwas über die Situation von Sexarbeiter/innen in Südkorea zu erfahren, hat das Forschungsprojekt Korea eine englische Übersetzung dieses Videos veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Yeoni Kim.

Bitte klicken Sie hier, um den gesamten englischen Eintrag zu lesen.

9. Februar 2013 – Updates in Ihrer Inbox

Update #6 ist jetzt erhältlich! Wenn Sie gerne auf meiner Verteilerliste sein möchten, hinterlassen Sie bitte einen Kommentar oder senden mir eine Email an yongsagisa [at] gmail.com. Ich kontaktiere Sie nur selten, da Sie dem Projekt größtenteils online folgen können.

8. Februar 2013 – Berlinale: Filme über Sexarbeiter*innen und die Sexindustrie

BerlinaleDie 63. Berlinale hat begonnen und ich möchte Sie gerne auf einige Filme hinweisen, die sich mit dem Leben von Sexarbeiter/innen oder der Sexindustrie beschäftigen. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Befürwortung oder Empfehlung der jeweiligen Filme dar. Für weitere Informationen sowie die Spielzeiten und -stätten klicken Sie bitte auf die Links neben den Filmtiteln.

Berlinale Special

The Look of Love (England, 2012) Link

Michael Winterbottoms Filmbiografie über Paul Raymond, den ‘König von Soho’

Look of Love“Sex sells – mit dieser Devise avanciert Paul Raymond zu einem der reichsten Männer Großbritanniens. Seine Karriere beginnt er als Betreiber eines Nightclubs, dessen Darbietungen so heiß sein sollen, dass kein “wirklicher Kerl” ihnen widerstehen kann. Von den ersten Ersparnissen kauft Raymond eine Immobilie, später ganze Straßenzüge des Londoner Bezirks Soho. Zu seinem ständig wachsenden Imperium gehören Erotikmagazine und Showbühnen. Sein Bankkonto weist schließlich ein Guthaben von 650 Millionen Pfund aus. Doch dann stirbt seine geliebte Tochter Debbie mit nur 36 Jahren an einer Überdosis Heroin…

Nach 24 Hour Party People und The Trip arbeitet Regisseur Michael Winterbottom erneut mit seinem genialen Hauptdarsteller Steve Coogan zusammen und entwirft mit ihm die bizarre Welt eines Sexmaniacs. Die moderne König-Midas-Story entstand auf der Basis tatsächlicher Ereignisse um Paul Raymond, der als “King of Soho” in die britische Gesellschafts- und Skandalgeschichte einging. Auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik balancierend und mit empathischer Nähe zu seiner exzentrischen Hauptfigur, entwirft der Film ein Sittenbild aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.”

Panorama

Concussion (USA, 2012) Link

ConcussionAbby ist 42, verheiratet, gut situiert, lesbisch, hat mit ihrer Frau zwei Kinder – ein echtes Familienidyll. Nachdem sie beim Spielen mit ihren Kindern durch einen Baseball am Kopf verletzt wird, kommt das ausbalancierte Arrangement aus Gym, Schule, Familie und Haushalt ins Wanken: “I don’t want this!” so ihr verzweifeltes Mantra schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie beginnt ein Renovierungsprojekt in der nahen Großstadt, und verlässt schließlich nicht nur den aufgeräumten Vorort, sondern auch den vorgezeichneten Weg: Nachdem sie zweimal mit Prostituierten Sex gehabt hat, beginnt sie selbst für die vermutlich unwahrscheinlichste Zuhälterin der Filmgeschichte zu arbeiten – nur für Frauen, versteht sich.

New New Queer Cinema: die Frauen werden älter, die Themen erwachsener, aufgeräumter. Oder eben gerade doch nicht? Stacie Passons erster langer Spielfilm wurde von Rose Troche produziert, der Regisseurin von Go Fish, einem lesbischen Klassiker des New Queer Cinema und Teddy-Gewinner 1994. Eine produktive Zusammenarbeit, die, wie umgekehrt Passons Wirken als Produzentin von Troches neuestem Kurzfilm belegt, weitere gemeinsame Projekte verspricht.

Don Jon’s Addiction (USA, 2013) Link

Joseph Gordon-Levitts Satire über Sex, Erotik und Sittlichkeit

Don Jon's Addiction“Jon Martello ist der beste Aufreißer in der Disco und nimmt am Ende eines jeden Abends genau die Frau mit nach Hause, der seine Freunde auf einer Scala von eins bis zehn die Höchstnote verpasst haben. Doch seiner wahren Leidenschaft geht Jon erst nach, wenn seine Wochenendbekanntschaften wieder verschwunden sind. Er klappt seinen Laptop auf und gönnt sich einen Wank nach dem anderen. So weit, so gut. Doch dann zieht ihn eine junge Frau so sehr in ihren Bann, dass er ihr erlaubt, sein Leben umzukrempeln. Seine Leidenschaft für die Pornografie, sein lässiges Verhältnis in Sachen Familienkontakte, selbst sein rüder Fahrstil – all das ändert sich. Kein Wunder, denn die schöne neue Frau in seinem Leben wird von Scarlett Johansson gespielt. Sie verwandelt Jon im atemberaubenden Tempo in einen spießigen Normalbürger. Wenn da nur nicht die heimliche Pornosucht wäre – selbst nach einer atemberaubenden Nacht mit der Traumfrau. Joseph Gordon-Levitt, Hauptdarsteller und Regisseur dieser knalligen Filmsatire über Sex, Erotik, Bürgerlichkeit und all das andere Zeug, zieht alle Register der Selbstironie, bis der Held schließlich doch in den Armen einer Frau landet, die ihn liebt.”

Love Lace (USA, 2012) Link

Filmbiografie über Linda Susan Boreman alias Linda Lovelace, ehemalige Pornodarstellerin und später vermeintliche Pornographie-Gegnerin, berühmt für ihre Rolle im Hardcore-Porno Deep Throat

Love Lace“1972 schlug der Film Deep Throat in den Mainstream ein und veränderte diesen entscheidend, lange vor dem Internet und der Pornografisierung der Gesellschaft. Der Porno-Chic war geboren. In sechs Tagen für 25.000 Dollar gedreht, spielte Deep Throat über sechs Millionen Dollar ein und machte seinen bis dahin unbekannten Star Linda Lovelace, die für die Rolle nur 1250 Dollar erhielt, zum Mediendarling und zum Postergirl für die sexuelle Revolution.

Als das in einer streng religiösen Familie aufgewachsene Girl-Next-Door Linda an den charismatischen Chuck Traynor gerät, beginnt für sie das Leben auf der Überholspur. Traynor erfindet ihre “sensationelle Begabung zum Oralverkehr” und wird ihr Ehemann, Manager und Zuhälter. Die naive Lovelace übernimmt freudig ihre neue Identität, entdeckt aber bald die dunklen Seiten ihres Ehemanns und der Sexindustrie. Wie schon Inside Deep Throat von Randy Barbato und Fenton Bailey im Panorama 2005 behandelt Lovelace von den beiden Oscar-Preisträgern Rob Epstein und Jeffrey Friedman die Themen Porno-Business, Drogen, Ausbeutung, Sex und Verrat und zeigt Entdeckung, Aufstieg und Fall eines Pornostars.”

Soğuk | Kälte (Türkei, 2012) Link

Soguk“In einer türkischen Kleinstadt, kurz vor der georgischen Grenze, leben Balabey und seine Familie das traditionelle Leben. Die Ehepartner werden bestimmt, das Glück ist anderswo. Balabey hat sich in seine eigene Welt zurückgezogen und übt nur bei der Arbeit eine bescheidene Form von Macht aus: Als Sergeant kann er Züge willkürlich anhalten oder die Fahrt fortsetzen lassen. Mitten im Winter, Landschaft und Häuser ruhen unter einer dichten Schneedecke, verliebt er sich in die schöne Russin Irina, die mit ihren Schwestern in einem Bordell arbeitet. Für die Männer ist das Bordell ein Ort der Wärme in der kalten Stadt, während ihre Ehefrauen über die Untreue ihrer Männer in tiefe Verzweiflung fallen. Balabeys fragiles Glück wird bald von seinem jähzornigem Bruder bedroht, der gerade die Schwester von Balabeys hochschwangerer Frau heiraten musste. Wie eine antike Tragödie entfaltet sich dieser Film, der großartige Landschaftsbilder zeigt. Mit allem, was in seiner Macht steht, will Balabey die geliebte Irina von ihrer geplanten Rückkehr nach Moskau abhalten.”

Something in the Way (Indonesia, 2013) Link

Something in the way“Ahmad arbeitet als Taxifahrer in Jakarta. Er ist abhängig von dem Sex, der ihm über Porno-Magazine und Videos angeboten wird, den er sich kaufen könnte, wenn er das Geld besäße, und den er doch nur alleine vor seinem Fernseher oder beim heimlichen Masturbieren in seinem Taxi erlebt. Seiner nächtlichen Einsamkeit, unterbrochen nur von mitgehörten Gesprächen seiner Kollegen, die abfällig über Prostituierte und ihre eigenen Frauen sprechen, gegenüber stehen seine Aufenthalte in der Moschee tagsüber. Dort wird er über Reinheit, Moral und den Koran belehrt. In Ahmads Leben fällt einen Hoffnungsschimmer, als er sich in seine Nachbarin, die Prostituierte Kinar, verliebt und sie zu ihren Aufträgen chauffiert. Doch einer Beziehung steht ihr Zuhälter im Wege. Die Kollision von Sex als Produkt und Religion als moralischem Druck im modernen Jakarta verwirren Ahmad immer mehr, wünscht er sich doch nichts anderes, als Kinar und sich selbst vor dem sündigen Leben zu retten. Nachtaufnahmen, rot und grün getünchte düstere Innenräume, diffuse Straßenlichter und Fragmente von Gesichtern im Rückspiegel des Taxis begleiten ihn auf seinen immer wahnwitzigeren Fahrten durch die Stadt.”

Alle Filmstills und Inhaltsangaben © Internationale Filmfestspiele Berlin

17. Januar 2013 – Ein Brief einer südkoreanischen Sexarbeiterin

Charlie Spice Show LogoAm 16. Januar wurde ich zum dritten Mal zur Charlie Spice Show eingeladen. In dieser Ausgabe der Show wurde die Diskussion der vorherigen Sendung fortgeführt, die sich dem Thema „Vergewaltigung und Gewalt gegen Sexarbeiter/innen“ widmete.

Im Vorlauf zur Sendung hatte Hyeri Lee, eine Sexarbeiterin und Aktivistin bei Giant Girls – Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter/innen, einen Brief geschrieben über ihre Erfahrungen als Sexarbeiterin in Südkorea. Diesen Brief las ich mit ihrer freundlichen Erlaubnis in der Charlie Spice Show vor.

Sie können den Brief in der englischen Übersetzung entweder selbst lesen oder sich den Ausschnitt aus der Sendung anhören. Wechseln Sie dazu bitte auf den englischen Teil dieser Seite.

Hyeri Lees Brief ist eine eindrucksvolle Stellungnahme, die Ihnen einen Einblick in die Realität von Sexarbeiter/innen in Südkorea ermöglicht.

Bitte klicken Sie hier, um den gesamten englischen Eintrag zu lesen.

10. January 2013 – In unserer Nachbarschaft

Namsangol Vol. 3 CoverGegen Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte eine Gruppe junger Menschen in Seoul die dritte Ausgabe von Namsangol, eines Stadtteilmagazins über Haebangchon (kurz: HBC). HBC ist ein multikultureller Bezirk im Herzen Seouls. Die Gruppe hatte mich bereits im Sommer letzten Jahres kontaktiert aufgrund meiner Fotoserie über ein kontroverses Graffiti in HBC. Im Oktober meldeten sie sich erneut und fragten mich, ob ich einen Artikel für ihr Magazin schreiben wollte. Das Ergebnis war ein autobiographischer Artikel für ihre Reihe über Menschen, die in ihrem Bezirk leben. Der Artikel wurde sowohl auf englisch als auch auf koreanisch abgedruckt. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihre Leser mit den Problemen vertraut zu machen, denen Sexarbeiter/innen in Südkorea ausgesetzt sind.

Sie können den Artikel hier als PDF herunterladen. Bitte klicken Sie hier, um den gesamten englischen Eintrag zu lesen.

15. Dezember 2012 – „Ein selbstverschuldeter Wissensmangel” – Mein Beitrag zu Rhoda Grants Konsultationsprozess

Am 14. Dezember war der Einsendeschluss für Teilnehmer des Konsultationsprozesses für den Gesetzesvorschlag für die Kriminalisierung des Kaufs von Sex in Schottland. Rhoda Grant, die diesen Vorschlag einbrachte, ist Mitglied des schottischen Parlaments.

Scottish Parliament ConsultationIhrer Auffassung nach ist Prostitution ausnahmslos schädlich und entwürdigend und die Nachfrage für einen Markt verantwortlich, in dem ungeschützte Individuen in einen ausbeuterischen Kreislauf genötigt oder gezwungen werden, das sie und ihre Familien gefährdet. Frau Grant glaubt auch, dass die Mehrheit aller Prostituierten diese Tätigkeit gegen ihren Willen ausführen. Aus diesem Grund hat sie eine Gesetzesvorlage eingebracht, die sich am entsprechenden schwedischen Gesetzesmodell orientiert, welches die Kunden von Sexarbeiter/innen kriminalisiert, nicht aber die Prostituierten. Frau Grant glaubt, dass das Gesetz bewirken wird, dass die Nachfrage nach käuflichem Sex und der Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung schrittweise verringert werden kann.

Einige von denen, die Frau Grant als „Opfer von Prostitution“ beschreibt, baten mich, am Konsultationsprozess teilzunehmen und dazu beizutragen, den Gesetzesvorschlag zu stoppen und den Schaden abzuwenden, den das Gesetz für Sexarbeiter/innen in Schottland auslösen würde. Da der Konsultationsprozess jeder Person offen stand, ungeachtet der Staatszugehörigkeit oder des Wohnsitzes, kam ich dieser Bitte gerne nach.

Sie können meinen Brief an Rhoda Grant hier als PDF herunterladen. Bitte klicken Sie hier, um den gesamten englischen Eintrag zu lesen.

6. November 2012 – „Wir wissen immer noch sehr wenig.”

10 Jahre Prostitutionsgesetz (ProstG) in Deutschland

Am 19. Oktober 2012 folgte ich der Einladung der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „10 Jahre Prostitutionsgesetz“ im Jakob-Kaiser-Haus. In den Tagen nach der Veranstaltung nahm ich Kontakt mit den dort anwesenden Podiumsgästen auf, sowie mit einigen der Personen aus dem Publikum, die sich zu Wort gemeldet hatten, um die Richtigkeit meiner Notizen zu überprüfen. Das Ergebnis war ein umfassendes Protokoll, das sie nun nachlesen können.

“Wir wissen immer noch sehr wenig.” – 10 Jahre Prostitutionsgesetz (ProstG) in Deutschland URL

Sollten Sie Fragen stellen oder Kommentare hinterlassen wollen, können sie das entweder dort (unterhalb des Blogeintrags) oder ganz am Ende dieser Seite tun.

31. Oktober 2012 – Sex, Lügen und Prostitutionsgegner*innen

Wie Prostitutionsgegner*innen die Befürworter*innen von Rechten für Sexarbeiter*innen diffamieren

Der folgende Kommentar wurde gestern auf meinem Blog hinterlassen.

Interessieren Sie sich eigentlich auch für das Leid der Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden und denen es ziemlich schlecht geht? Falls ja, könnten Sie sich Folgendes mal durchlesen: Eure Rechtfertigungen bringen uns um [Beitrag in englischer Sprache] – Sophie

Anstatt nur unterhalb des Kommentars zu antworten, entschied ich mich einen gesonderten Blogeintrag zu veröffentlichen, um die Diffamierungen zu behandeln, denen sich die Befürworter von Rechten für Sexarbeiter/innen oft ausgesetzt sehen.

Hallo Sophie,

Ich interessiere mich in der Tat auch für Zwangsprostitution, wenn auch nicht mit Ihrer scheinbaren Einschränkung auf Frauen. Den Text, den Sie mir schickten, kannte ich bereits. Auch wenn ich die persönlichen Erfahrungen der Autorin mitnichten bestreiten möchte, habe ich sowohl mit der Botschaft, die ihr Text vermitteln möchte, große Probleme, als auch mit den krassen Lügen, die sie verbreitet.

“Too much of the Left is made of male-thought, and in this thinking it not surprising that the Left has always justify the sex trade, and ignore the reality of life for the prostituted.” – Rebecca Mott

Um dem nur mal ein Beispiel entgegenzuhalten, sei hier das deutsche Prostitutionsgesetz (ProstG) erwähnt, welches von den Frauen von Bündnis 90/Die Grünen auf den Weg gebracht wurde, die mitnichten die Realität von Sexarbeiter/innen ignorierten. Das ProstG schaffte den Straftatbestand der „Förderung der Prostitution“ ab und ermöglichte, dass bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden konnten ohne sich strafbar zu machen.

Wenn wir schon davon reden, welche Gruppierungen welchen Diskurs bestimmen, wie wäre es dann, sich einmal anzusehen, aus welchem Spektrum die Prostitutionsgegner/innen stammen. Meinem Eindruck nach setzen sich diese mit grosser Mehrheit aus radikalen Feministinnen und Angehörigen diverser Glaubensgemeinschaften zusammen.

Es sind diese, die die Realitäten von Sexarbeiter/innen ignorieren, da sich ihre Meinungen oft ausschliesslich auf ihre Moralvorstellungen und widerlegte Forschungen stützt. Ich habe allerdings kein Problem damit, wenn jemand Sexarbeit für sich nicht als erstrebenswerten Beruf erachtet, oder wenn der- oder diejenige darüber schreibt und andere zum Nachdenken bewegen möchte. Das steht selbstverständlich jedem und jeder frei. Doch dabei belassen es Prostitutiongegner/innen nicht.

