Sex Work and Human Rights

Hinter den Kulissen

Online Dokumentation

Die Idee, Forschungsprojekt Korea online zu dokumentieren, kam aus mehreren Gründen zustande. Zu Beginn veröffentlichte ich einen Spendenaufruf auf meinem persönlichen Blog, um einen Teil des Projekts zu finanzieren. Die Aufruf wurde ein grosser Erfolg und so schien es nur angemessen, die Spenderinnen und Spender mit einigen Updates zu versorgen, um ihnen zu versichern, dass ihre Spenden auch dem richtigen Zweck zugeführt wurden. Obwohl ich aber manchmal Updates per Email sende, wollte ich diese Variante generell auf ein Minimum reduzieren und stattdessen die Möglichenkeit schaffen, den Verlauf des Projekts auf eigene Initiative hin zu verfolgen. Daher begann ich Updates in englischer und deutscher Sprache zu veröffentlichen, und dank der Hilfe meiner grossartigen Assistenten gibt es auch einige Informationen auf Koreanisch.

Da der Blog immer populärer wurde, entschied ich mich, ihn der Übersicht halber auf eine separate Webseite umzusiedeln. Der Blog hilft mir nun immens um mein Netzwerk mit diversen Menschen auszubauen, und es vergeht keine Woche, in der ich nicht mehrere neue Kontakte knüpfe, von neuen Fakten erfahre, oder Projekte von Sexarbeiter/innen kennenlerne. Mein Internet-Meme „Was Leute denken, das ich tue / Was ich wirklich tue“ war ein besonderer Erfolg und ich freue mich mitzuteilen, dass ich daraufhin sehr viel positive Rückmeldungen erhalten habe. Unter anderem lernte ich so zwei junge Forscherinnen kennen, eine aus Indien und eine aus den Vereinigten Staaten. Für sie und für alle anderen, die sich für die Arbeit im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt interessieren, möchte ich gerne die Notwendigkeit von Einverständniserklärungen erläutern und wie unser Team sie anwendet.

Einverständniserklärung

Die Forschungsethik für die Durchführung von Interviews, wie wir sie für dieses Projekt vornehmen, verlangt es, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer detaillierte Informationen über den Hintergrund und die Methoden und Zielsetzungen des Forschungsprojekts erhalten. Forscher haben Verantwortung dafür zu tragen, die Erlaubnis all derer einzuholen, die in das Projekt eingebunden sind. Es ist ihre Pflicht, sowohl die Rechte als auch die Privatsphäre der Teilnehmer zu schützen, keine der erhaltenen Informationen zu missbrauchen, und durchgehend ein hohes Mass an moralischer Verantwortlichkeit einzuhalten.

Beim Forschungsprojekt Korea erhalten unsere Interviewpartner ein Faltblatt, welches den Namen des Projekts, unsere Zugehörigkeit (in unserem Fall keine, da wir unabhängig sind), unsere Zielsetzung und die Verwertung der Interviews, die Namen der Mitarbeiter und deren Hintergründe, und die Interviewmethode erläutert.

Schließlich gibt es auch eine Rechtsbelehrung. Einige Beispiele lauten wie folgt:

  • Sie haben das Recht anonym zu bleiben. Alle Interviews werden vertraulich behandelt und Interviewte können ein Pseudonym wählen, das für sie benutzt werden soll.
  • Sie haben das Recht, jede Ihrer Aussagen auf vertraulicher Basis zu tätigen. Sie haben auch das Recht, offizielle Aussagen im Nachhinein als vertraulich einzustufen.
  • Sie haben das Recht, das Interview jederzeit abzubrechen, ohne Angabe von Ihren Beweggründen, es sei denn, sie möchten Sie gerne nennen.

Wir erklären das gesamte Faltblatt in allen Einzelheiten und ermutigen unsere Gesprächspartner uns jederzeit Fragen zu stellen. Erst nachdem wir diesen Prozess der Erläuterungen abgeschlossen haben, bitten wir dann darum, die Einverständniserklärung zu unterschreiben. Das Faltblatt und eine Kopie der Einverständniserklärung, auf dem auch unsere Kontaktdaten angegeben sind, behält jede/r Befragte, damit sie uns erreichen können, um, falls nötig, eine bereits getätigte Aussage zu widerrufen oder zu ändern.

Die Einverständniserklärung besteht aus zwei Sektionen. Die erste beinhaltet eine Reihe von Fragen, die z.B. wie folgt lauten:

  • Sind Sie damit einverstanden, dass wir Notizen machen und dieses Interview aufnehmen?
  • Verstehen Sie Ihre Rechte wie sie unser Team und dieses Formular erläutert haben?
  • Hatten Sie Gelegenheit Fragen über diese Studie zu stellen?

Die zweite Sektion beinhaltet eine Reihe von Angaben, die z.B. wie folgt lauten:

  • Ich habe alle mir gegebenen Erklärungen gelesen und verstanden.
  • Mir wurden sämtliche Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit beantwortet und ich erkläre mich freiwillig bereit, an dieser Studie teilzunehmen.

Schließlich können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen, ob sie mit ihrem echten Namen oder einem Pseudonym unterzeichnen wollen.

Das gesamte Faltblatt ist zweisprachig, in koreanischer und englischer Sprache, und in einem einfachen, nicht-fachspezifischen Stil gehalten, so dass es leicht zu verstehen ist.

Fazit

Es gibt keine einheitliche Form für Einverständniserklärungen für sozialwissenschaftliche Forschungsinterviews. Jede Forscherin und jeder Forscher mag andere Aspekte als wichtig oder entbehrlich einschätzen. Um eine Einverständniserklärung für Ihre eigene Forschung zu entwickeln, bietet es sich an, sich verschiedene Formulare anderer anzusehen, die Sie im Internet finden können. Sie mögen sich dann entscheiden, manche Teil zu übernehmen, andere umzuformilieren oder ganz andere in ihre Form zu integrieren, die von besonderer Bedeutung für Ihr spezifisches Thema halten.

Ich möchte an dieser Stelle Frau Kate Cooper danken, ehemals eine Studentin am Zentrum für Angewandte Menschenrechte der Universität York, für das Bereitstellen der Einverständniserklärung ihres Forschungsprojekts, welche mein erster Anhaltspunkt war.

Wenn Sie ein/e Forscher/in oder ein/e Sexarbeiter/in sind und derzeit ein Forschungsprojekt planen, lade ich Sie herzlich ein mir etwaige Fragen zu stellen, die Sie haben könnten. Soweit es mir möglich ist, werde ich sie gerne beantworten. Eine Kopie der von uns entwickelten Einverständniserklärung ist auf Anfrage erhältlich. Bitte hinterlassen Sie einen dementsprechenden Kommentar (siehe unten).

Forschungsprojekt Korea, 14. März 2012

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