“Wenn Du protestierst, dass Du kein Opfer bist, sagen Sie, dass Du an einem falschen Bewusstsein leidest. Und wenn Du versuchst sie zu überzeugen, dass Du nicht an einem falschen Bewusstsein leidest, sagen sie: ‘Naja, dann bist Du nicht repräsentativ.'” – Pye Jacobsson, Swedish sex worker and activist URL

Der Ausdruck „prostituted“ vermittelt den Eindruck, dass Sexarbeiter/innen nicht in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen. „to be prostituted“ ist ein transitiver Begriff. Ebenso vermittelt im Deutschen der Ausdruck „sich zu prostituieren“, dass Sexarbeit keine Arbeit sein kann. Ein Bauarbeiter „bauarbeitet“ sich ja auch nicht.

“I am tired of everyone letting the left off the hook – I tired of waiting for the Left to get on board with abolition – I tired of men who Leftist making their porn stash and their consumption of the prostituted is somehow better than right-wing men who do exactly the same.” – Rebecca Mott

Mich hingegen ermüdet, dass Zwangsprostitution und Pornografie immer wieder auf’s Neue vermengt werden, und dass diejenigen, die gegen eine Kriminalisierung der Sexarbeit sind, als Befürworter von sexueller Ausbeutung dargestellt werden.

“In this post, I will speak of the many leftist cliches that have said to me, or I have read, or had fed to me by the media.” – Rebecca Mott

Ich Weiss nicht, welche Medien die Autorin konsumiert, aber ich kann ihren Eindruck nicht unterstützen, dass in den Medien eine Kampagne für die Rechte von Sexarbeiterinnen im Gange sei. Vielmehr besetzen die Prostitutionsgegner/innen meist die Debatte und machen Andersdenkende mundtot. (Siehe auch Beitrag vom 10. April über die Maischberger-Sendung, bei der die Prostitutionsgegnerin Alice Schwarzer eben die von Pye Jacobsson erwähnte Methode anwendete.)

Ein typisches Beispiel dafür ist die folgende Aussage.

“Much of the poison-speech by the Left is the language of pimps and punters – men who are not pimps and punters parrots their words without questioning. I was consumed by many Leftist punters who justify all their tortures – I had profiteers selling me who imagine they were on the Left, hell they were sexual outlaws, they were empowering women, they were model-day freedom fighters.” – Rebecca Mott

Wenn man mit Prostitutionsgegner/innen also nicht übereinstimmt, wird man als Zuhälter, Freier, Folterer, oder – wie hier – als willenloser Papagei denunziert.

“I write to the Left, for my heart is exploring with pain and grief – silence round the Left betraying the prostituted class is killing the prostituted every day.” – Rebecca Mott

Und wieder wird der Eindruck vermittelt, dass bei den Linken die Realität ignoriert würde. Ich wüsste gerne, welche Linken hier gemeint sind, aber diese zu benennen, bleibt die Autorin schuldig. Den derzeitigen Kriterien zufolge, bin ich wohl als Linker anzusehen, und ich für meinen Teil habe mehrfach den Dialog mit Prostitutionsgegner/innen gesucht, mit dem Erfolg, das versucht wurde, mich zu diffamieren, meine Darstellungen ins Gegenteil zu verzerren oder mich niederzuschreien.

“The major one is that if you unionise the sex trade, then it will be fine and dandy. I agree with unions for workers – but there we the major flaw – being embedded in the sex trade is not work, the prostituted class are not workers. They are in the conditions of slavery, of having their human rights stripped from them – they are not workers. To frame it as work, where all that need to be done putting in basic health and safety regulations, all that need to be done is to get a shop steward who go to the sex trade profiteer and speak of working rights for the prostituted. Think a little, and you will see this is nonsense.” – Rebecca Mott

In der Tat sind Gewerkschaften für Sexarbeiter/innen kein Allheilmittel. Die Idee, dass ohne solche Vertretungen nachhaltige Verbesserungen zu erreichen wären, halte ich jedoch für einen Irrglauben. Die Interessen von Sexarbeiter/innen vertreten diese am besten selbst. Zu diesen Interessen gehört übrigens sehr wohl auch die Bekämpfung von Zwangsprostitution und Gewalt. So lange wie Prostitutionsgegner/innen jedoch die Sexarbeit an sich bekämpfen, ist hier kaum ein Schulterschluss mit Sexarbeiter/innen zu erwarten. Sexarbeit ist Arbeit. Zwangsprostitution ist Zwangsarbeit.

“When there are unions for the prostituted – they always are dominated by the profiteers, punters and those who support painting the myth that the sex trade is safe.” – Rebecca Mott

Das ist schlichtweg eine Lüge. Informationen über Organisationen von Sexarbeiter/innen sind leicht einzuholen. Ich empfehle The Global Network of Sex Work Projects (NSWP) als Start.

“Unions that exist do not include the prostitute who is trapped in a brothel, do not include women in the porn that is daily torture, do not include the under-aged prostitute trapped in a room with lines of men consuming her.” – Rebecca Mott

Es ist sicherlich richtig, dass Zwangsprostitutierte in den meisten Fällen keinen Zugang zu Sexarbeiterorganisationen haben. Es ist aber auch richtig, dass Zwangsprostitutierte die Minderheit von Sexarbeiter/innen darstellen. Was ist also die Antwort? Die Organisationen von Sexarbeiter/innen, die, wie jede und jeder andere Berufstätige, ihrer Arbeit aus eigenem Antrieb nachgehen, zu diffamieren, inklusive der Dienste und Hilfen, die sie anbieten? Diese beinhalten u.a. auch Ausstiegshilfen, Beratungen bei mentalen Problemen wie z.B. dem Sexworker Burnout, oder die Möglichkeit, Verdachtsfälle von Zwangsprostitution zu melden. Klingt das abzuschaffen wie ein guter Plan?

“No, unions are not for the ordinary and average woman or girl – for those unions have no intention to stop the routine rapes, the routine beating ups, the routine throwing away of the prostituted. No, the purpose of these unions is to whitewash away all the normal male hate and violence that underpins all aspects of the sex trade.” – Rebecca Mott

Siehe oben. Über die Zielsetzungen der Organisationen von Sexarbeiter/innen kann sich jede und jeder selbst ein Bild machen. Die hier beschriebenen angeblichen Zielsetzungen sind eine dreiste Diffamierung.

“Do not back any sex trade union – they do not give a damn about the prostituted, they care about pimps and punters.” – Rebecca Mott

Diese Aussage belegt, dass der Autorin mitnichten die Rechte von Sexarbeiter/innen am Herzen liegt.

“It is a union run and controlled by managers, but more by managers who view the prostituted as goods and never as humans. Your belief in unions is killing the prostituted every day.” – Rebecca Mott

Wieder bleibt die Autorin schuldig, von welcher Gewerkschaft oder welchen Gewerkschaften sie spricht. Ihre Aussage ist eine Generalverurteilung sämtlicher Sexarbeiterorganisationen, die darauf abzielt, deren Mitglieder und deren Arbeit zu diffamieren.

Ich werde daher nicht auf jeden weiteren Abschnitt eingehen, sondern nur noch auf einige einzelne Punkte.

Sexarbeiterinnen protestieren gegen Polizei-Razzien in Seoul [Photo: AP/Lee Jin-man]

“I would see punters who had brutalise me and other prostitutes on marches, in meetings or part of liberal religions – fighting with all the might for rights and dignity of all humans.” – Rebecca Mott

Ich habe den von anderen geäusserten Verdacht, dass Sexarbeiter/innnen zur Teilnahme an Demonstrationen gezwungen wurden, gegenüber Sexarbeiterinnen in Südkorea angesprochen, die von der Autorin wohl zu diesem „linken Menschenrechtlergesocks“ gezählt würden. Keine von ihnen konnte den Verdacht bestätigen.

“That when I learnt the lesson I have never lost – these men did not fight for the dignity and rights of the prostituted foe we were not and cannot be classed as humans – we were just goods for them to use to consume and throw away.” – Rebecca Mott

Ich glaube, dass die Informationen, die ich auf meinem Blog und per Facebook veröffentlicht habe, für sich sprechen und die Darstellung „dieser Männer“ durch der Autorin widerlegen.

“We were not given access to human rights” – Rebecca Mott

Hier stimme ich zu. Die Rechte von Sexarbeiter/innen werden in der Tat oft verletzt und nur eine unaufgeregte Diskussion darüber, mithilfe welcher Massnahmen dem entgegengewirkt werden kann, wird Menschenrechtsverletzungen nachhaltig verringern. An diesen Diskussionen müssen Sexarbeiter/innen nicht nur teilnehmen – sie müssen die Protagonist/innen sein.

“Please question your Leftist views if they discard the prostituted class.” – Rebecca Mott

Eine jede und ein jeder hinterfrage ihre oder seine Ansichten, sollten sie die Rechte von Sexarbeiterinnen untergraben. Ohne diese zu gewährleisten, werden Zwangsprostitution und Gewalt in der Sexarbeit nicht effektiv bekämpft werden können.

Sex Workers’ Freedom Rally in Kalkutta, Indien [Foto: Matt Lemon Photography]

9. September 2012 – 10.000 Besucher, Tendenz steigend

Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass der Blog des Forschungsprojekts Korea gestern die Zahl von 10.000 Besuchern überschritten hat. Die Besucher kamen aus insgesamt 108 Ländern, die Mehrheit von ihnen aus Südkorea (2.289), Nordamerika (2.014), Deutschland (1.487), Indien (473), Australien (378) und Grossbritannien (351).

Ich möchte mich gerne bei Ihnen bedanken für Ihr Interesse, das Weiterleiten meiner Updates, und Ihre Kommentare hier auf dem Blog, auf meiner Facebook-Seite und auf Twitter bedanken.

Wenn Sie mein Projekt erst kürzlich kennengelernt haben, lesen Sie doch einige der vorherigen Einträge. Die populärsten waren:

6. Juli – Photos vom koreanischen Tag der Sexarbeiter/innen (siehe unten)

1. Mai – debatte.03: Ist Sexarbeit objektivierend? (siehe unten)

Sonderbericht – In der Höhle des Löwen: Ein Abend unter Prostitutionsgegnern

6. April – Forschungsprojekt Korea bei der Charlie Spice Show (siehe unten)

17. März – Sehen heißt Zweifeln (siehe unten)

A noble cause? I think not. (z.Zt. nur als englische Version)

…und das Meme: Was Leute denken, das ich tue / Was ich wirklich tue (Für die deutsche Version bitte herunterscrollen)

Bitte verfolgen Sie mein Projekt auch weiterhin.

Freundliche Grüsse aus Seoul, Matthias Lehmann

Auch einen Besuch wert: N Seoul Tower auf dem Namsan (Südberg)

1. September 2012 – « Blick zurück | Blick nach vorn »

Ein Blick zurück auf ein Jahr unabhängige Forschung* und ein Blick nach vorn, wo ich in der kommenden Woche ein Treffen mit koreanischen Sexarbeiterinnen und einem Künstler haben werde, um gemeinsam die Arbeit an dem geplanten Comicbuch über Sexarbeiterinnen in Südkorea zu beginnen.

Matthias Lehmann, unabhängiger Forscher aus Berlin, in seiner liebsten Bäckerei in Gyeongnidan

Das Forschungsprojekt Korea ist ein unabhängiges Projekt und keiner Universität oder Organisation angehörig. Es wird ausschließlich von mir selbst und durch begrenzte private Spenden finanziert. Bitte schreiben Sie mir, sollten Sie Fragen haben, die den Inhalt oder die Finanzierung meines Projekts, die Beiträge und audiovisuellen Medien, die ich veröffentliche, oder meine Person betreffen. Sie können darüber hinaus die Sektion Über das Projekt auf diesem Blog lesen.

28. August 2012 – Updates in Ihrer Inbox

Update #5 ist jetzt erhältlich! Wenn Sie gerne auf meiner Verteilerliste sein möchten, hinterlassen Sie bitte einen Kommentar oder senden mir eine Email an yongsagisa [at] gmail.com. Ich kontaktiere Sie nur selten, da Sie dem Projekt größtenteils online folgen können.

Ich bitte um Ihr Verständnis, daß während des Sex Workers’ Freedom Festivals kaum deutsche Beiträge eingestellt wurden. Bitte lesen Sie stattdessen die englische Version oder fordern das Update #5 per email an. Fragen oder Anmerkungen können weiterhin als Kommentar unterhalb dieses Eintrags hinterlassen werden. Vielen Dank.

25. Juli 2012 – Sex Workers’ Freedom Rally

Sexarbeiter/innen demonstrieren in Sonagachi, Indiens grösstem Rotlichtbezirk, am 4. Tag des Sex Workers’ Freedom Festivals, der Alternativen Internationalen AIDS Konferenz in Kalkutta.

Tanzeinlage von Amra Padatik, einer Organisation der Kinder von Sexarbeiter/innen aus Kalkutta, die sich gegen ihre Ausgrenzung und die stereotypen Bilder von Elend und Verfall zur Wehr setzt.

Videos: Matthias Lehmann | Matt Lemon Photography

23. Juli 2012 – Sex Workers’ Culture Festival

Kulturelle Vorführungen am zweiten Tag des Sex Workers’ Freedom Festivals in Kolkutta

22. Juli 2012 – …Giant Girls kommen überall hin! [#2]

Von links: Rituu B. Nanda (Constellation, India), Delegation from Giant Girls (Sexarbeiter/innen Organisation in South Korea), Matthias Lehmann (Research Project Korea)

Ich bitte um Ihr Verständnis, daß ich während des Sex Workers’ Freedom Festivals leider nicht über ausreichend Zeit verfügen werde, um viele Informationen in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Bitte verfolgen Sie die Updates auf der Startseite, via Twitter und auf Facebook.

18. Juli 2012 – SWFF Impressionen

Auf der englischen Seite des Forschungsprojekt Korea können Sie jetzt ein Fotoalbum mit Bildern des DMSC Media Teams und anderen ansehen. Aufgrund des Aufbaus dieser Seite ist es mir nicht möglich, das Album hier einzustellen. Bitte klicken Sie hier um die aktuellsten Impressionen vom Sex Worker Freedom Festival anzusehen. Das Album wird ständig erweitert werden. Um diese Fotos mit den jeweiligen Beschreibungen anzusehen, besuchen Sie bitte das Fotoalbum auf Facebook.

Das Durbar Mahila Samanwaya Komitee (DMSC) ist ein Kollektiv von 65,000 Sexarbeiter/innen, das als Forum für weibliche, männliche und transgender Sexarbeiter/innen in Westbengalen fungiert.

15. Juli 2012 – XIX Internationale AIDS Konferenz Kalkutta

Überblick über das Sex Workers’ Freedom Festival in Kalkutta in englischer Sprache

Autor: Durbar Mahila Samanwaya Committee Übernommen von India Civil Society – Enabling Voices To Be Heard

8. Juli 2012 – …Giant Girls kommen überall hin!

Bitte unterstützen Sie koreanische Sexarbeiterinnen

Giant Girls, das Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter/innen (성노동자권리모임 GG), hat eine Spendenaktion gestartet, um bis zu drei Mitglieder der Organisation zum Sex Worker Freedom Festival, der Alternativen Internationalen AIDS Konferenz in Kalkutta, zu senden. Bisher wurden nahezu 80% der benötigten Summe von 3.000.000 KRW (ca. €2.120) gespendet. Bitte erwägen auch Sie eine Spende, um sicherzustellen, daß koreanische Sexarbeiterinnen am Sex Worker Freedom Festival teilnehmen können.

Spenden Sie per Banküberweisung

Kontoinhaber: GG (지지 Network for Sex Workers’ Rights) Kontonummer: 1002-842-827595 Bank: Woori Bank SWIFT: HVBKKRSEXXX

6. Juli 2012 – Photos vom koreanischen Tag der Sexarbeiter/innen

Photoalbum: 29. Juni – Koreanischer Tag der Sexarbeiter/innen

Bitte folgen Sie dem obigen Link zu einem Album mit Fotos, die ich am 29. Juni, dem koreanischen Tag der Sexarbeiter/innen, im Yeongdeungpo Rotlichtviertel und am 1. Juli, beim Kulturfest in der Gallerie LAB39, organisiert von GG – Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter/innen, aufgenommen habe. Alle Fotos wurden von Sexarbeiterinnen an den jeweiligen Orten zur Veröffentlichung freigegeben.

2. Juli 2012 – Meine Freundin besitzt Menschenrechte wie Du und ich

“Ich bin keine Nutte. Ich bin Sexarbeiterin!” (links) “Hört auf uns zu stigmatisieren und zu unterdrücken!” (rechts)

Als ich als Überschrift für dieses Foto den Titel “Rechte von Sexarbeiter/innen sind Menschenrechte!” schreiben wollte, besann ich mich auf das Gespräch mit meiner Freundin Hyeri gestern abend, in dem ich mich verhaspelte, als ich zum x-ten Mal an diesem Tag das Wort ‘성노동자’ (seongnodongja, koreanisch für ‘Sexarbeiter/in’) sagen wollte. Als ich dann zu ihr meinte, daß ich es ohnehin nicht richtig finde, immer und immer wieder diesen Ausdruck zu benutzen, wenn ich über Freunde rede, stimmte sie mit mir vollends überein und äußerte, daß sie einfach als Mensch wahrgenommen werden möchte, und nicht allein als Sexarbeiterin. Oder reden Sie ihre Freunde immer mit deren Berufsbezeichnungen an?

29. Juni 2012 – Tag der Sexarbeiter/innen in Korea

8. Nationaler Tag der Solidarität der Sexarbeiter*innen

29.6. ☂ Tag der Sexarbeiter*innen – Kulturfestival & Potluck Party

Sonntag, 1. Juli 2012 @ Mullae Arts Village | Project Space LAB 39 BEGINN/14 Uhr – ENDE/19 Uhr (Zeit geändert!)

Die Veranstaltung findet statt, um den Tag der Sexarbeiter/innnen zu feiern, und um die Menschenrechtslage marginalisierter Gesellschaftsgruppen zu diskutieren, darunter auch Sexarbeiter/innen die von der Gesellschaft unterdrückt werden. Es wird auch eine Potluck Party geben. Bitte bringt 1-2 Essensportionen mit, wenn Ihr daran teilnehmen möchtet.

Nachricht von Giant Girls – Netzwerk für die Rechte von Sexarbeiter*innen

Feiert Ihr gerne? Dann kommt am 1. Juli zum Project Space LAB 39! Um den koreanischen Tag der Sexarbeiter/innen zu feiern, hat Giant Girls eine kleine Party organisiert.

Der Dresscode ist „Blume“. Wenn Ihr keine blumige Kleidung besitzt, tragt bitte Blumen im Haar. 🙂 Da es eine Potluck Party geben wird bringt bitte etwas zu essen mit! Diejenigen, die teilnehmen möchten, sollten genügend zu essen für eine Person mitbringen. 🙂 Giant Girls wird Canapés, Salate, Reisbällchen und vieles mehr vorbereiten. Alles ist willkommen, Kekse, Früchte usw. (Es gibt keine Läden nahe des LAB 39. HomePlus an der U-Bahnstation Mullae ist der am nächsten gelegene Ort, wo Ihr etwas zu essen einkaufen könnt.)

Programm – Eine Mischung aus Aktivitäten zum Ansehen und Mitmachen und vielen spannenden Geschichten!

 

  • Fotoausstellung: Arbeit und Alltag von Sexarbeiter*innen
  • Ausstellung über die Sexarbeiter-Bewegung und diverse andere Themen
  • Modeschau: Holbok (Sexarbeiter*innen Outfits)
  • Gespräche, Tanz, Poesie und Romanvorträge und vieles mehr…

Kommt vorbei! Wir möchten Euch alle gerne wiedersehen, insbesondere diejenigen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben!

 

Was hat es mit dem 29. Juni auf sich?

An diesem Tag wurde der Nationale Tag der Solidarität der Sexarbeiter/innen ausgerufen, nachdem im Jahr 2004 das Sondergesetz gegen den Sexhandel [welches aus einem Gesetz zur Vorbeugung and einem Strafgesetz besteht] verabschiedet wurde. Seither feiern wir diesen Tag als Tag der Sexarbeiter/innen, um all den Sexarbeiter/innen zu gedenken, die über die Jahre hinweg zum Kampf gegen die Diskriminierung beigetragen haben.

24. Juni 2012 – Update #3 | Ich geh’ dahin wo der Pfeffer wächst

 

Erfolgreich angemeldet!

In dieser Woche erhielt ich die Nachricht vom Durbar Mahila Samanwaya Kommittee (DMSC), Mit-Veranstalter des Sex Worker Freedom Festivals, daß ich bei der Konferenz herzlich willkommen sei! Wie genau ich an der Konferenz teilnehmen werde, ist noch nicht gänzlich geklärt, und die Beantragung des Visums scheint ein wenig kompliziert, da ich ein deutscher Staatsangehöriger mit einem nicht-permanenten Wohnsitz in Südkorea bin. Aber das Entscheidende ist: ich werde dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, und mich bei allen für die großartige Unterstützung zu bedanken, sowohl die moralische als auch die finanzielle. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt von Ihnen und werde mein Bestes geben tun, das in mich gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen.

Die Spendenaktion wird bis auf weiteres weitergeführt, da ich noch immer Mittel für die allernotwendigsten Dinge des täglichen Bedarfs (Verpflegung und Transport) während meines Aufenthalts benötige. Wenn Sie dabei mithelfen möchten, klicken Sie bitte auf DONATE NOW!

Durbar Mahila Samanwaya Kommittee

‘Durbar’ ist ein bengalisches Wort, das ‚unbezwingbar‘ oder ‚nicht aufzuhalten‘ bedeutet. Das Durbar Mahila Samanwaya Kommittee vertritt 65.000 Sexarbeiter/innen in Indien (Männer, Frauen und Transsexuelle), und engagiert sich, um grundlegende gesellschafts-strukturelle Faktoeren zu identifizieren und anzufechten, die die Fortsetzung der Stigmatisierung, materiellen Benachteiligung und gesellschaftlichen Ausgrenzung bewirken. Für weitere Informationen über DMSC klicken Sie bitte  here.

Wußten Sie schon…? Im Jahr 2001 bestimme das Durbar Mahila Samanwaya Kommittee den 3. März als Internationalen Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen.

 

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den vorhergehenden Einträgen.

[1] 12. Juni – Update #2 | Wo der Pfeffer wächst | Ziel fast erreicht [2] 16. Mai – Update | Wo der Pfeffer wächst | Spendenaufruf bei 20%* [3] 16. Mai – Sex Worker Freedom Festival | IAC 2012 [4] 5. Mai – Schickt mich dahin wo der Pfeffer wächst – nach Indien! [5] 3. März ☂ Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen

Klicken Sie auf die Banner für weitere Informationen

Das Sex Worker Freedom Festival ist eine offizielle Veranstaltung der Internationalen AIDS Konferenz 2012 (IAC12), unterstützt vom Sexual Health and Rights Program der Open Society Foundation, UNAIDS, dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Niederlande, UNFPA, HIVOS, AIDS Fonds und dem AIDS 2012 Konferenz-Sekretariat.

16. Juni 2012 – Gleiche Rechte

‘Gleiche Rechte’ wurde im Rahmen des europäischen Projektes INDOORS produziert, um sich für die Rechte von Sexarbeiter/innen einzusetzen. Das Video wurde mit und für SexarbeiterInnen entwickelt, um darauf aufmerksam zu machen, daß Sexarbeit Arbeit ist und, dass für Sexarbeiter/innen die gleichen Rechte gelten sollten wie für alle anderen Arbeiter/innen. INDOORS, ein Zusammenschluss von neun Organisationen in neun EU-Ländern, verfolgt das Ziel, Sexarbeiter/innen zu unterstützen und zu stärken.

Der Film liegt in 17 Sprachen vor. http://www.youtube.com/user/indoorsproject

Unterstützen Sie Sexarbeiter/innen. Verbreiten Sie den Film. Sexarbeit ist Arbeit!

Konzept: Andreea Muscurel, Laura Serrano De Pedro, Dennis van Wanrooij; Videoproduktion: Andreea Muscurel; Musik: Sérgio Alves

‘Gleiche Rechte’ wurde produziert mit finanzieller Unterstützung des Programms Daphne III der Europäischen Kommission. For nähere Informationen über Daphne III, klicken Sie bitte hier.

12. Juni 2012 – Update #2 | Wo der Pfeffer wächst | Ziel fast erreicht

Unterkunft? OK! Flugtickets? OK! Visa-Gebühr? OK!

Ein grosszügiger privater Spender hat sich bereit erklärt, die Kosten für meine Flüge zwischen Seoul und Kalkutta zu übernehmen, damit ich an der Alternativen Internationalen AIDS Konferenz, genannt das Sex Worker Freedom Festival, teilnehmen kann. Ein Kollege in Kolkata lud mich ein, während meines Aufenthalts bei ihm zu übernachten, und die Spenden, die ich bisher erhalten habe, decken auch meine Visagebühren (ca. €50) und einen Teil der täglichen Kosten.

Wenn Sie mir helfen möchten, mein Spendenziel zu erreichen und mich nach Indien zu schicken, klicken Sie bitte auf DONATE NOW!

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den vorhergehenden Einträgen. [1] 16. Mai – Update | Wo der Pfeffer wächst | Spendenaufruf bei 20%* [2] 16. Mai – Sex Worker Freedom Festival | IAC 2012 [3] 5. Mai – Schickt mich dahin wo der Pfeffer wächst – nach Indien!

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Das Sex Worker Freedom Festival ist eine offizielle Veranstaltung der Internationalen AIDS Konferenz 2012 (IAC12), unterstützt vom Sexual Health and Rights Program der Open Society Foundation, UNAIDS, dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Niederlande, UNFPA, HIVOS, AIDS Fonds und dem AIDS 2012 Konferenz-Sekretariat.

12. Juni 2012 – Forschungsprojekt Korea auf MixCloud

Ab sofort können Sie sich alle Audio-Dateien des Forschungsprojekts Korea auf MixCloud anhören und Updates abonnieren!

http://www.mixcloud.com/ResearchProjectKorea/

16. Mai 2012 – Update | Wo der Pfeffer wächst | Spendenaufruf bei 20%*

Es ist offiziell. Am 13. Mai habe ich mein Anmeldeformular und einen Seminar-Vorschlag eingereicht für die Alternative Internationale AIDS Konferenz in Kalkutta, genannt das Sex Worker Freedom Festival.

Mein Spendenaufruf steht derzeit bei 20%. Wenn Sie mithelfen möchten, mich nach Indien zu schicken, klicken Sie bitte auf DONATE NOW auf dieser Seite!

Diskussion über Standards für Sexarbeit-Forschung von Nicht-Sexarbeiter/innen

Um auf die Situation von Sexarbeiter/innen in Südkorea hinzuweisen, und um eine Diskussion darüber zu initiieren, auf welche Art und Weise Nicht-Sexarbeiter Forschung mit Sexarbeiter/innen durchführen sollten, und welche Themen Sexarbeiter/innen untersucht sehen wollen, habe ich einen Seminar vorgeschlagen mit dem Titel “Forschungsprojekt Korea: Eine Diskussion über Standards für Sexarbeit-Forschung von Nicht-Sexarbeiter/innen”.

*Erläuterung

Ein Kollege in Kolkata lud mich ein, während meines Aufenthalts bei ihm zu übernachten; daher benötige ich ausschliesslich eine Unterstützung für meine Flug- und Visakosten sowie für die allernotwendigsten Dinge des täglichen Bedarfs (Gesamtkosten ca. € 1.160)

Bitte beachten Sie: Forschungsprojekt Korea veröffentlicht keinen Rechenschaftsbericht. Alle Spenden geschehen auf Vertrauensbasis. Sollte ich mein Spendenziel verfehlen, wird Ihre Spende zur Finanzierung anderer Kosten des Projekts in Südkorea verwandt. Alle Spenden von Sexarbeiter/innen werden erstattet.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den vorhergehenden Einträgen. [1] 16. Mai – Sex Worker Freedom Festival | IAC 2012 [2] 5. Mai – Schickt mich dahin wo der Pfeffer wächst – nach Indien!

Das Sex Worker Freedom Festival ist eine offizielle Veranstaltung der Internationalen AIDS Konferenz 2012 (IAC12), unterstützt vom Sexual Health and Rights Program der Open Society Foundation, UNAIDS, dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Niederlande, UNFPA, HIVOS, AIDS Fonds und dem AIDS 2012 Konferenz-Sekretariat.

16. Mai – Sex Worker Freedom Festival | IAC 2012

Video über die Alternative AIDS Konferenz in Kalkutta (in englischer Sprache)

http://youtu.be/U2Rhk-t0LJ4

Das Sex Worker Freedom Festival ist eine offizielle Veranstaltung der Internationalen AIDS Konferenz 2012 (IAC12), unterstützt vom Sexual Health and Rights Program der Open Society Foundation, UNAIDS, dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten der Niederlande, UNFPA, HIVOS, AIDS Fonds und dem AIDS 2012 Konferenz-Sekretariat.

 

21. bis 26 Juli 2012 | Swabhumi, Kalkutta, Indien

Aufgrund von Einreisebeschränkungen in den USA können und wollen viele Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nicht an der IAC in Washington teilnehmen. Das Sex Worker Freedom Festival ist eine Alternativ-Veranstaltung für Sexarbeiter/innen und ihre Verbündeten, um gegen ihren Ausschluss zu protestieren und ihnen Gehör zu verschaffen.

 

Das Programm des Festivals wirft einen Blick auf die Freiheiten und Rechte, die allen Menschen zustehen.

  • Recht zu reisen und zu migrieren;
  • Recht auf qualitativ hochwertige Gesundheitsfürsorge;
  • Recht auf Arbeit und freie Berufswahl;
  • Recht auf Versammlungsfreiheit und sich gewerkschaftlich zu organisieren;
  • Schutz vor gesetzlicher Willkür und Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz;
  • Schutz vor Missbrauch und Gewalt; und
  • Schutz vor Stigma und Diskriminierung.

 

Konferenz mit 9,5 Stunden Zeitversatz zwischen Kalkutta und Washington

Das Programm in Kalkutta wird täglich zwischen 12 Uhr 30 und 22 Uhr 30 stattfinden und sich somit für jeweils 5 Stunden mit den Veranstaltungen in Washington überschneiden. Es wird eine Videoleitung zwischen den Sitzungen der Konferenzen und zum Global Village geben.

Anmeldefrist für das Sex Worker Freedom Festival ist der 30. Juni 2012.

Anmeldeformulare sind auf der Webseite des Global Network Of Sex Work Projects (NSWP) erhältlich. Alternativ können Sie es auch hier in der Sprache Ihrer Wahl herunterladen. (siehe unten)

Anmeldeforumulare für das Sex Worker Freedom Festival English, 简体中文, Français, Русский, Español

5. Mai 2012 – Schickt mich dahin wo der Pfeffer wächst – nach Indien!

Ich plane nach Indien zu reisen, wo nicht nur der Pfeffer wächst, sondern vom 21. bis 27. Juli auch das Sex Worker Freedom Festival stattfindet, gleichzeitig mit der 19. Internationalen AIDS Konferenz (IAC 2012) in Washington.

Video-Link zwischen Kolkata und Washington

Aufgrund von Einreisebeschränkungen in den USA können und wollen viele Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nicht an der IAC in Washington teilnehmen. Das Sex Worker Freedom Festival ist eine Alternativ-Veranstaltung für Sexarbeiter/innen und ihre Verbündeten, um gegen ihren Ausschluss zu protestieren und ihnen Gehör zu verschaffen. Während der 5 Stunden, in der sich die beiden Konferenzen täglich überschneiden werden, wird es Video-Links zwischen den Verstanstaltungen in Kolkata und Washington geben.

Das Sex Worker Freedom Festival ist eine offizielle Veranstaltung der Internationalen AIDS Konferenz 2012 mit Unterstützung der folgenden Organisationen:  Open Society Foundation – Sexual Health and Rights Program, UNAIDS, Dutch Ministry of Foreign Affairs, UNFPA, HIVOS, AIDS Fonds and AIDS 2012 conference secretariat. Für weitere Informationen klicken Sie bitte auf den jeweiligen Banner.

Globales Netzwerk

Ich plane an der Konferenz teilzunehmen, um von der Situation der Sexarbeiterin/innen in Südkorea zu berichten und um meine Kontakte in der globalen Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter/innen weiter zu stärken.

Obwohl ich von mehreren Sexarbeiter/innen ermutigt wurde, die Konferenz zu besuchen, möchte ich mich nicht für Mittel bewerben, die für Sexarbeiter/innen vorgesehen sind, da vielen die Teilnahme an dieser Konferenz u.a. durch die oben erwähnten Umstände bereits genügend erschwert wird.

 

Schicken Sie mich nach Indien!

Wenn Sie mein Projekt mit einer Spende unterstützen und mich zum Sex Worker Freedom Festival, der Alternativen AIDS Konferenz 2012, in Kolkata schicken möchten, klicken Sie bitte auf DONATE NOW in der rechten Menüleiste oder informieren Sie sich unter Support Us. Ein Kollege in Kolkata lud mich ein, während meines Aufenthalts bei ihm zu übernachten; daher benötige ich ausschliesslich eine Unterstützung für meine Flug- und Visakosten sowie für die allernotwendigsten Dinge des täglichen Bedarfs (Gesamtkosten ca. € 1.160)

Bitte beachten Sie: Forschungsprojekt Korea veröffentlicht keinen Rechenschaftsbericht. Alle Spenden geschehen auf Vertrauensbasis. Sollte ich mein Spendenziel verfehlen, wird Ihre Spende zur Finanzierung anderer Kosten des Projekts in Südkorea verwandt.

 

4. Mai 2012 – Zweite Einladung zur Charlie Spice Show

Tausendsassa und ehemaliger Sexarbeiter Charlie Spice hat mich zum zweiten Mal in die Charlie Spice Show eingeladen. Gemeinsam mit Maxine Doogan, Gründerin der Erotic Service Providers Union (Gewerkschaft der Erotischen Dienstleistenden) sprachen wir über die Rhetorik von Prostitutionsgegner/innen, Probleme von Forschung über Sexarbeit, und die bevorstehende Alternative Internationale AIDS Konferenz 2012 für Sexarbeiter/innen und ihre Verbündeten, genannt das Sex Worker Freedom Festival.

Für nähere Informationen über die Charlie Spice Show klicken Sie bitte hier. Die Charlie Spice ist eine Radiosendung mit Hörerbeteiligung. Wenn Sie in einer der nächsten Sendungen an der Diskussion teilnehmen möchten, fügen Sie einfach ‘charliespice’ zu Ihren Skype-Kontakten hinzu oder rufen Sie an unter +1 347-855-8239.

Klicken Sie hier, um die Sendung in ihrem Standardplayer anzuhören oder hier, um die Sendung als Podcast herunterzuladen. Alternativ können Sie die Sendung auch hier anhören. Desweiteren können Sie noch den Beitrag zu meinem ersten Auftritt bei der Charlie Spice lesen. (siehe unten) [1] 6. April – Forschungsprojekt Korea bei der Charlie Spice Show

1. Mai 2012 – debatte.03: Ist Sexarbeit objektivierend?

Debatte mit Norma Jean Almodovar Aktivistin für die Rechte von Sexarbeiter/innen

Ich bitte um Verständnis, dass dieser Eintrag aus Zeitgründen vorerst nicht übersetzt werden kann. Bitte lesen Sie Frau Almodovars Beitrag im englischen Original.

Bitte klicken Sie hier um an der Diskussion teilzunehmen!

10. April 2012 – Fernsehdebatte über die Abschaffung der Prostitution

Am 13. März strahlte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ARD die Sendung “Ob Billigsex oder Edelpuff: Schafft Prostitution ab!“ aus in der Reihe “Menschen bei Maischberger”, einer Talkshow mit Gastgeberin Sandra Maischberger. Die Gäste waren Alice Schwarzer, Gründerin und Herausgeberin des politischen Frauenmagazins EMMA, die Sexarbeiterin Kyra Kim, Prostitutionsgegnerin Sabine Constabel vom Sozialdienst für Prostituierte Stuttgart, Volker Beck, der menschenrechtspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, und Jürgen Rudloff, Unternehmer und Besitzer eines FKK-Clubs, in dem Sexarbeiterinnen selbständig arbeiten können. Als Überraschungsgast präsentierte Frau Maischberger Regina Braun, eine Frau deren Ehemann ihr mehrere Bordellbesuche gestanden hat. Mehr über die Gäste können Sie hier erfahren.

Nach der Sendung, und nachdem Alice Schwarzer einen Artikel mit dem sarkastischen Titel „Vom Glück sich zu prostituieren“ veröffentlichte, entwickelten sich erhitzte Debatten auf der offiziellen Webseite und der Facebook-Seite des EMMA-Magazins. Auf der Facebook-Seite wurden Kommentare von Sexarbeiter/innen und Andersdenkenden kurzerhand gelöscht, obwohl sie höflich und sachlich formuliert waren und zum Dialog einluden. Entgegen meinen Erwartungen, wurden meine Kommentare veröffentlicht, obwohl ich in Anbetracht der Sicherheit von Sexarbeiter/innen Partei für die Entkriminalisierung der Sexarbeit ergriff.

Der Artikel und die nachfolgende Leserdiskussion zeigte, dass viele der Leser nicht an Fakten interessiert waren. Dem „grünen Lackel“ Volker Beck empfahl eine Leserin „einen Satz heißer Ohren“ zu verpassen und einen wünschte sich einen „Eimer Kuhshit auf den falschen Anstand“. Dabei war es Volker Beck gewesen, der trotz ständiger Unterbrechungen von Alice Schwarzer stichhaltige Fakten präsentiert hatte. Andere wiederholten unablässig, dass sie Prostitution für unmoralisch hielten, blieben jedoch jedwede Antwort schuldig auf Fragen über die verminderte Sicherheit von Sexarbeiter/innen in Ländern, die Teilaspekte oder das gesamte Spektrum der Prostitution kriminalisierten.

Ein einziger Leser äußerte, dass, obwohl er selbst aus grundsätzlichen Erwägungen ein entschiedener Prostitutionsgegner sei, nur weitere Informationen und Diskussionen bei der Entscheidungsfindung über zukünftige Gesetze helfen könnten. Für meinen Beitrag zur Diskussion dankte er mir und wünschte alles Gute für meine Forschung. Ich schließe diese kurze Zusammenfassung der Ereignisse mit den Worten des Autors Dan Gardner. „Man muss nicht zustimmen. Man muss aber lesen.“

Hinweis: Sie können die noch aktiven Diskussionsfäden lesen, indem Sie die jeweiligen Verknüpfungen im Text anklicken.

8. April 2012 – debatte.02: Hat die Legalisierung von Sexarbeit einen Anstieg der Zwangsprostitution zufolge?

Nehmen Sie an der Diskussion teil!

Zum zweiten Mal lud ich einen Bekannten ein, eine private Konversation öffentlich fortzuführen. Matt Stearner ist ein Doktorand im Fachbereich Soziologie an der staatlichen Universität Ohio.

Matt und ich sprachen über eine Diskussion über die Legalisierung von Sexarbeit, die er mit einem Freund geführt hatte. Ich fragte ihn, ob er damit einverstanden wäre, die Diskussion auf der Facebook-Seite vom Forschungsprojekt Korea fortzusetzen, damit sich andere daran beteiligen könnten, und er stimmte bereitwillig zu.

Bitte klicken Sie hier, um an der Diskussion teilzunehmen!

Hinweis: Sie können die Diskussion auf Facebook verfolgen, auch wenn Sie selbst kein Facebook-Konto haben. Sollten Sie an der Diskussion teilnehmen, sich aber nicht bei Facebook registrieren wollen, können Sie stattdessen einen Kommentar auf diesem Blog hinterlassen (siehe Seitenende). Ich werde Ihren Kommentar dann dem Diskussionsfaden hinzufügen. Ein Teil der Diskussion findet auch auf diesem Blog statt, in den Kommentaren unter der englischen Version dieses Updates. Klicken Sie hier, um diesen Diskussionsfaden zu verfolgen.

6. April 2012 – Forschungsprojekt Korea bei der Charlie Spice Show

Am vergangenen Donnerstag wurde ich zur Charlie Spice Show eingeladen, um mit Douglas Fox und Sarah Walker sowie unserem Gastgeber Charlie Spice über Sexarbeit, Sexarbeiter und die Sexindustrie zu diskutieren.

Während der Diskussion über die Entkriminalisierung von Sexarbeit, den Einfluss von radikalen Feminist/innen auf Prostitutionsgesetze oder die globale Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter/innen wurde mir auch ausreichend Zeit gegeben, den Zuhörern auf aller Welt sowohl die Menschenrechtssituation der Sexarbeiter/innen in Südkorea nahezubringen, als auch von den Protesten zu berichten, die koreanische Sexarbeiter/innen seit der Verabschiedung des Anti-Sexhandelsgesetzes im Jahr 2004 organisieren.

Charlie Spice Show – Sex Work, Sex Workers and the Sex Industry [14:10]

Bitte klicken Sie auf den Play-Button um Ausschnitte der Charlie Spice Show anzuhören.

Gastgeber

Charlie Spice ist Talkshow-Moderator, Autor und fungiert als Berater in der Sexindustrie mit Wohnsitzen in Barbados und London. Charlie verfügt über 26 Jahre Erfahrung als Sexarbeiter in sämtlichen Bereichen der Industrie in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Europa und in der Karibik. 2006 setzte er sich zur Ruhe und nutzt seither seine Kenntnisse, um Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), Regierungsorganisationen, sowie Gesundheits- und HIV/AIDS-Organisationen zu beraten oder um an Universitäten Vorträge zu halten.

Gäste

Douglas Fox ist ein britischer Sexarbeiter und Aktivist für die Rechte von Sexarbeiter/innen. Darüberhinaus ist er einer der Publizisten des Sexindustrie-Blogs Harlot’s Parlour (lit. Huren-Salon).

Sarah Walker, ebenfalls aus Großbritannien, ist Sprecherin des English Collective of Prostitutes (Englisches Kollektiv für Prostituierte), das für die Sicherheit von Frauen und die Entkriminalisierung der Prostitution kämpft.

Matthias Lehmann ist ein unabhängiger Forscher aus Deutschland und Initiator des Forschungsprojekts Korea.

Zum Ende der Sendung schloss sich auch noch Peter W. Wickham aus Barbados der Diskussion an. Er ist der Direktor des Caribbean Development Research Services (Karibisches Entwicklungsforschunginstitut), einem Forschungsinstitut, das soziale und politische Umfragen und damit verknüpfte Forschungen in der Karibik ausführt.

Charlie Spice Show

Die Charlie Spice Show ist eine neue wöchentliche Talk-Show im Internet, bei der die Gäste und die Zuhörer live und interaktiv in offenen Diskussionen teilnehmen können über kontroverse Themen im Zusammenhang mit Sexarbeit, Sexarbeiter/innen und der Sexindustrie. Es ist eines der erklärten Ziele der Sendung, Themen zu beleuchten, die andernorts marginalisiert, ignoriert oder unter den Teppich gekehrt werden aufgrund moralistischer Ansichten, politischem Kalkül und Scheinheiligkeit.

Ziel ist es auch einen eingehenden und unverzerrten Blick auf schwierige Angelegenheiten zu werfen, um gemeinsam die Wahrheit über die tabuisierte Sex-Industrie zu enthüllen, jenseits von Vermutungen, falschen Vorstellungen, Lügen, Mythen, Klischees und Heuchelei. Die Sendung wird den Zuhörern ausserdem einen Einblick in den Mechanismus und die Dynamik der Sex- und Unterhaltungsbranche zu gewähren.

Die Charlie Spice Show bietet allen in der Sex-Industrie agierenden Menschen und Organisationen eine öffentlichkeitswirksame Plattform, auf der sie ihre Meinungen äußern, ihre Veranstaltungen ankündigen, oder ihre Produkte und Dienstleistungen bewerben können.

Charlie Spice Show – Sex Work, Sex Workers and the Sex Industry [80:40]

Bitte klicken Sie auf den Play-Button um die Sendung in der gesamten Länge anzuhören oder auf den Pfeil im rechten Menü, um sie als mp3-Datei herunterzuladen (37mb).

Call-in Show

Das eRadio Broadcast Network, das die Charlie Spice Show produziert und sendet, verfügt weltweit über 60,000 Zuhörer.

Die Charlie Spice Show ist live und interaktiv. Zuhörer können an den Diskussionen teilnehmen und Charlie und seinen Gästen Fragen stellen oder Ihre Meinung mitteilen. Zuhörer können im Studio entweder unter +1 347 855 8239 oder via skype anrufen, oder auch Kommentare im Chat hinterlassen.

Weitere Information unter Charlie Spice Show.

3. April 2012 – debatte.01: Können Anti-Menschenhandels-Aktivisten und Sexarbeiter-Aktivisten ihre Kräfte vereinen?

Nehmen Sie an der Diskussion teil!

Nach einer längeren privaten Konversation lud ich meinen Freund Paul ein, unser Gespräch öffentlich fortzuführen. Paul ist Mitarbeiter einer authentischen Anti-Menschenhandels-Organisation, die tatsächlichen Opfern sexueller Ausbeutung hilft, indem sie ihnen eine Schulausbildung, berufsbildende Maßnahmen und langzeitige Erwerbs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten anbietet.

Wir unterhielten uns über die Kontroverse um das umstrittene Online-Portal ‘Backpage‘ und nachdem wir uns jeweils mehrere längeren Nachrichten geschickt hatten, fragte ich ihn, ob er damit einverstanden wäre, die Diskussion  auf der Facebook-Seite vom Forschungsprojekt Korea fortzusetzen, damit sich andere daran beteiligen könnten, und er stimmte bereitwillig zu.

Bitte klicken Sie hier, um an der Diskussion teilzunehmen!

Hinweis: Sie können die Diskussion auf Facebook verfolgen, auch wenn Sie selbst kein Facebook-Konto haben. Sollten Sie an der Diskussion teilnehmen, sich aber nicht bei Facebook registrieren wollen, können Sie stattdessen einen Kommentar auf diesem Blog hinterlassen (siehe Seitenende). Ich werde Ihren Kommentar dann dem Diskussionsfaden hinzufügen.

1. April 2012 – “Rechtschaffene Frauen benötigen unsere Hilfe, anschaffende Frauen gehören bestraft”

James Turnbull hat freundlicherweise einen Gastbeitrag über das Forschungsprojekt Korea auf seinem populären Blog The Grand Narrative veröffentlicht.

The Grand Narrative behandelt Aspekte der koreanischen Gesellschaft durch Gender-Analysen z.B. der Werbung oder der Popkultur. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist dieser Blog zu einer führenden Quelle für diese Themen geworden, auf die u.a. auch das TIME Magazine, die Washington Post, BUST und Jezebel aufmerksam geworden sind. James Turnbull ist ein gefragter Redner, der häufig Vorträge an Universitäten in Korea und im Ausland hält.

Klicken Sie hier um die Webseite von The Grand Narrative zu besuchen oder hier für die entsprechende Facebook-Seite. Das gesamte Forschungsteam bedankt sich herzlich bei James Turnbull für seine Unterstützung des Forschungsrojekts Korea.

Sie können den Gastbeitrag auch auf dieser Seite lesen. Ich bitte um Verständnis, dass der Beitrag nicht in deutscher Sprache vorliegt. Ich empfehle insbesondere den Absatz über das geplante Comicbuch zu lesen (“Graphic Novel about Sex Work”).

28. März 2012 – Forschungsprojekt Korea benötigt Ihre Unterstützung!

Das Forschungsprojekt Korea begann im September 2011. Durch zwei Spendenaufrufe im Juli und Oktober letzten Jahres wurden insgesamt €1.650 von privaten Spendern eingenommen. Allen Spenderinnen und Spendern sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Aufgrund mehrerer Umstände musste der Zeitplan des Projekts wiederholt verändert werden. Dazu gehörten u.a. Umbesetzungen innerhalb des Forschungsteams und ein extremer Kälteeinbruch, sowie der aktuelle Anstieg von Polizeieinsätzen in der Prostituierten-Szene, infolgedessen Interviews mit Sexarbeiter/innen nur unter besonderen Bedingungen und mit viel Geduld zu organisieren sind.

Budget ››

Das Forschungsprojekt Korea ist ein unabhängiges Projekt und keiner Universität oder Organisation angehörig. Es wird ausschließlich durch private Spenden finanziert. Jede Unterstützung, sei es durch Kommentare oder Spenden, ist herzlich willkommen. Die monatlichen Kosten des Forschungsprojekts belaufen sich auf ca. €660 | US$880 | £550 | ₩ 1,000,000. Das Projekt wird voraussichtlich im September beendet werden.

Da das Forschungsprojekt Korea unabhängig ist, konnte kein Forschungsvisum für Herrn Lehmann beantragt werden, weswegen es ihm nicht erlaubt ist, eine Nebenerwerbstätigkeit anzunehmen. Darüberhinaus muss er alle 90 Tage nach Japan ausreisen, um bei der Wiedereinreise nach Südkorea ein neues Touristenvisum ausgestellt zu bekommen. Die für dieses Projekt interviewten Teilnehmer erhalten keine Bezahlung. Sämtliche Kosten, die durch Interviews entstehen, werden jedoch übernommen (Raummiete, Speisen und Getränke). Weitere Kosten beinhalten die notwendigsten Lebenshaltungskosten, Fahrtkosten, sowie Telefon- und Internetgebühren.


Klicken Sie hier wenn Sie spenden möchten.

Wie können Sie spenden ››

Sie können eine Spende an das Forschungsprojekt Korea entweder per PayPal tätigen (bevorzugte Methode) oder per Überweisung an Herrn Lehmanns deutsches Bankkonto. Um mit PayPal oder Ihrer Kredigkarte zu spenden, klicken Sie einfach auf den obigen Donate Now Button. Sie werden dann auf die PayPal-Spendenseite des Forschungsprojekts Korea umgeleitet. Wenn Sie eine Spende tätigen, geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Email-Adresse an.

Bei der Entscheidung ueber die Höhe Ihrer Spende beachten Sie bitte, dass PayPal 1.9% des Betrags von Spendern innerhalb der EU und 3.9% von Spendern aus anderen Ländern einbehält, zuzüglich einer Gebühr von €0.35 | US$0.30 | £0.20. Sollten Schwierigkeiten bei der Nutzung von PayPal auftreten oder sollten Sie eine Spende per Überweisung vorziehen, senden Sie bitte eine Email an Matthias Lehmann an yongsagisa [at] gmail [dot] com.

Forschungsprojekt Korea veröffentlicht keinen Rechenschaftsbericht. Alle Spenden geschehen auf Vertrauensbasis.

27. März – Über das Projekt

Bitte besuchen Sie die aktualisierte Über das Projekt-Seite!

Lernen Sie das Forschungsteam kennen, erfahren Sie mehr über den Hintergrund des Forschungsthemas und über die geplanten Publikationen, und finden Sie heraus wie das Projekt finanziert ist und wie Sie uns unterstützen können.

17. März 2012 – Sehen heißt Zweifeln

Protestkundgebung indischer Sexarbeiter/innen in Maharashtra, Indien (Foto: VAMP)

Sehen heißt Zweifeln

Anti-Menschenhandels-Aktivisten verschmelzen allzu oft die Begriffe „sex trafficking“ und „Sexarbeit“. Sex trafficking beschreibt den Akt des „Menschenhandels zum Ziele der sexuellen Ausbeutung“. Sexarbeit (Prostitution) beschreibt den „Austausch einvernehmlicher Sexdienstleistungen gegen Entlohnungen“.

Zwei verbreitete Behauptungen von Prostitutionsgegnern lauten, dass selbst einvernehmliche Sexdienstleistungen unter Erwachsenen untrennbar mit Ausbeutung verbunden sind, und dass die globale Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter/innen von weissen Sexarbeiter/innen in Industrienationen dominiert wird.

Sehen heißt Zweifeln ist eine Fotosammlung die Bilder* von den Protestkundgebungen von Sexarbeiter/innen in Entwicklungsländern zeigt, aufgenommen am 3. März 2012, dem Internationalen Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen. Die Botschaften auf ihren Plakaten, T-Shirts, Masken und roten Regenschirmen zeigen, was Sexarbeiter/innen selbst über ihre Arbeit und ihre Bedürfnisse denken.

Leben Sie in einem Entwicklungsland und haben am 3. März Fotos von den Protesten von Sexarbeiter/innen aufgenommen? Bitte hinterlassen Sie einen Kommentar (siehe unten) oder schreiben Sie mir an yongsagisa[at]gmail.com.

Lesen heißt Zweifeln

Bitte lesen sie diese beiden Beiträge und beurteilen Sie selbst, wer vernünftig klingt und wer nicht.

Mythen über den Menschenhandel‘ von Ronald Weitzer, Professer der Soziologie an der George Washington Universität. Weitzer ist sehr kritisch gegenüber den Positionen von Prostitutionsgegnern und der Verschmelzung von Sexarbeit im allgemeinen mit ‚sex trafficking‘. Wiewohl er nicht bestreitet, dass ‚sex trafficking‘ ein tatsächlich Phänomen darstellt, argumentiert er, dass das Vorkommen von Anti-Prostitutions-Organisationen in hohem Masse übertrieben wird.

Warum ich die Wahl getroffen habe, eine Prostituierte zu werden‘ von Melissa Farley und Nikki Craft. Farley ist eine amerikanische Psychologin undForscherin, und eine feministische Aktivistin der Anti-Pornographie- und Anti-Prostitutions-Bewegung. Sie ist die Mitbegründerin der Nicht-für-Profit-Organisation Prostitutionsforschung & Bildung in San Francisco, welche Informationen über Menschenhandel und Prostitution bereitstellt. Nikki Craft ist eine amerikanische Polit-Aktivistin, radikale Feministin, Künstlerin und Schriftstellerin.

Klicken Sie hier um das Sehen heißt Zweifeln-Fotoalbum auf Forschungsprojekt Koreas Facebook-Seite zu öffnen. (Es ist keine Registrierung nötig.)

Bitte beachten Sie auch weitere Fotoalben mit Protesten von Sexarbeiter/innen in Südkorea und Kambodscha. * Haben Sie diese Fotos aufgenommen? Bitte schreiben Sie mir und ich werde Ihren Namen zu ihren Fotos hinzufügen.

14. März 2012 – Hinter den Kulissen

Online Dokumentation

Die Idee, Forschungsprojekt Korea online zu dokumentieren, kam aus mehreren Gründen zustande. Zu Beginn veröffentlichte ich einen Spendenaufruf auf meinem persönlichen Blog, um einen Teil des Projekts zu finanzieren. Die Aufruf wurde ein grosser Erfolg und so schien es nur angemessen, die Spenderinnen und Spender mit einigen Updates zu versorgen, um ihnen zu versichern, dass ihre Spenden auch dem richtigen Zweck zugeführt wurden. Obwohl ich aber manchmal Updates per Email sende, wollte ich diese Variante generell auf ein Minimum reduzieren und stattdessen die Möglichenkeit schaffen, den Verlauf des Projekts auf eigene Initiative hin zu verfolgen. Daher begann ich Updates in englischer und deutscher Sprache zu veröffentlichen, und dank der Hilfe meiner grossartigen Assistenten gibt es auch einige Informationen auf Koreanisch.

Da der Blog immer populärer wurde, entschied ich mich, ihn der Übersicht halber auf eine separate Webseite umzusiedeln. Der Blog hilft mir nun immens um mein Netzwerk mit diversen Menschen auszubauen, und es vergeht keine Woche, in der ich nicht mehrere neue Kontakte knüpfe, von neuen Fakten erfahre, oder Projekte von Sexarbeiter/innen kennenlerne. Mein Internet-Meme „Was Leute denken, das ich tue / Was ich wirklich tue“ war ein besonderer Erfolg und ich freue mich mitzuteilen, dass ich daraufhin sehr viel positive Rückmeldungen erhalten habe. Unter anderem lernte ich so zwei junge Forscherinnen kennen, eine aus Indien und eine aus den Vereinigten Staaten. Für sie und für alle anderen, die sich für die Arbeit im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt interessieren, möchte ich gerne die Notwendigkeit von Einverständniserklärungen erläutern und wie unser Team sie anwendet.

Einverständniserklärung

Die Forschungsethik für die Durchführung von Interviews, wie wir sie für dieses Projekt vornehmen, verlangt es, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer detaillierte Informationen über den Hintergrund und die Methoden und Zielsetzungen des Forschungsprojekts erhalten. Forscher haben Verantwortung dafür zu tragen, die Erlaubnis all derer einzuholen, die in das Projekt eingebunden sind. Es ist ihre Pflicht, sowohl die Rechte als auch die Privatsphäre der Teilnehmer zu schützen, keine der erhaltenen Informationen zu missbrauchen, und durchgehend ein hohes Mass an moralischer Verantwortlichkeit einzuhalten.

Beim Forschungsprojekt Korea erhalten unsere Interviewpartner ein Faltblatt, welches den Namen des Projekts, unsere Zugehörigkeit (in unserem Fall keine, da wir unabhängig sind), unsere Zielsetzung und die Verwertung der Interviews, die Namen der Mitarbeiter und deren Hintergründe, und die Interviewmethode erläutert.

Schließlich gibt es auch eine Rechtsbelehrung. Einige Beispiele lauten wie folgt:

  • Sie haben das Recht anonym zu bleiben. Alle Interviews werden vertraulich behandelt und Interviewte können ein Pseudonym wählen, das für sie benutzt werden soll.
  • Sie haben das Recht, jede Ihrer Aussagen auf vertraulicher Basis zu tätigen. Sie haben auch das Recht, offizielle Aussagen im Nachhinein als vertraulich einzustufen.
  • Sie haben das Recht, das Interview jederzeit abzubrechen, ohne Angabe von Ihren Beweggründen, es sei denn, sie möchten Sie gerne nennen.

Wir erklären das gesamte Faltblatt in allen Einzelheiten und ermutigen unsere Gesprächspartner uns jederzeit Fragen zu stellen. Erst nachdem wir diesen Prozess der Erläuterungen abgeschlossen haben, bitten wir dann darum, die Einverständniserklärung zu unterschreiben. Das Faltblatt und eine Kopie der Einverständniserklärung, auf dem auch unsere Kontaktdaten angegeben sind, behält jede/r Befragte, damit sie uns erreichen können, um, falls nötig, eine bereits getätigte Aussage zu widerrufen oder zu ändern.

Die Einverständniserklärung besteht aus zwei Sektionen. Die erste beinhaltet eine Reihe von Fragen, die z.B. wie folgt lauten:

  • Sind Sie damit einverstanden, dass wir Notizen machen und dieses Interview aufnehmen?
  • Verstehen Sie Ihre Rechte wie sie unser Team und dieses Formular erläutert haben?
  • Hatten Sie Gelegenheit Fragen über diese Studie zu stellen?

Die zweite Sektion beinhaltet eine Reihe von Angaben, die z.B. wie folgt lauten:

  • Ich habe alle mir gegebenen Erklärungen gelesen und verstanden.
  • Mir wurden sämtliche Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit beantwortet und ich erkläre mich freiwillig bereit, an dieser Studie teilzunehmen.

Schließlich können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen, ob sie mit ihrem echten Namen oder einem Pseudonym unterzeichnen wollen.

Das gesamte Faltblatt ist zweisprachig, in koreanischer und englischer Sprache, und in einem einfachen, nicht-fachspezifischen Stil gehalten, so dass es leicht zu verstehen ist.

Fazit

Es gibt keine einheitliche Form für Einverständniserklärungen für sozialwissenschaftliche Forschungsinterviews. Jede Forscherin und jeder Forscher mag andere Aspekte als wichtig oder entbehrlich einschätzen. Um eine Einverständniserklärung für Ihre eigene Forschung zu entwickeln, bietet es sich an, sich verschiedene Formulare anderer anzusehen, die Sie im Internet finden können. Sie mögen sich dann entscheiden, manche Teil zu übernehmen, andere umzuformilieren oder ganz andere in ihre Form zu integrieren, die von besonderer Bedeutung für Ihr spezifisches Thema halten.

Ich möchte an dieser Stelle Frau Kate Cooper danken, ehemals eine Studentin am Zentrum für Angewandte Menschenrechte der Universität York, für das Bereitstellen der Einverständniserklärung ihres Forschungsprojekts, welche mein erster Anhaltspunkt war.

Wenn Sie ein/e Forscher/in oder ein/e Sexarbeiter/in sind und derzeit ein Forschungsprojekt planen, lade ich Sie herzlich ein mir etwaige Fragen zu stellen, die Sie haben könnten. Soweit es mir möglich ist, werde ich sie gerne beantworten. Eine Kopie der von uns entwickelten Einverständniserklärung ist auf Anfrage erhältlich. Bitte hinterlassen Sie einen dementsprechenden Kommentar (siehe unten).

3. März 2012 ☂ Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen

Der 3. März gilt als der Internationale Tag für die Rechte von Sexarbeiter/innen. Der Gedenktag wurde im Jahr 2001 vom Durbar Mahila Samanwaya Komitee (DMSC) ins Leben gerufen, einem Sexarbeiter/innen-Kollektiv in Indien. Über 25,000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter versammelten sich zu dem Gründungsfestival, und seither wird der Gedenktag von Sexarbeiter/innen und allen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen, international feierlich begangen.

Der Rote Regenschirm als Symbol für die Solidarität mit Sexarbeiter/innen kam zum ersten Mal bei der 49. Biennale in Venedig im Jahr 2001 zum Einsatz. Italienische Sexarbeiter/innen marschierten durch die Strassen Venedigs als Teil des “Prostituierten-Pavillons” und der CODE:RED Kunstinstallation des slowenischen Künstlers Tadej Pogacar. Der Marsch der roten Regenschirme machte auf die schlechten Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam, denen Sexarbeiter/innen ausgesetzt sind. Vier Jahre später wurde der rote Regenschirm vom Internationalen Komitee für die Rechte von SexarbeiterInnen in Europa (ICRSE) als Symbol für den Widerstand gegen Diskriminierung übernommen. Seither gilt der rote Regenschirm als internationale Ikone für die Rechte von Sexarbeiter/innen auf der ganzen Welt. Er symbolisiert sowohl den Schutz vor Misshandlungen und Intoleranz, denen Sexarbeiter/innen überall ausgesetzt sind, als auch ihre Stärke.

Foto: “NeonRights” von Matt Lemon. Besuchen Sie Matt Lemon Photography auf WordPress und Facebook.

1. März 2012 – Sonderreport des Forschungsprojekts Korea In der Höhle des Löwen: Ein Abend unter Prostitutionsgegnern

Die Veranstaltung*

In der ersten Dezemberhälfte besuchte ich eine Ausstellung und einen Vortrag mit dem Titel Liberating Herstories, Gerichtigkeit für ‘Trostfrauen’ durch Kunst, die sich mit den „Themen der sexuellen Sklaverei, des Menschenhandels, und der Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen“ beschäftigte (übersetztes Zitat der offiziellen Beschreibung). Die Veranstaltung, organisiert vom House of Sharing International Outreach Team, war Teil einer Vortragsreihe, die die Angelegenheit der sogenannten ‚Trostfrauen‘ beleuchtete, ein euphemistischer Ausdruck, mit dem Mädchen und Frauen bezeichnet werden, die für die japanischen Kriegsbordelle des Zweiten Weltkrieges zwangsprostituiert wurden. Die verbleibenden Überlebenden, die oft schlicht halmonis (Großmütter) genannt werden, protestieren jede Woche vor der japanischen Botschaft in Seoul, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, von der japanischen Regierung eine angemessene Entschädigung für ihr Leid zu erhalten.

Protest der koreanischen ‘Trostfrauen’ (Foto: AP/Ahn Young-joon)

Ich habe durchaus Verständnis für den Protest der halmonis, aber ich sehe nicht die gleichen Zusammenhänge zwischen deren Kampf und den Umständen in der heutigen Sexindustrie, wie die Organisatoren der Veranstaltung es in ihrer Beschreibung taten. Mir war im Vorhinein bewusst, dass die Organisatoren und die Mehrheit der Teilnehmer wahrscheinlich dem Spektrum der Prostitutionsgegner entstammen würden, die jedwede Form von Sexarbeit (Prostitution) als Ausbeutung ansehen, und die sich oft auf (die Rettung von) Frauen und Minderjährige(n) konzentrieren, eine Sicht, die ich nicht unterstütze. Da der Vortrag jedoch den Titel „Die heutige Sexindustrie in Korea“ trug, entschied ich mich dennoch teilzunehmen, um zuzuhören und um zu versuchen, mich in einigen sinnvollen Diskussionen zu engagieren.

Klarstellung

Eine koreanische Freundin teilte mir kürzlich mit, dass meine Äußerungen, dass ich “durchaus Verständnis für den Protest der halmonis” hätte und dass ich das “Verhalten der japanischen Regierung, die überlebenden halmonis nicht zu entschädigen” als einen gerechtfertigter Grund für öffentliche Proteste ansähe, auf sie eher wie ein Lippenbekenntnis wirkten als ein aufrichtiges Bekenntnis. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, den folgenden Absatz hinzufügen.

Ich bestreite mitnichten die Erfahrungen und das große Leid, dass die Frauen erleiden mussten, die während der Kolonialherrschaft Japans über Südkorea als Sexsklaven missbraucht wurden. Die Entschädigung der ‘Trostfrauen’ ist jedoch höchst komplizierte Angelegenheit, und meiner Ansicht nach ist es dem Fehlverhalten sowohl der japanischen als auch der koreanischen Regierung geschuldet, dass bisher keine Lösung gefunden wurde, da es beide versäumen, die Interessen der ‘halmonis’ zur höchsten Priorität zu erklären. Ich stimme der Vermischung der ‘Trostfrauen’-Problematik mit der heutigen Sexindustrie in Südkorea nicht zu und habe das Thema nur als Teil meiner Analyse des Vortrags von Jin Kyeong CHO erwähnt.

Für diejenigen, die sich für die Problematik der Entschädigung der ‘Trostfrauen’ interessieren, empfehle ich die folgenden Artikel als Ausgangspunkt. http://tinyurl.com/y4rtr8 | http://tinyurl.com/88w69l4 | http://tinyurl.com/72rw5hw | http://tinyurl.com/omeof

Der Vortrag

Der Vortrag wurde von Jin Kyeong CHO (조진경) gehalten, der früheren Direktorin des Dasi Hamkke Centers (다시함께센터), einer Kollaboration zwischen einer Nichtregierungs- und Regierungsorganisation, die sie im Jahr 2003 half zu etablieren. Das Center „hilft Opfern/Überlebenden von sexueller Ausbeutung (‚sex trafficking‘) beim Ausstieg aus dem Sexhandel” und betreibt „Kampagnen und andere Projekte, um die Öffentlichkeit über den Sexhandel zu informieren”. (Zitate von der Web- und Facebook-Seite des Centers.) Cho hat aktiv an Südkoreas Anti-Sexhandelsgesetzen (성매매특별법, Seongmaemae Tteukbyeolbeob) mitgearbeitet, die im Jahr 2004 verabschiedet wurden, und sowohl die Käufer als auch die Anbieter*innen sexueller Dienstleistungen mit Gefängnis- und empfindlichen Geldstrafen belegt.

Lobenswerterweise hatten die Organisatoren der Veranstaltung der Vortragenden eine Dolmetscherin zur Seite gestellt, so dass sowohl der Vortrag als auch die Diskussion im Anschluss zweisprachig zu verfolgen war. Trotz des Titels begann der Vortrag mit einem geschichtlichen Abriss der Prostitution in Korea, und es schien mir, dass Frau Cho andeutete, dass es ein Phänomen wäre, das vornehmlich mit dem Gebaren in Korea stationierter ausländischer Streitkräfte zu tun hätte. Obwohl sie später das Wachstum und die Größe des einheimischen Marktes für sexuelle Dienstleistungen erwähnte, hatte sie m. E. dennoch, sei es willentlich oder unabsichtlich, an die nationalistische Gesinnung appelliert, die dem Thema Prostitution in Korea zugrunde liegt und die Schuld auf Ausländer verlagert, obwohl in der Realität hauptsächlich koreanische Kunden die Dienste in der koreanischen Sexindustrie in Anspruch nehmen.

Das Verhalten der japanischen Regierung, die überlebenden halmonis nicht zu entschädigen, oder das SOFA Abkommen zwischen Südkorea und den Vereinigten Staaten, welches besagt, dass amerikanische Gerichte zuständig sind, wenn Mitglieder des amerikanischen Militärs in Korea Straftaten begehen, repräsentieren beide gerechtfertigte Gründe für Proteste in der Öffentlichkeit. Meiner Ansicht nach werden diese Themen jedoch oft von Nationalisten besetzt, um eine ausländerfeindliche Stimmung zu schüren, und daher hielt ich Frau Cho’s Einlassungen zumindest unglücklich.

Truppen der USA (Foto: AFP)

Es zeigte sich jedoch, dass Frau Cho nicht so sehr von Fremdenfeindlichkeit getrieben schien, als von ihrer Überzeugung, dass das ‚Trostfrauen-System‘ während der Kolonialherrschaft Japans, die Rotlichtviertel nahe der amerikanischen Militärstützpunkte in Korea und die heutige Sexindustrie allesamt identische Merkmale aufweisen, die aus einem patriarchalischen Gesellschaftssystem resultieren, das abgeschafft werden muss, und das sämtliche Formen der Prostitution Gewalt gegen Frauen darstellen.

Frau Cho benutzte für die Sexindustrie den Ausdruck ‚sex trafficking‘. Mehr dazu unter ‚Wortwahl 1‘ (siehe unten).

Im folgenden werde ich Teile ihrer Präsentation zusammenfassen, die einen Eindruck davon vermitteln, welche Stimmungslage Frau Cho kreierte und welche Art von Darstellungen sie vermitteln wollte.

Der Mord an Yun Geum-I

Frau Cho begann ihren Vortrag mit der Erzählung des Mordes an der Prostituierten Yun Geum-i (윤금이) durch den Gefreiten Kenneth Lee Markle, einem berühmt-berüchtigten Fall, in dem „Markle, der der Zweiten Division der Streitkräfte der Vereinigten Staaten angehörte, Yun am 28. Oktober 1991 brutal ermordete und sie dann mit mehreren Objekten penetrierte“ (Quelle: The Hankyoreh, Übersetzung des Autors)

Vergewaltigung (2011) by Azi, Iranische Künstlerin, Open Art Studio

Sie fuhr dann fort mit der Aufforderung an die Zuhörer, im Internet nach dem Foto zu suchen, das am Tatort aufgenommen wurde, und welches der Auslöser für Frau Cho war, sich für die Lebenssituationen von Prostituierten in Südkorea zu interessieren.

Ich bin ihrem Vorschlag später gefolgt und kann anderen nicht empfehlen, es mir nach zu tun. Stattdessen werde hier ich einen Link zu einem Eintrag bei Wikipedia einfügen, der den Fall zusammenfasst und keinerlei Bilder beinhaltet. Ich glaube jedoch, dass die obige Beschreibung ausreichend detailliert ist. Klicken Sie hier, wenn sie weitere Details über den brutalen Mord an Yun Geum-i erfahren möchten.

“Gülle trinken”

Der zweite Fall, den Frau Cho erwähnte, war der erste Fall, den sie als Mitarbeiterin der Regierungsorganisation bearbeitete, die Opfern von Gewalt und Missbrauch Hilfe anbietet.**

An ihrem ersten Arbeitstag erhielt Frau Cho einen Anruf eines verzweifelten Vaters, der sie um Hilfe bat, seine Tochter zu finden. Sie hatte das Haus ihrer Familie eine Woche zuvor verlassen und war nicht zurückgekehrt. Stattdessen hatte sie von einem Mobiltelefon angerufen, das einem Kunden der Bordells gehörte, in dem sie gelandet war. Nachdem sich Frau Cho einen Weg durch die koreanische Verwaltungsbürokratie und die Vollzugsbehörden gebahnt hatte, konnten der Kunde, das Bordell und schließlich die Tochter ausfindig gemacht werden.

Sie weigerte sich jedoch das Bordell zu verlassen, es sei denn die Polizei würde auch eine behinderte Frau retten, von der sie behauptete, sie werde gezwungen in dem Bordell zu arbeiten. Die Polizei drohte ihr eine Strafe an, sollte sich diese Behauptung als Lüge herausstellen, doch die Frau beharrte darauf, die Wahrheit gesagt zu haben. Die Polizei durchsuchte daher die Räumlichkeiten und fand die behinderte Frau. Diese weigerte sich jedoch ebenfalls das Bordell zu verlassen und behauptete, sie würde dort nicht als Prostituierte arbeiten, und dass die Besitzer sie wie ihre eigenen Eltern behandeln würden.

Während der folgenden 13 Stunden langen Befragung wechselten sich Wut gegen die junge Frau ob ihrer falschen Behauptungen ab mit Koketterie gegenüber den Polizeibeamten. Frau Cho zufolge hatte die Frau schlicht keinen Grund, ihr oder den Beamten, die zugegen waren, zu vertrauen.

Die Tochter jedoch gab auf die Frage, welche Form von Missbrauch sie bezeugen konnte, an, dass sie sowohl mitangesehen hatte, wie die Frau mit in Zeitungspapier und Strumpfhosen eingewickelten Seifestücken geschlagen wurde, als auch dass sie durch die Haare hindurch mit erhitzten Metall-Essstäbchen auf ihrer Kopfhaut gestochen wurde, wodurch jegliche Missbrauchsspuren verborgen geblieben wären. Sie fügte hinzu, dass die Frau nur Reste zu essen bekam und nur die abstoßendsten Kunden bedienen musste. Einmal musste sie mitansehen, wie sie dazu gezwungen wurde Gülle zu trinken, wodurch sie sich übergeben musste.

Am zweiten Tag der Befragung hatte Frau Cho schließlich das Vertrauen der Frau in ausreichendem Masse gewonnen, die daraufhin berichtete, wie sie vor häuslicher Gewalt in ihrer Familie geflohen war und sich ihren Lebensunterhalt in dem Bordell verdient hätte. Nachdem Frau Cho ihr weitere Unterstützung durch ihre Organisation versichert hatte, bestätigte die Frau schließlich die Angaben der jüngeren Frau, und so verließen die beiden Frauen gemeinsam mit Frau Cho das Bordell.

Auseinandersetzung mit einem Zuhälter

Im Zusammenhang mit derselben Geschichte berichtete Frau Cho auch von einer Auseinandersetzung mit einem der Zuhälter des Bordells.

Zuhälter: “Was zum Teufel glaubst Du eigentlich wer Du bist?“

Frau Cho: “Wie kannst Du es wagen, so mit mir zu reden, Du, der diese behinderten Frauen missbraucht hast? ”

Zuhälter: “Ich habe diese nutzlosen Frauen aufgenommen und ihnen etwas zu essen, eine Unterkunft und eine Arbeit gegeben.”

Frau Cho: “Du glaubst allen Ernstes Du bist hier die Fürsorge?!”

Zuhälter: “Genau das bin ich.“

Eine nicht überzeugende Überzeugung

Frau Cho beendete ihren Vortrag mit der Behauptung, dass sie in all den Jahren, die sie in diesem Bereich tätig sei, ausschließlich Zustände wie die von ihr beschriebenen vorgefunden habe, und dass diese repräsentativ seien für „die Erlebnisse von allen Frauen, die in der Sexindustrie arbeiteten“.

Ich habe bereits zugegeben, dass ich der Argumentation von Prostitutionsgegnern im Allgemeinen nicht zustimme, aber von einer koreanischen Expertin mit vielen Jahren Felderfahrung zu hören, dass sie keinerlei positive Beispiele von erfolgreichen Sexarbeiter/innen in Korea hatte finden können, ließ mir keine Wahl als die Glaubwürdigkeit ihrer Forschungsbemühungen anzuzweifeln.

Ich bin ein weißer Mann mit eingeschränkten Kenntnissen der koreanischen Sprache. Wenn ich Sexarbeiter/innen in Korea begegne, mag ich auf den ersten Blick eher als potentieller Kunde erscheinen denn als Forscher. Daher mag man erwarten, dass Sexarbeiter/innen zu finden, die bereit sind sich interviewen zu lassen, eine ziemliche Herausforderung darstellen muss. Ich weiß aber bereits nach den wenigen Monaten, die ich in mein Forschungsprojekt investiert habe, von Sexarbeiter/innen, die mehr als ausländische Englischlehrer in Korea verdienen, (was eine sehr einträgliche Arbeit ist), und deren hauptsächliche Beschwerde das negative Stigma ist, das ihrer Arbeit anhaftet.

Die Behauptung Frau Cho‘s, dass nur weiße Sexarbeiter/innen gutes Geld in der Sexindustrie verdienen würden, kann daher verworfen werden.

Ich bezweifle nicht, dass die Erlebnisse, die Frau Cho erzählte, so geschehen sind. Ich bezweifle auch nicht, dass sich Ähnliches jederzeit zutragen kann. Ich habe jedoch begründete Zweifel, dass Frau Cho’s Schlussfolgerung stimmig ist, dass diese Erlebnisse die Erfahrungen „aller Frauen, die in der Sexindustrie arbeiten“ repräsentieren, denn alle Sexarbeiter/innen, mit denen ich bisher gesprochen habe, erzählen mir von anderen Erfahrungen.

Die Erzählweise von Prostitutionsgegnern

Prostitutionsgegner benutzen oft Erzählungen von Gewalt und dramatischen Rettungen, um die Klischees des schutzlosen Opfers und des starken Helden oder der starken Heldin zu verstärken. Dadurch erregen sie erfolgreich Mitgefühl unter ihren Zuhörern, ermutigen sie dazu ihrer Sache beizutreten, und gewinnen so eine stets anwachsende Gemeinde von Unterstützern, die ihrer Ideologie folgt, anstatt die wachsende Beweislage, die ihr widerspricht, zu untersuchen.

Selbst wenn einiges bei der Übersetzung verloren gegangen sein mag, ist wohl anzunehmen, dass der Zuhälter in der obigen Geschichte zumindest mitschuldig war an der Körperverletzung, die diese Frauen erleiden mussten. Aber Frau Cho benutzte wieder einen der schlimmsten Fälle, um ein Klischee aufrechtzuerhalten – das des brutalen Zuhälters bar jedweden Respekts für menschliches Leben.

Anti-Prostitutions-Kampagnenposter*

Ich schrieb zuvor, dass ich nicht anzweifle, dass sich die Geschehnisse, die Frau Cho beschrieb, in der Tat so zugetragen haben, noch, dass sie nicht anderswo genauso geschehen könnten; aber Gewalt geschieht vielerorts, nicht zuletzt in der eigenen Familie.

Wer behauptet, dass Mord, Brutalität und Erniedrigungen in der Sexindustrie alltägliche Vorkommnisse sind, ist entweder vom Ekel getrieben, den das Bezeugen von schockierenden Menschenrechtsverletzungen auslöst, oder aber von der Motivation, solche Beispiele ganz bewusst zu benutzen, um in anderen Furcht hervorzurufen und sie zu überzeugen, ihrer Agenda beizutreten – der Ausrottung jeglicher Geschäfte, in denen sexuelle Dienste für Geld angeboten werden.

Ich habe den Eindruck, dass die Mehrheit der Prostitutionsgegner der zweiten Gruppe angehört, und dass sie durch den gezielten Einsatz von schockierenden Bildern und verstörenden Geschichten anstreben, das Klischee von Prostituierten als ohnmächtige Opfer bar jeder Entscheidungsfähigkeit immer wieder aufs Neue zu verstärken.

Durch ihren starken Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf Politiker gelingt es ihnen dabei, dergestalt auf Regierungen einzuwirken, dass sie mehr und mehr Aspekte der Sexindustrie gesetzlich verbieten. Dadurch wird die Sexindustrie immer mehr in den Untergrund getrieben, mit fatalen Folgen für die Menschen, die in ihr arbeiten.

„Dieser Opferstatus ist ein Werkzeug, um uns zum Schweigen zu bringen und um unsere angebliche Entscheidungsunfähigkeit zu rechtfertigen. Sexarbeiter/innen sind nie von Bedeutung in dieser Debatte. Wir werden wie Kinder behandelt, die Schutz benötigen, oder werden als psychisch krank dargestellt mithilfe von verlogenen Statistiken über Kindesmissbrauch, Vergewaltigungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Es wird über uns gesagt, dass wir von der Normalität entfremdet sind und uns in einem falschen Bewusstsein befinden, solange wir „in der Prostitution“ tätig sind, und nur wenn wir rehabilitiert sein werden, werden wir unsere Vergangenheit als eine begreifen, in der wir uns selbst Schaden zufügten. … Warum wollen manche Politiker Sex im gegenseitigen Einverständnis zwischen Erwachsenen kriminalisieren, gleichzeitig aber nichts tun um Vergewaltigungen zu stoppen?“

(Quelle: Thierry Schaffauser, Foto: Philippe Leroyer)

Es fällt nicht leicht, jemanden wie Frau Cho der absichtlichen Benutzung von schockierenden Bildern und verstörenden Geschichten zu beschuldigen. Möchte sie letzten Endes nicht einfach nur helfen?

Altruismus ist jedoch nicht die primäre Antriebskraft von Prostitutionsgegnern. Stattdessen ist es der Wille ihre Überzeugung zu propagieren, dass Prostitution untrennbar mit Ausbeutung verbunden ist, und dass Prostituierte ohne Ausnahme Opfer sind, die Rettung benötigen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sie selbst wählen in der Sexindustrie zu arbeiten.

Das Recht auf Arbeit, per Definition in der UN-Menschenrechtscharta, besagt, dass „[j]eder … das Recht auf Arbeit [hat], auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.”

Durch die Gleichsetzung von einvernehmlichen Sexdienstleistungen unter freien Erwachsenen mit Menschenrechtsverletzungen entziehen Prostitutionsgegner Sexarbeiter/innen nicht nur das Recht auf Arbeit, sie zielen auch darauf ab, Kritiker ihrer Agenda zum Schweigen zu bringen, wie ich später am gleichen Abend des Vortrags von Frau Cho am eigenen Leib erfahren sollte.

Wortwahl, Teil I

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose, aber ist sexuelle Ausbeutung gleichzusetzen mit Menschenhandel und Prostitution?

Eine Rose Ist Eine Rose Ist Eine Rose (Foto: Maureen Costantino)

Im Folgenden werde ich darstellen, dass die Rhetorik von Prostitutionsgegnern nicht allein von semantischer Bedeutung ist; sie treibt eine Agenda voran, die Menschenrechtsverletzungen nicht verhindert sondern fördert.

Die meisten Aktivisten, die sich den Kampf gegen den Menschenhandel oder gegen die Prostitution zum Ziel gesetzt haben, und auch die Medien benutzen diese Bezeichnungen heutzutage als wären sie austauschbar, obwohl sie durchaus nicht die gleichen Angelegenheiten beschreiben. Der Begriff ‚sexuelle Ausbeutung‘ (‚sex trafficking‘) wird oft benutzt, um ‚Sexarbeit‘ oder ‚Prostitution‘ zu beschreiben. Als Sexarbeiter/in (Prostituierte/r) zu arbeiten ist jedoch nicht dasselbe wie ‚illegal gehandelt‘ zu werden, per Definition des UN-Menschenhandelsprotokolls vom Jahr 2000, wenn keine Täuschung, Nötigung, oder ein Transport innerhalb oder über nationale Grenzen hinweg vorliegt.

Es mit den Begriffen ‚sexuelle Ausbeutung‘ und ‚Menschenhandel‘ nicht so genau zu nehmen, legt nahe, dass beides ein und dieselbe Angelegenheit ist, wenn ‚sexuelle Ausbeutung‘ (‚sex trafficking‘) jedoch ausschließlich den ‚Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung‘ meint, der eine Minderheit aller Fälle des Menschenhandels darstellt. Die Mehrheit der Fälle sind solche, in denen Menschen zu Zwangsarbeit in Fabriken, im Bausektor oder in Fischereibetrieben gezwungen, oder als Angestellte in privaten Haushalten ausgebeutet werden.

Mit der Feststellung, dass die Fälle von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung in der Minderheit sind, möchte ich mitnichten andeuten, dass sie minderwertig im Sinne von ‚vernachlässigbar‘ wären. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass ein Begriff, der suggeriert, dass ‚Menschenhandel‘ und ‚sexuelle Ausbeutung‘ die gleichen Phänomene sind, sich durchaus nachteilig auf Gesetzgebungen auswirkt, die den Menschenhandel umfassend eindämmen könnten, da er die Aufmerksamkeit und Ressourcen ausschließlich auf einen Aspekt des Problems konzentriert.

Zu suggerieren, dass jegliche Form der Prostitution sexuelle Ausbeutung darstellt, ist nicht allein eine Ansichtssache; die unterschiedlichen Situationen, in denen Menschen sexuelle Dienstleistungen anbieten, als untrennbar von Gewalt zu klassifizieren, beeinträchtigt den Diskurs über das Thema dergestalt, dass Gesetze verabschiedet werden, die Prostitution illegal erklärt, was im Gegenzug zu Menschenrechtsverletzungen gegen dieselbe Zielgruppe führt, die solche Gesetze vorgeben schützen zu wollen.

Prostitution als Sexarbeit zu definieren, eine Bezeichnung, die Sexarbeiter/innen selbst geprägt haben, wird von Teilen der Frauenbewegung heftig angefochten … Laut der Webseite der Koalition gegen den Frauenhandel (CATW) „beutet jedwede Form der Prostitution Frauen aus, ungeachtet dessen, ob [die sexuelle Handlung] in ihrem Einvernehmen geschieht. … Prostitution betrifft alle Frauen, rechtfertigt den Handel mit jedweder Frau, und reduziert alle Frauen zu Sexobjekten. … Lokale und globale Sexindustrien verletzen Frauenrechte systematisch und in steigendem Masse.“

Wie Laura Lederer, eine prominente Pornographiegegnerin in den 1980er Jahren, Gründerin des Schutzprojekts (Protection Project) gegen den Menschenhandel und Senior Advisor des auswärtigen Amts der Vereinigten Staaten zum Thema Menschenhandel, erklärt: „[Prostitution] stellt keine legitime Erwerbstätigkeit dar. … Es kann nie legitim sein, so seinen Lebensunterhalt zu verdienen, denn es ist durch und durch schädlich für Männer, Frauen und Kinder. … Diese gesamte kommerzielle Sexindustrie ist eine einzige Menschenrechtsverletzung.“

„Sex ist allein Ehen vorbehalten, in denen ein lebenslanges Bündnis zwischen einem Mann und einer Frau existiert. … Wenn Sex kommerzialisiert wird, werden die moralischen Grundsätze unserer Gesellschaft beschädigt.“ Die zweite Aussage ist ein Zitat eines Artikels, der einen entsprechenden Titel trägt: „Sex ist keine Arbeit“.

Prostitutionsgegner sehen kommerzielle Sexdienstleistungen nicht nur als ausbeuterisch an, sondern auch als zutiefst schädlich für die Charakterstärke von Menschen. … Wenn Sex keine Arbeit darstellt, dann kann es auch keine im Einvernehmen tätigen Sexarbeiter/innen geben, mit der logischen Schlussfolgerung, dass Prostitutionsgegner untauglich sind, für die Rechte von Sexarbeiter/innen einzutreten. Doch es ist nicht allein das. Da die Agenda von Prostitutionsgegnern die Kriminalisierung eines „jeden Standortwechsels zu einem Ort, an dem ein Individuum sexuelle Dienstleistungen anbietet“ beinhaltet, was alle Formen der Prostitution automatisch als ‚sexuelle Ausbeutung‘ klassifiziert, wird freiwillig agierenden Sexarbeiter/innen nicht nur ihre Entscheidungsfähigkeit vorenthalten; sie werden auch effektiv in Gefahr gebracht, da Razzien in Bordellen, zum Teil hervorgerufen durch Gesetze, die unter dem Einfluss der Anti-Prostitutions-Lobby entstehen, es Sexarbeiter/innen unmöglich machen, adäquate Hilfsdienste in Anspruch zu nehmen und so die Wahrscheinlichkeit von Ausbeutung in die Höhe treiben.

(Quelle: Matthias Lehmann, “Transnationalisierung einer thailändischen Graswurzelbewegung. Ein umfassender Ansatz zur Vorbeugung des Menschenhandels.”, Seiten 8-10.)

Wortwahl, Part II

Während ihres Vortrags und der anschließenden Diskussionsrunde machte Frau Cho von vielfältigen Taktiken von Prostitutionsgegnern Gebrauch. Ich erwähnte bereits ihre irrige Behauptung, dass nur ‚weiße‘ Sexarbeiter/innen gutes Geld in der Sexindustrie verdienen würden, sowie ihre fragwürdigen Bemerkungen zu Beginn, die anzudeuten schienen, dass Prostitution ein ‚ausländisches‘ Problem sei, und ihre Ermunterung nach dem Foto der brutal ermordeten Yun Geum-i zu suchen.

Im Folgenden werde ich eine Auswahl von Frau Cho’s weiteren Aussagen beleuchten, inklusive einiger ihrer aufschlussreichen Versprecher.

1. Als Frau Cho über Prostituierte referierte, sprach sie von „Frauen, die noch in der Sexindustrie arbeiten“, mit der Betonung auf ‚noch‘. Es scheint, dass ihrer Ansicht nach, in der Sexindustrie zu arbeiten nur eine Übergangsphase vor einem Ausstieg oder einer Rettung darstellen kann.

2. Als Frau Cho über Kunden sprach, die mit Prostituierten ‚schliefen‘, korrigierte sie sich schnell selbst. „Ich kann nicht ‚ schlafen‘ sagen. Ich sollte ‚kaufen‘ sagen.“ Es scheint, dass Sex ihrer Ansicht nach nicht länger mit konventionellen Bezeichnungen beschrieben werden kann, sobald Geld involviert ist. Es erinnert einen an den zuvor zitierten Artikel „Sex ist keine Arbeit“. „Wenn Sex kommerzialisiert wird, werden die moralischen Grundsätze unserer Gesellschaft beschädigt.“ Ein Verhalten, das von manchen als unmoralisch angesehen wird, stellt dadurch aber nicht automatisch eine Menschenrechtsverletzung dar.

Anti-Prostitutions-Kampagnenposter (Detailansicht)*

3. Auf die Frage nach der Bandbreite der Sexindustrie in Korea antwortete Frau Cho, dass „die Größe der Sexindustrie einzuschätzen sei wie die Sterne am Himmel zu zählen“ und „wo auch immer Männer sind, sind solche Orte [Bordelle]“. Sie stellte auch die Gegenfrage: „Gibt es hier [in Korea] überhaupt Männer über zwanzig, die noch nie Sex gekauft haben?“

Zusammen mit ihren drastischen Beschreibungen von Gewalt und ihrer wiederholten Aussage, dass sie „Erfahrungen, die alle Frauen machen, die in der Sexindustrie arbeiten“, repräsentieren, kreierte Frau Cho eine fühlbare Atmosphäre von Schock und Ohnmacht, wie die Reaktionen der Zuhörer deutlich machten.

4. Abgesehen von ihrer Analyse der Prostitution in Korea, teilte Frau Cho auch ihre Ansicht mit, dass Frauen, die mit US-Amerikanern verheiratet wären und in die Vereinigten Staaten zögen, mit wenigen Ausnahmen unglücklich lebten, hervorgerufen durch häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch ihrer Ehemänner, oder weil sie in die Prostitution gezwungen würden. Nach dieser Aussage beeilte sich Frau schnell hinzuzufügen, dass sie nicht meinte, dass „jede einzelne Frau“ unglücklich sei. „Ich muss vorsichtig sein. Natürlich gibt es auch einige Paare, die glücklich zusammen leben.“ In Anbetracht ihrer fragwürdigen Bemerkungen zu Beginn, verstärkte diese pauschale Verallgemeinerung den Eindruck, dass ihrer Wahrnehmung nach Frauen schlimme Dinge nicht allein durch Männer widerfahren, sondern speziell durch ausländische Männer.

Die Whartons, eine koreanisch-amerikanische Familie (Foto: Josh Douglas Smith)

5. Als eine Zuhörerin nach Frau Cho’s Einschätzung der verschiedenen Gesetzesmodelle fragte, die in Ländern wie Neuseeland, Schweden oder den Niederlanden existieren, antwortete sie, dass das eine sehr schwierige Frage sei. Dann begann sie zu erzählen. „Im Jahr 2007 war ich in Deutschland, wo sexuelle Ausbeutung legal ist…äh…wo Prostitution legal ist.“ In aller Fairness, dieser Versprecher mag durch die Müdigkeit der Übersetzerin ausgelöst gewesen sein, aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass Frau Cho es mehr als nur einmal mit den Begriffen nicht so genau nahm.

Sie fuhr fort zu erklären, dass Prostituierte in Deutschland Steuern zahlen müssen und dass Deutsche Prostituierte als schmutzig empfänden, wobei keine dieser Aussagen irgendeine Information darüber beinhaltete, was sie über Gesetzgebungen dachte, die Prostitution nicht vollständig verbieten. Sie zitierte dann eine Studie mit über 3,000 Prostituierten in Deutschland, die herausgefunden hatte, dass nur 1% aller Befragten „registriert“ gewesen seien, ohne jedoch irgendwelche Einzelheiten zu benennen, z.B. was sie mit „Registrierung“ meinte, warum Prostituierte sich nicht registrierten, oder auf welchen Bericht sie sich bezog.

Im November 2005 wurde in Deutschland der „Bericht der Bundesregierung zu den Auswirkungen des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG)“ veröffentlicht, im Anschluss an ein 18 Monate währendes Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Forschungsteam interviewte 305 Sexarbeiter/innen und fand, dass nur 1% von ihnen angab „einen Arbeitsvertrag als Prostituierte zu haben“ (Seite 15, deutsche Version)

Als Haupthinderungsgrund gaben die Sexarbeiter/innen die Ungewissheit an, ob ein Arbeitsvertrag ihnen wirklich irgendwelche sozialen oder materiellen Vorteile bringen würde, und in welchem Ausmaß sie womöglich mit unerwarteten Nachteilen konfrontiert würden.

Die häufigste Antwort war, dass sie sich schlicht nicht vorstellen konnten, wie solche Verträge aussehen sollten.

„Ich denke, richtig hilfreich wäre ein Arbeitsvertrag für gar keine Prostituierte. Man muss sehr vorsichtig sein mit Arbeitsverträgen, weil durch diese auch eine Ausbeutung der Frauen auf eine ganz andere Art und Weise entstehen kann. Okay, du kriegst einen Arbeitsvertrag, aber dafür musst du dann Französisch total machen oder musst einen Service bieten, den der Kunde haben will. Wenn Frauen das zum Preis der sozialen Absicherung angeboten wird, dann würde ich jeder Frau raten, das nicht zu tun.“ (Seite 55, deutsche Version)

Weitere immaterielle Bedenken, die Sexarbeiter/innen in Bezug auf Arbeitsverträge äußerten, waren unter anderem das gesellschaftliche Stigma, das aus dem Verlust der Anonymität resultieren würde, der Verlust der Autonomität und Selbstbestimmung, und der Verlust der absoluten Flexibilität, was die Arbeitszeit und die Auswahl der sexuellen Dienstleistungen und der Kunden anbetrifft – alles hoch geschätzte Vorteile eines unregulierten Arbeitsverhältnisses. Diese für mehr Sicherheit aufgeben zu müssen bedeutete für viele Sexarbeiter/innen, dass die Kosten für Arbeitsverträge den Nutzen übersteigen würden. (Seite 257)

Ob Frau Cho sich auf denselben Bericht bezog, überlasse ich der Beurteilung der Leserinnen und Leser, aber was von Bedeutung ist, ist, dass der Bericht eine große Vielfalt an Gründen liefert, warum Sexarbeiter/innen sich gegen Arbeitsverträge entschieden hatten. Eine Studie, die zehnmal so viele Sexarbeiter/innen befragt hätte, hätte mit Sicherheit einige dementsprechende Erkenntnisse geliefert.

Der einzige Teil von Frau Cho’s Kommentar zu der eigentlichen Frage, der als Antwort angesehen werden konnte, war, dass sie sagte, „Ich glaube nicht, dass eine Legalisierung der richtige Weg ist.“ und dass sie glaube, es würde Gewalt hervorrufen. Sie blieb jedoch wieder jedweden Nachweis schuldig, der diese Behauptung unterstützen könnte.

Der Gebrauch von nicht nachweisbaren, ungenauen und nebulösen Daten ist, neben den drastischen Beschreibungen von Gewalt, eines der meist genutzten rhetorischen Werkzeuge von Prostitutionsgegnern. Sie präsentieren als Fakten, was meist wenig mehr ist als Einzelberichte, Zeitungsausschnitte oder Forschungsberichte, über die keinerlei Informationen existieren, was ihre Methodik oder ihren Forschungsrahmen anbetrifft.

Üblich ist auch solche angeblichen Fakten zu benutzen, um pauschale Urteile über extrem vielschichtige Zusammenhänge zu fällen, etwas, das Frau Cho durch ihren gesamten Vortrag hinweg tat. Ihr zufolge machten die Frauen, die sie angetroffen hatte, „alle ähnliche Erfahrungen“, die so von „allen Frauen, die in der Sexindustrie arbeiteten“ gemacht würden. Die ‚Trostfrauen‘, die Prostituierten in den Rotlichtvierteln nahe der amerikanischen Militärstützpunkte in Korea, und die, die in der heutigen Sexindustrie arbeiten – sie alle erleiden dieselbe Unterdrückung, die von einer „patriarchalischen Gesellschaft, die abgeschafft werden muss“, hervorgerufen wird. Daher „sollten alle Menschen diese Art von Verbot unterstützen“. Offen gesagt, ich verlor aus den Augen wie viele Male Frau Cho das Wort „alle“ benutzte.

6. Am Ende der Diskussionsrunde hob ich meine Hand, um eine Frage zu stellen.

„Vielen herzlichen Dank für Ihren Vortrag und dafür, dass Sie uns von Ihren Erfahrungen erzählt haben. Ich würde gerne einen Kommentar abgeben und eine Frage stellen. Erstens würde ich gerne auf Ihre Aussage antworten, dass nur weiße Prostituierte gutes Geld in der Sexindustrie verdienen würden. Ich möchte diese Behauptung gerne widerlegen. Ich weiß von einheimischen Prostituierten in Thailand und Südkorea, die viel Geld verdienen, so dass es zumindest zwei Länder gibt, für die Ihre Annahme nicht korrekt ist.

Zweitens möchte ich gerne sagen, dass ich keinen Grund sehe, die schrecklichen Geschichten, die Sie hier heute erzählt haben, anzuzweifeln. Ich würde Sie jedoch gerne fragen, wie sie sich die Existenz der globalen Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter/innen erklären. Diese Bewegung existiert nicht nur in reichen Industrienationen, sondern auch in Ländern wie Südafrika, Indien, Kambodscha, und sogar in Südkorea. Mir ist bekannt, dass Sexarbeiter/innen manchmal dazu gezwungen werden, bei Protestkundgebungen für eine Entkriminalisierung oder Legalisierung von Prostitution teilzunehmen. Ich kenne jedoch viele Sexarbeiter/innen, die freiwillig bei solchen Protesten teilnehmen. Wenn die Zustände überall so schlecht sind wie Sie sie beschrieben haben, wie erklären Sie sich dann, dass Sexarbeiter/innen für ihr Recht unter solchen Bedingungen zu arbeiten protestieren?“

Protest von Sexarbeiter/innen in Seoul am 22. September 2011 (Foto AP)

Frau Cho reagierte auf meine Frage wie der Profi, der sie ist. Sie begann ihre Antwort damit, zu sagen, dass meine Frage eine „sehr wichtige“ sei, lenkte dann aber vom Thema ab, wie sie es schon bei der Frage nach ihrer Meinung über gesetzliche Alternativen zu Verboten getan hatte.

Dieses Mal beschrieb sie einen Fall einer koreanischen Waisen, die von ihren Pflegeeltern misshandelt worden war und keinerlei Schulbildung genossen hatte. Als sie heranwuchs, begann sie als Haushaltshilfe zu arbeiten und wurde später mit falschen Versprechungen in die Prostitution gelockt. Als sie sich der Arbeit verweigerte, wurde sie von einer Gruppe von Zuhältern vergewaltigt. Innerhalb der folgenden beiden Jahre verwandelte sie sich jedoch in eine Luxus-Prostituierte, die jedwede sexuelle Handlung leistete, die angefragt wurde, und verdiente damit viel Geld. (Hatte nicht Frau Cho vorher gesagt, dass nur weiße Prostituierte gutes Geld verdienen würden?) Als sie genügend Geld angespart hatte, um sich von dem Besitzer des Bordells, in dem sie arbeitete, freizukaufen und ihre Freiheit wiederzuerlangen, überredete sie ein Zuhälter zu einer Fehlinvestition, infolge derer sie ihr gesamtes Geld verlor.

An diesem Punkt ihrer Erzählung angelangt, erregte sich Frau Cho und erklärte, dass Frauen wie die in ihrem Beispiel keine Wahl bliebe als diese Art von Arbeit zu verrichten. „Wir können nicht sagen, dass sie so arbeiten wollen“, wenn sie keine andere Wahl haben. „Das ist nicht nur eine Angelegenheit in Südkorea. Andernorts ist es noch schlimmer.“

In aller Fairness, Frau Cho ging nicht so weit, mich der Förderung der Prostitution anzuklagen, eine ansonsten häufige Reaktion von Prostitutionsgegnern, wenn andere ihre Behauptungen widerlegen oder andeuten, dass jemand tatsächlich vorziehen könnte, sexuelle Dienstleistungen zu verkaufen. Ihre Antwort diente jedoch dem gleichen Zweck. Mithilfe dieses weiteren schlimmstmöglichen Falls, um die widerwärtigen Zustände in der Sexindustrie darzustellen, war sie meiner Frage ausgewichen und hatte ein weiteres Mal ihrer Botschaft Nachdruck verliehen, dass die Sexindustrie immer von ausbeutender Qualität ist und dass Prostituierte ohne Ausnahme „immer Missbrauchsopfer“sind, die der Rettung bedürfen.

Weiße Jungs bringen’s gefälligst nicht

Nachdem die Diskussionsrunde geendet hatte und Frau Cho gegangen war, näherte ich mich der Frau, die sie nach den Gesetzesmodellen in anderen Ländern gefragt hatte. Ich fand heraus, dass sie eine kanadischstämmige Asiatin war und die Freundin eines der Organisatoren der Veranstaltung. Laut eigener Aussage hatte sie sich „viele Jahre lang mit dieser Angelegenheit beschäftigt“. Ich sagte zu ihr, dass ich fand, dass sie eine gute Frage gestellt hatte, und dass Frau Cho meines Erachtens nicht auf meine Frage geantwortet hatte. Sie antwortete: „Na, auf meine Frage hat sie auch nicht wirklich geantwortet.“ In Bezug auf meine Frage fuhr sie dann fort, dass ihr „bewusst sei, wie umstritten dieses Thema ist“ und dass „Sexarbeiter in Kanada sehr lautstark“ seien in ihrem Protest für ihre Rechte. Wir fuhren fort mit einer Diskussion über ihre Sicht, dass „meinen Körper zu verkaufen“ sie zum Objekt machen würde und dass „das Problem [der Prostitution] von der Nachfrage angetrieben sei“.

Als sie begann, Statistiken zu erwähnen, fragte ich nach ihren Quellen und versuchte zu meine Sicht zu erklären, dass, wenn es um einen informellen Sektor geht wie bei der Sexindustrie, Statistiken fast immer Hochrechnungen von Nachforschungen darstellen, die allzu oft sowohl fragwürdig und von eingeschränkter Bedeutung sind (siehe 5.), als auch potenziell voreingenommen, abhängig davon, wer das Forschungsprojekt finanziere. Während ich jedoch versuchte mich zu äußern, unterbrach sie mich mehrmals und sagte schließlich im Scherz, zu einem anderen Teilnehmer gewandt, „Komm und hilf mir bitte.“ und „Oh Du meine Güte, so weit ist es schon gekommen, dass ich mich vom weißen Mann retten lassen muss.“

Es stellte sich heraus, dass der ‚weiße Mann‘ Tom Rainey-Smith aus Neuseeland war, Koordinator von Amnesty G48, einem offiziellen Ortsverband von Amnesty International Korea. Er war im Begriff zu gehen, und, in eine andere Richtung blickend, trocken sagte: „Nein, danke. Ich will meine Zeit nicht verschwenden.“

Als ich ihn ruhig fragte, warum er das sagen würde, begann er mich zu anzugreifen und fragte mich, wie ich „als Mann hier herkommen“ und so reden könne wie ich es getan hatte. Als ich ihn fragte, ob er damit meinte, dass ich aufgrund meines Geschlechts nicht das Recht hätte, meine Meinung zu äußern, machte er einen Rückzieher.

Um zu versuchen ihn zu einer Diskussion zu ermutigen, erwähnte ich meine vorherige Tätigkeit bei einer Grasswurzel-Organisation, die Jugendliche im ländlichen Norden Thailands fördert, was er anerkannte. Aber als ich zum Thema des Abends zurückkehrte und erklärte, dass ich es seltsam fand, die heutige Sexindustrie mit der Zwangsprostitution während eines Krieges vor über 60 Jahren zu verknüpfen, reagierte er empört und fragte mich, warum ich über „das eine Prozent reden würde bei denen die Sachlage anders wäre“.

Ich hatte keine Gelegenheit zu fragen, ob er von dem 1% von Sexarbeiter/innen sprach, die Arbeitsverträge in Deutschland haben, oder vielleicht von dem 1% von Sexarbeiter/innen auf der Welt, von denen er annimmt, dass sie vielleicht wirklich freiwillig tätig sind, aber ich fand es schon einen interessanten Punkt an sich, dass ein Menschenrechtsaktivist mich fragte, warum ich nicht die Menschenrechtsverletzungen an einer Minderheit ignorieren wolle.

Wie ich noch versuchte zu antworten, fuhren die beiden fort ihrer Empörung Luft zu machen, und als ich sie schließlich darauf hinwies, machten sie sich über mich lustig. „Oh, kann der Mann seinen Satz nicht zu Ende bringen?“ Zu diesem Zeitpunkt ließen die Organisatoren wissen, dass der Veranstaltungsort nun schließen würde, und so beschloss ich, es dabei zu belassen.

Frau Cho hatte die Situation perfekt inszeniert und sie hätte sich keine treueren Gefolgsleute wünschen können.

Organisationen für die Rechte von SexarbeiterInnen (Image: Matt Lemon)

Epilog

Um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, wählte ich eine andere Route, um zur U-Bahn-Station zu gelangen. Doch als ich von einer Linie in eine andere umstieg, lief ich natürlich direkt der Kanadierin über den Weg. Sie lächelte unbehaglich und sagte: „Oh, wir sitzen ja im selben Zug.“, worauf ich zynisch lächelnd entgegnete: „Na, das ist sicherlich nicht metaphorisch gemeint.“

*Passagen in Anführungszeichen sind, wo nicht anderweitig vermerkt, Übersetzungen von zitierten Aussagen, die ich während der Veranstaltung aufgezeichnet habe.

**Da die Veranstaltung zweisprachig abgehalten wurde, gingen einige Details durch die Übersetzung verloren. Ich hatte keine Gelegenheit herauszufinden, ob diese Organisation die gleiche war, deren Direktorin sie später wurde.

Danksagung

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlichst bei meinem Vater Herrn Christoph Lehmann bedanken, der wie so oft weder Zeit noch Mühen gescheut und meinen Text Korrektur gelesen hat.

Forschungsprojekt Korea, 1. März 2012

21. Februar 2012 –
Was Leute denken, das ich tue / Was ich wirklich tue

〈Bild durch Anklicken vergrößern〉

Das obige Bild ist angelehnt an das populäre Internet-Meme “What People Think I Do / What I Really Do” (Was Leute denken, das ich tue / Was ich wirklich tue). Ein Bild besteht aus jeweils sechs Einzelbildern, die darstellen wie andere und man selbst den Beruf oder das Feld, in dem man tätig ist, wahrnehmen, bzw. welche Vorurteile darüber existieren, und wie im Gegensatz dazu die Realität aussieht. Eine nahezu unendliche Sammlung solcher Bilder finden Sie auf Knowyourmeme, sicher auch für Ihren Beruf. Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte kürzlich dieses Meme über den Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff.

28. Januar 2012 – Vorankündigung In der Höhle des Löwen: Ein Abend unter Prostitutionsgegnern Sonderbericht des Forschungsprojekts Korea

Die englische Version dieses Sonderberichts steht jetzt hier für Sie bereit. Ich bitte um Ihr Verständnis, dass die Übersetzung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Vielen Dank.

Vergewaltigung (2011) Azi, Iranische Künstlerin, Open Art Studio

16. Januar 2012 – Up-and-Downdate

Sieben Wochen sind vergangen seit meinem letzten Eintrag, und somit ist es höchste Zeit für einen Einblick in das, was sich in der Zwischenzeit erreignet hat.

Forschungsassistentin

Nachdem ich erfolgreich eine neue Forschungsassistentin gefunden hatte, da die Zusammenarbeit mit der vorherigen nicht gut funktioniert hatte, schien nun alles recht schnell zu gehen. Im Handumdrehen war das erste Interview arrangiert, das wir jedoch kurzfristig absagen mussten, da sich unsere Gesprächspartnerin am Tage des Interviews leider nicht wohl fühlte. Kurz darauf erkrankte dann meine neue Assistentin an einer Lungenentzündung, und so mussten wir die Pläne für jedwede Interviews vorerst verschieben.

Unterkunft

Anfang Dezember zog ich von meiner ursprünglichen Unterkunft ausserhalb Seouls zu meiner Bekannten Caroline Key, die zur Zeit einen Film produziert, der sich unter anderem mit Sexarbeiter/innen (Prostituierten) in Korea beschäftigt. Grosszügig stellte sie mir ein Zimmer in ihrem hübschen Apartment in Ahyeon-dong zur Verfügung, einem Viertel nahe der Ewha Frauenuniversität. Ich erstelle dieses Update, während ich an einem Tisch in ihrem Wohnzimmer sitze, von dem ich den Namsan oder Südberg sehen kann, einen 262m hohen Berg im Herzen Seouls. (siehe unten)

Ende dieses Monats werde ich näher an den Namsan heranziehen, denn ich werde in eine Wohngemeinschaft eines linken Wohnprojekts in Haebangchon einziehen, einem Viertel, das bei ausländischen Einwohnern Seouls sehr beliebt ist; meine Mitbewohner werden jedoch alle Koreanerinnen und Koreaner sein, sodass ich gezwungen sein werde, mein Koreanisch zu verbessern.

In der Höhle des Löwen – In Kürze!

In der ersten Dezemberhälfte besuchte ich eine Ausstellung und einen Workshop zu den Themen „sexuelle Sklaverei, Menschenhandel, und Gewalt und Unterdrückung gegen Frauen“ (wörtliche Übersetzung der offiziellen Ankündigung). Ein detaillierter Bericht über diese Veranstaltung folgt in Kürze in einem separaten Update.

Visa Verlängerung

Kurz vor Weihnachten lief mein Visum ab. Da ich weder mit einer Universität noch mit einem Forschungsinstitut affiliiert bin, halte ich mich in Korea zur Zeit mit Touristenvisa auf, die jeweils für 90 Tage gültig sind. Solche Visa können nicht innerhalb Koreas verlängert werden, es sei denn, es liegt ein Notfall vor. Daher wählte ich die billigste Variante und reiste per Zug und Fähre von Seoul über Busan nach Fukuoka im Süden Japans – finanziert durch meine eigenen Ersparnisse, und nicht etwa durch Spendengelder, sollte ich hinzufügen. Bei meiner Rückkehr nach Korea erhielt ich dann ein neues 90-Tage-Visum, das bis Ende März gültig sein wird.

Fukuoka

Obwohl ich nur für zwei Nächte in Fukuoka blieb, bekam ich doch einen kleinen Eindruck des Rotlichtmilieus in einer von Japans verkehrsreichsten Hafenstadt. Die Photos (siehe unten) wurden tagsüeber in Fukuokas Rotlichtviertel Nakasu aufgenommen. Vor den meisten Etablissements sind Hochglanzmagazine frei erhältlich, in dene die Frauen abgebildet sind, die dort arbeiten. Da Prostitution in Japan verboten ist, funktioniert das System üblicherweise folgendermassen: Gäste bestellen etwas zu essen oder zu trinken zu künstlich erhöhten Preisen und können dann wählen, welche der Frauen sich dann zu ihnen hinzusetzen. Was darüberhinaus passiert (und ausserhalb des Etablissements) ist dann Verhandlungssache zwischen jedem Gast und der Begleiterin seiner Wahl. Die Frauen erhalten üblicherweise ein Grundgehalt, zu dem sie weiter hinzuverdienen können abhängig davon, wieviel Umsatz sie für das Geschäft generieren. Jedwede weitere Bezahlung, die sie mit den Gästen aushandeln, gehört ihnen, obwohl das von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann.

Forschung und Netzwerk

Zurück in Korea fahre ich nun damit fort, für mein Projekt relevante Materialien zu lesen und mein Netzwerk sowohl mit Sexarbeiterinnen und -arbeitern als auch mit Sexarbeitaktivistinnen und –aktivisten zu intensivieren. Facebook, mit all seinen Mängeln, wenn es um die sich dauernd verändernden Sicherheitseinstellungen geht, ist eine dafür sehr nützliche Informationsquelle geworden, denn viele Sexarbeiter und –aktivisten sind dort aktiv. Einige der Artikel, die ich lese, sind auf der Facebook-Seite des Forschungsprojekts Koreas zu sehen. Bei Interesse an weiteren Materialien, bitte ich dort einen Kommentar zu hinterlassen oder mir eine E-Mail an yongsagisa(at)gmail.com zu schicken.

Team

Abgesehen von meiner Person besteht das Forschungsprojekt Korea-Team nun aus meiner Forschungsassistentin Frau Hanna Park, die als Übersetzerin fungiert und hilft, die Interviews zu arrangieren, und Frau Haeryung Choi, die als zusätzliche Assistentin von England aus mitarbeitet. Sie ist für die Niederschift von Aufnahmen der Interviews verantwortlich, die sie auch übersetzt.

Ich suche nun nach einer neuen Zeichnerin für unser Team (siehe unten), da die vorhergehende vom unserem Projekt zurückgetreten ist. Darüberhinaus ist angedacht, eine/n Sexarbeiter/in mit in das Team aufzunehmen, sollten wir jemanden finden, der oder die daran Interrese zeigt.

Zeichnerin gesucht für Comicbuch Projekt (graphic novel)

Aufgabe: Entwicklung eines Comicbuchs im Rahmen meines Forschungsprojekts über die Menschenrechte von Sexarbeiter/innen

Anforderungen: Kreativität, um die Handlung auf den Geschichten der Sexarbeiter/innen basierend zu entwickeln; gute Englischkenntnisse; Zuverlässig- und Ehrlichkeit; Weibliche Bewerberinnen bevorzugt wegen der Materie des Projekts.

Für weitere Informationen, bitte eine E-Mail an Matt unter yongsagisa(at)gmail.com senden.

Interviews

Im folgenden werde ich nun kurz umreissen, wie es mit dem Projekt weitergehen wird. Unser erstes Interview wird endlich an diesem Wochenende stattfinden. Ich werde die Reaktionen unserer Gesprächspartnerin dazu verwenden, Themen und Fragen hinzuzufügen oder zu entfernen auf meiner Liste für Interviews mit Sexarbeiter/innen und Sexarbeitaktivist/innen, welche die erste Phase des Projekts repräsentieren. Ich habe bereits eine positive Reaktion von einer europäischen Sexarbeiterin erhalten, und bevor wir weitere Interviews arrangieren, werde ich die Fragen nun mit einer südkoreanischen Sexarbeiterin nochmals überprüfen, um sicher zu sehen, dass keines der Themen ein ernsthaftes Problem während einer Interviews darstellen könnte.

In der zweiten Phase des Projekts werden wir dann Vertreter der südkoreanischen Regierung und von relevanten Nicht-Regierungs-Organisationen interviewen. Die Fragen an diese werden auf den Erkenntnissen aus den Interviews der ersten Phase basieren.

Zeitplan

Die erste Phase wird vermutlich noch bis weit in den März andauern; die zweite Phase sollte Ende April abgeschlossen sein. Die Publikationen, die auf der Basis der Forschungsegebnisse geplant sind, hoffe ich gegen Ende Juni fertigstellen zu können. Weitere Informationen über die Publikationen werden noch in einem separaten Update folgen.

Sollten Sie/Solltet Ihr erwartet haben, dass das Projekt weitaus früher beendet hätte beendet sein sollen, dann stehen Sie/steht Ihr mit dieser Meinung damit nicht allein da. Ich hatte geplant, das Projekt eventuell bis Ende Februar abschliessen zu können, aber durch die Veränderungen in meinem Team und durch weitere unglückliche Umstände haben viele Dinge mehr Zeit verschlungen.

Ich gebe zu, dass es zum Teil frustrierend war, aber ich werde mich weiterhin vollkommen für das Projekt einsetzen. Aufgrund der Schwierigkeiten und Verzögerungen habe ich diesem Update den Titel „Up-and-Downdate“ gegeben, doch eigentlich wäre „Down-and-Update“ passender gewesen, denn nun, da ich zwei qualifizerte und engagierte Assistentinnen habe, geht es definitiv vorwärts.

Unterstützung

Ich bin jedweden Fragen und Kommentaren gegenüeber aufgeschlossen, sowohl hier als auch auf der Facebook-Seite des Projekts, und ich begrüsse jede Unterstützung, sei es durch das Weiterempfehlen meiner Blogs und der Facebook-Seite an Freunde und Kollegen, durch das Austauschen und relevanten Quellen, oder durch eine Spende für mein Projekt.

Demnächst: In der Höhle des Löwen: Ein Abend unter Prostitutionsgegnern

26. November 2011 – Forschungsassistentin gesucht und gefunden!

Dank Facebook, Twitter und WordPress, und natuerlich auch durch die Hilfe von allen, die die Nachricht weitergeleitet haben, hat es nur eine gute Woche gedauert, bis ich eine neue Forschungsassistentin gefunden haben. Weitere Neuigkeiten folgen im Verlauf der naechsten Wochen!

20. November 2011 – Forschungsassistent*in gesucht

Aufgrund nicht vorhersehbarer Umstaende suche ich dringend eine/n neue/n Forschungsassistentin/ten. Die geeignete Person sollte in der Lage sein, Texte vom Koreanischen ins Englische zu uebersetzen (und umgekehrt), sowie als Dolmetscher/in bei Interviews zu fungieren.

Das Forschungsprojekt behandelt ein sensibles Thema, daher ist Offenheit bei Diskussionen, die Sexarbeit (Prostitution) betreffen, unabdingbar.

Da das Projekt unabhaengig und nicht-fuer-Profit durchgefuehrt wird, ist die Assistenzstelle unbezahlt. Spesen werden jedoch uebernommen und die oder der Assistent/in wird in der abschliessenden Publikation namentlich erwaehnt.

Diese Stelle ist insbesondere fuer Bewerber/innen mit guten oder exzellenten Englisch- und Koreanischkenntnissen geeignet, z.B. Studenten oder Absolventen der Studienbereiche Uebersetzung, Englisch oder Koreanistik, oder der Sozialanthropologie oder Soziologie, fuer die die Mitarbeit an diesem Projekt eine Bereicherung ihres Résumés darstellt.

Interessierte Bewerber/innen werden via Skype interviewt. Weitere Informationen auf Anfrage an photogroffee(at)gmail.com oder durch den Eintrag eines Kommentars auf diesem Blog.

2. Oktober 2011 – Spendenaufruf 2.0

Mindest-Spendenziel erreicht!

Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu koennen, dass mein Mindest-Spendenziel von €1,045 (US$ 1,500) leicht uebererfuellt wurde. Ich bin jedoch weiterhin fuer jede Spende dankbar, da das urspruengliche Spendenziel allein fuer Reise- und Verpflegungskosten budgetiert war.

Zweiter Spendenaufruf | Forschungsassistentin

Ich habe daher einen zweiten Spendenaufruf gestartet, um zum einen die Aufwandsentschaedigung fuer meine Forschungsassistentin, Frau Se-in Park, zu finanzieren, und zum anderen einen Teil der Spesen abzudecken, die durch Interviews ausserhalb Seouls entstehen. Diese sind noetig, da ich anstrebe, sowohl ein moeglichst grosses Spektrum von Sexarbeiterinnen zu interviewen, als auch unterschiedliche Vertreter von Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen. Das neue Spendenziel betraegt €735 (US$1,000).

Ich moechte diese Gelegenheit nutzen, um allen Spenderinnen und Spendern zu danken, und all denen, die meinem Projekt auf Facebook und Twitter folgen. Sollten Sie mein Projekt bereits mit einer Spende unterstuetzt haben, schenken Sie dem neuen Spendenaufruf bitte keine weitere Beachtung. Sollten Sie jedoch geplant haben, mein Projekt zu unterstutzen, es jedoch bisher noch nicht in Angriff genommen haben, wuerde ich mich sehr ueber Ihre Spende freuen, um sowohl die Bandbreite meiner Forschung zu erweitern als auch meiner Assistentin eine angemessenge Aufwandsentschaedigung zukommen zu lassen.

30. September 2011 – Ankunft

Ankunft in Korea. Treffen mit Forschungsassistentin steht unmittelbar bevor. Kontakte und Feedback haben sich angenehm vermehrt. Weitere Updates folgen! Wenn Sie ueber weitere Updates automatisch informiert werden moechten, koennen Sie sie auf Facebook, Twitter, oder auf diesem Blog abonnieren (siehe Sign me up! unten rechts).

21. August 2011 – Vorbereitung

Die Spenden

Fuer mein Forschungsprojekt sind mir bislang $1.221 (€848) zur Verfuegung gestellt worden von Spendern aus Irland, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, den Vereinigten Staaten, Suedkorea und Japan. Ich bedanke mich hiermit bei allen Spendern fuer die grosszuegige Unterstuetzung. Zum Erreichen meines Mindestspendenziels von $1.500 (€1.045) fehlen mir demnach noch $279 (€197). Fuer jegliche Unterstuetzung, um dieses Ziel zu erreichen, bin ich sehr dankbar.

Der Zeitplan

Seit gestern habe ich eine Flugreservierung. Ich werde am 23. September von Bangkok nach Seoul fliegen. Ein Spender hat sich entschlossen, die CO2-Emissionen meiner Flugreise durch eine Spende an die Organisation Atmosfair, Testsieger für Klimaschutz und CO2-Kompensation, zu neutralisieren. Somit wird mein Forschungsprojekt ein ‘gruenes’.

Oeffentlichkeitsarbeit & Netzwerk

Durch meinen Facebook-Auftritt und meine Email-Kampagne wurden die Blogeintraege ueber mein Projekt bislang ca. 1.000 Mal gelesen und ueber 600 Mal auf Facebook ‘geteilt’. Kommentare erreichten mich sowohl aus Suedkorea, Japan, Indien und Kambodscha, als auch aus den USA, Canada, Deutschland, Irland und weiteren Laendern. Durch vermehrtes ‘Posten’ auf einschlaegigen Facebook- und Webseiten und meiner Kontaktaufnahme via email sind bereits mehrere fuer das Projekt nuetzliche Kontakte entstanden.

Das Projekt ist nun auch auf Facebook zu verfolgen, auch wenn Sie selbst ueber kein eigenes Facebook-Konto verfuegen. Der Link zu meiner Facebookseite lautet: http://www.facebook.com/Research.Project.Korea

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